Ein Mann - Kein Wort
»Rettung« vorzogen, sich emotional auf niemanden mehr wirklich einzulassen, sondern alle Menschen auf emotionalem Abstand zu halten. Dies ist ihnen jedoch nur möglich um den Preis, für immer im Käfig ihrer übersteigerten Egozentrik – die nichts mit echter Selbstliebe zu tun hat, sondern eher eine Flucht vor der Liebe ist – zu bleiben. 20
Eine andere Möglichkeit, sich vor der Unberechenbarkeit und damit vor der Macht der Liebe zu schützen, besteht im häufigen Beziehungswechsel bzw. im »rechtzeitigen« Beziehungsabbruch, wobei die tiefere Bindung an einen Partner/eine Partnerin unbewusst schon im Frühstadium ihrer Entwicklung verhindert wird. Entweder wird das Gegenüber von vornherein zum Sexualpartner reduziert, oder aber es wird, sobald tiefere Gefühle ins Spiel kommen, zurückgewiesen bzw. verlassen. Ein treffendes Bonmot hierzu lautet: »Wer sagt ›Ich liebte die Frauen‹, hat nie eine Frau wirklich geliebt.« (Verfasser unbekannt)
Liebe verlangt Mut zur Nähe und zum Risiko, auch Mut zur Selbstenthüllung, und dieser Mut wiederum setzt ein gewisses Maß an Vertrauen, Selbstvertrauen und eigener seelischer Stabilität voraus. Wer zu wenig über diese Eigenschaften verfügt, wird instinktiv der Herausforderung einer tiefen, verbindlichen Liebesbeziehung eher aus dem Weg gehen und vor Partnern zurückscheuen, die an einer solchen Beziehung interessiert sind. Dies ist auch bei Männern häufig der Fall, die gerade eine gescheiterte Partnerschaft hintersich haben. Ihr Glaube an die eigene Fähigkeit zur Beziehungsgestaltung mit einer Frau ist nicht selten erheblich erschüttert. 21
Ein wunderschönes Beispiel für diese letzte Unverfügbarkeit unseres emotionalen Erlebens ist ein Gedicht von Erich Fried über die Liebe 22 :
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
.
Fazit:
Auch wenn die Unterschiede
zwischen
Männern und Frauen insgesamt geringer sein mögen als die Unterschiede
innerhalb
des weiblichen und
innerhalb
des männlichen Geschlechts, so ist doch unverkennbar, dass Männer, entsprechend ihrem Denkstil, mit Sprache tendenziell anders umgehen bzw. Sprache oft auf andere Weise gebrauchen als Frauen. Darüber hinaus fällt auf, dass männliches Denken und Handeln eher auf eine einzige Sache konzentriert ist (spotlight), während Frauen mit ihrem Denken und Handeln eher »Kreise ziehen«, man könnte auch sagen: ein breites Feld abtasten. Auf diese Weise wirkt das Denken und Reden der Männer auf Frauen oft sehr eindimensional und »vereinfachend«. Der Denk- und Argumentationsstil der Frauen wiederum macht auf Männer häufig den Eindruck, als ob sie sich permanent in Nebensächlichkeiten »verlieren« und nicht auf den Punkt kommen.
Das sind zunächst völlig neutrale Feststellungen, die keine Bewertung enthalten. Es ist nicht zu bezweifeln, dass der männliche Denkstil für bestimmte Themenstellungen und Probleme, für bestimmte Fragen und Herausforderungen ein hervorragendes und hocheffizientes Instrument darstellt. Das Gleiche gilt für den Denkstil der Frauen, doch in Bezug auf – teilweise –
andere
Herausforderungen und
andere
Lebensfragen.
Sprechen Männer mit Frauen über Sachfragen, Fakten und Tätigkeiten, so ist es durchaus möglich, dass Männer hier einige Geduld und Nachsicht mit Frauen aufbringen müssen. Wollen hingegen Frauen mit Männern beispielsweise über Gefühlszustände sprechen wie Ängste, Unsicherheit, den Wunsch nach Nähe und weitere seelische Befindlichkeiten, die sie selbst, den Partner oder ihre Beziehung betreffen, so müssen sie mit entsprechenden Hemmungen bei Männern rechnen.
4. Männer und Gefühle
»I am a rock, I am an island. And a rock feels no pain.
And an island never cries …«
23
S IMON & G ARFUNKEL , I A M A R OCK
In dem Stück »Caveman« bespricht der Hauptdarsteller seine eigenen Gefühle angesichts der abrupten Trennung nicht wirklich, sondern vertieft sich in philosophisch-analytische Grundsatzüberlegungen zu den Unterschieden zwischen Männern und Frauen. Das Erstaunliche ist: Man hat als Zuschauerin nicht den Eindruck, dass er sich dabei krampfhaft bemüht, seine Emotionen zu verbergen, sie nicht nach
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