Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
erlauben, in ihre Freizeit einzudringen. Das war Regel Nummer eins.
Er hatte es bewusst darauf angelegt, sie durcheinanderzubringen. Und ja, es war ihm gelungen, gab sie mit einem trotzigen kleinen Nicken zu. Aber das würde sich nicht wiederholen, sie würde es nicht zulassen. Ihre Aufgabe war es, die Verkaufszahlen seines Buches in die Höhe zu treiben, nicht sein Ego. Für die Bewerbung des Buches wollte sie ihre Zeit, ihre volle Energie und ihre gesamten Fähigkeiten einsetzen, aber nicht ihre Gefühle.
Wenn Franconi in drei Wochen mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen nach Rom zurückfliegen würde, dann wäre dieses Lächeln allein auf den Erfolg der Tournee zurückzuführen. Mit seiner intensiven Anziehungskraft würde sie umzugehen lernen. Es ging vor allem darum, Prioritäten zu setzen, ermahnte sich Juliet. Ihretwegen konnte er unzählige Namen seiner amerikanischen Eroberungen mit auf seine Liste setzen, solange ihr Name sich nicht darunter befand.
So oder so war sie nicht ernsthaft an ihm interessiert. Das Ganze war nur ein triebhafter Impuls, mit Verstand betrachtet war es lächerlich. Außerdem zog sie einen anderen Typ Mann vor – eher solide als lässig-pompös, ernsthafter und nicht übertrieben charmant. Das war die Art von Mann, nach der eine vernünftige Frau Ausschau hielt, wenn die richtige Zeit gekommen war. Juliet ging davon aus, dass der perfekte Zeitpunkt für sie in ungefähr drei Jahren käme. Bis dahin konnte sie das Gerüst für ihre eigene Agentur realisiert und aufgebaut haben. Sie wäre finanziell unabhängig und kreativ ausgelastet. Ja, in ungefähr drei Jahren würde eine ernsthafte Beziehung perfekt in ihre Planung passen.
Das war also entschieden, beschloss sie und senkte die Lider. Eine gute Entscheidung, eine beruhigende Entscheidung. Dennoch gelang es ihr trotz des warmen Wassers und des angenehm prickelnden Schaums nicht mehr, sich zu entspannen. Leicht verärgert zog Juliet den Stöpsel heraus und stand auf, um das Wasser an ihrem Körper hinabperlen zu lassen. Der große Spiegel über dem Waschtisch war beschlagen, aber nur leicht. Durch den nebligen Dunst erhaschte sie das Bild von Juliet Trent.
Schon erstaunlich, wie blass, sanft und verletzlich eine nackte Frau wirken konnte. Das Bild, das sie von sich selbst hatte, war eine starke und praktische, ja sogar eine harte Frau. Doch in dem milchigen Spiegel dort erkannte sie Zerbrechlichkeit und Sehnsucht.
Auch Sinnlichkeit? Juliet runzelte leicht die Stirn. Sie hatte keinen Grund, enttäuscht zu sein, nur weil ihre Figur schlanke, praktische Linien aufwies statt üppiger und draller Formen. Ihre schmalen Hüften betonten ihr professionelles Image im klassischen Kostüm. Sinnlichkeit war im Beruf keineswegs ein Plus.
Ohne Make-up wirkte ihr Gesicht zu jung, zu vertrauensselig. Und ohne die sorgfältig gepflegte Frisur machte ihr Haar einen wilden, ungestümen Eindruck.
Zerbrechlich, jung, ungestüm. Juliet schüttelte den Kopf. Nicht gerade die passenden Eigenschaften für eine Karrierefrau. Zum Glück gab es Make-up und Garderobe, um bestimmte Züge entweder hervorzuheben oder abzumildern. Sie griff nach dem Badelaken und wickelte es um sich, nahm ein anderes Handtuch und wischte damit über den Spiegel. Keine Nebel mehr, dachte sie. Wenn man zum Ziel gelangen wollte, brauchte man klare Sicht.
Mit einem wählerischen Blick auf die Tuben und Tiegel auf dem Waschtisch begann sie die professionelle Miss Trent zu erschaffen.
Da sie sich in stillen Hotelzimmern unwohl fühlte, schaltete sie den Fernseher ein, während sie sich ankleidete. Nebenbei ließ sie einen Klassiker mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall laufen. Der Film war sogar entspannender als ein Dutzend Schaumbäder, dachte sie. Während sie vorsichtig die rauchfarbenen Seidenstrümpfe anzog, lauschte sie auf den bekannten Dialog. Sie verfolgte die unterdrückte schwelende Leidenschaft mit und befestigte gleichzeitig routiniert die Strümpfe an den Strumpfhaltern. Während die Geschichte auf dem Bildschirm ihren Lauf nahm, stieg sie in das eng anliegende schwarze Kleid, schloss den Reißverschluss auf dem Rücken, legte eine lange Perlenkette um und kürzte sie auf Brusthöhe mit einem geschwungenen Knoten.
Mit der Bürste in der Hand setzte sie sich auf die Bettkante und kämmte ihr Haar, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen. Der Film hielt sie gefangen, verträumt lächelnd verfolgte sie die Story mit, sie ging völlig darin auf. Dennoch
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