Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Julia – hat eigentlich gar keine andere Wahl.“
„Den Namen hat meine Mutter ausgewählt“, stellte sie fest. „Nicht ich.“
„Sie suchen also nicht nach einem Romeo?“
Juliet griff nach ihrer Aktentasche. „Nein, Mr Franconi.“
Er stieg zuerst aus und bot ihr seine Hand. Als sie auf den Bürgersteig trat, wich er nicht zurück, um ihr Platz zu machen. Stattdessen genoss er das Gefühl zweier sich berührender Körper, leicht natürlich nur, sogar höflich, schließlich standen sie auf einer öffentlichen Straße. Sie hob den Kopf und sah ihn an, weder argwöhnisch noch verlegen, sondern direkt und offen.
Er fühlte es schon wieder, das Ziehen. Es war nicht die Art, die eher unpersönlich war und einfach irgendeiner Frau galt, sondern die Art, die als Reaktion auf eine ganz bestimmte Frau direkt bis in den Magen fuhr. Früher oder später würde er sie küssen und den Geschmack ihres Mundes erkunden müssen. Schließlich war er ein Mann, der vieles nach dem Geschmack beurteilte. Aber er konnte warten. Manche Kreationen brauchten längere Zeit und größeren Aufwand bei der Vorbereitung, um perfekt zu gelingen.
„Manche Frauen“, murmelte er, „haben es nicht nötig, zu suchen. Sie müssen nur ausweichen oder vermeiden und wählen.“
„Manche Frauen“, erwiderte sie ebenso leise, „entscheiden sich dafür, nicht zu wählen.“ Sie drehte ihm den Rücken zu, um den Fahrer zu entlohnen. „Ich habe bereits eine Unterkunft für Sie reserviert, Mr Franconi“, sagte sie dann über ihre Schulter zu ihm, als sie dem wartenden Pagen den Schlüssel reichte. „Mein Zimmer liegt genau gegenüber Ihrer Suite.“
Ohne sich davon zu überzeugen, dass er mitkam, folgte sie dem Pagen in das Hotel und zu den Aufzügen. „Wenn es Ihnen recht ist, werde ich hier im Hotelrestaurant einen Tisch für das Dinner um sieben reservieren. Sie brauchen nur an meine Tür zu klopfen, wenn Sie nachher so weit sind.“ Sie schaute auf ihre Armbanduhr und überlegte. Die Zeitverschiebung eingerechnet, konnte sie noch einen Anruf nach Dallas und drei nach New York führen, bevor die Büros im Osten schlössen. „Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben, brauchen Sie nur den Zimmerservice anzurufen. Lassen Sie alles auf die Zimmerrechnung schreiben.“
Er beobachtete ihre brüsken, effizienten Bewegungen. „Sicher, das mache ich.“
„Dann bis um sieben.“ Sie schob bereits den Schlüssel in das Schloss ihres Zimmers, während der Page die Tür zur Suite auf der gegenüberliegenden Seite des Gangs öffnete. Mit ihren Gedanken war Juliet längst bei den Telefonaten, die sie zu erledigen hatte, sobald sie Jacke und Schuhe ausgezogen hätte.
„Juliet.“
Sie verharrte in der Bewegung, ihr Haar schwang mit, als sie den Kopf drehte und über die Schulter zurück zu Carlo schaute. Einen Augenblick hielt er nur stumm ihren Blick gefangen. „Wechseln Sie auf gar keinen Fall Ihren Duft“, murmelte er. „Erotik ohne Blumen, Weiblichkeit ohne Verletzlichkeit. Es passt zu Ihnen.“
Während sie ihn noch immer fassungslos anstarrte, betrat Carlo ungerührt seine Suite. Der Hotelpage setzte zu seinen Erklärungen über die Vorzüge der Unterbringung an. Carlo musste etwas Amüsantes gesagt haben, denn der junge Mann unterbrach sich und lachte laut auf.
Mit mehr Kraft als nötig drehte Juliet den Schlüssel, stieß ihre Zimmertür auf und warf sie hinter sich ins Schloss. Aufatmend lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen. Eine gute Minute stand sie so da und wartete darauf, dass sich ihre Körperfunktionen wieder normalisierten.
In Seminaren und Kursen hatte sie gelernt, wie man bestimmte Situationen heil überstand, ohne zu stottern und sich zum Narren zu machen. Sie hatte erfahren, wie man Ruhe bewahrte, niemals die Beherrschung verlor und seine Nerven immer unter Kontrolle hielt. Doch hinter dieser absolut professionellen Haltung steckte noch immer eine Frau. Es hatte sie nahezu übermenschliche Anstrengung gekostet, die Fassung zu wahren. Juliet war todsicher, dass es keine Frau auf diesem Erdball gab, die ein Treffen mit Carlo Franconi völlig ungerührt ließ. Es war keineswegs Balsam für ihr Ego, sich eingestehen zu müssen, dass sie also offensichtlich nur eine von vielen war.
Natürlich würde er es nie erfahren, versicherte sie sich, aber ihr Puls hatte seltsame Kapriolen geschlagen, seit dem Moment, da er ihre Hand geschüttelt hatte. Wirklich normalisiert hatte ihr Herzschlag sich noch immer nicht. Dumm, sagte sie
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