Ein Mann - Kein Wort
Männern, was eventuell mit erklären würde, weshalb Frauen Gefühle vielfach leichter in Worte fassen können: Der Transfer von rechts nach links ist sozusagen »flotter«. Eine andere Erklärung wäre, dass die Sprachzentren bei Frauen eher auf
beide
Hirnhälften verteilt sind, so dass es für Frauen einfacher ist, Gefühle in Worte zu fassen. Dies würde auch plausibel machen, weshalb Männer, wenn sie unter Stress, d.h. unter starken emotionalen Druck geraten (d.h. von ihrer rechten Hemisphäre dominiert sind), eher still werden, während Frauen oft zu reden beginnen. Es würde außerdem erklären, weshalb Männer in aller Regel mehr Zeit als Frauen brauchen, wenn sie Gefühle zum Ausdruck bringen oder auf Gefühle eines anderen Menschen eingehen wollen. »Frauen sind nicht nur in der Lage, ihre Gefühle schneller wahrzunehmen und schneller zu reagieren, sie können auch die nächste Frage zur Kenntnis nehmen, während sie die letzte noch verarbeiten … Da die Funktionen der beiden Hirnhälften bei Frauen im Allgemeinenstärker verbunden sind als bei Männern, könnte es sich hier um einen biologisch bedingten Unterschied handeln … « 24 Auch die beiden amerikanischen Kommunikationstrainer Allan und Barbara Pease bringen in ihrem Buch »Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken« 25 einige interessante Beispiele für den unterschiedlichen Gebrauch von Sprache bei Männern und Frauen. Interessant ist, dass sie trotz ihrer äußerst ausgewogenen Darstellung zu dem eindeutigen Schluss kommen: »Wenn Männer mit Frauen besser auskommen wollen, müssen sie lernen, mehr zu reden.« 26 Ich würde allerdings präzisieren: »mehr
über sich
zu reden«. Und zwei Seiten weiter heißt es: »Männer müssen lernen, dass eine Frau nicht unbedingt Problemlösungen von ihm erwartet, wenn sie ihm etwas erzählt. Und Frauen müssen lernen, dass durchaus alles in Ordnung sein kann, wenn ein Mann nicht den Mund aufmacht.«
Fazit:
Der männliche Umgang mit Gefühlen, der sich aus fraulicher Sicht wie ein
Defizit
der Männer ausnimmt, ist nur
in bestimmten Lebenszusammenhängen problematisch
. In anderen Zusammenhängen kann dieses Wesensmerkmal sehr entlastend sein! Davon war schon die Rede, doch es sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich wiederholt: Die Gabe,
Gefühle nicht ins Bewusstsein gelangen zu lassen
, dürfte im Lauf der menschlichen Entwicklungsgeschichte durchaus auch mit Vorteilen verbunden gewesen sein. Denn schon immer war »Kaltblütigkeit« – womit ein wirkungsvolles Unterdrücken, Ausblendenoder Kontrollieren starker Emotionen bezeichnet wird – in manchen Momenten und Situationen des Lebens die beste Bewältigungsstrategie. Ja, wir müssen uns klarmachen, dass es in zahlreichen Situationen enorm wichtig sein kann, dass wir uns nicht von unseren aufwallenden Gefühlen überwältigen lassen, sondern sie sozusagen in den Hintergrund drängen und »ruhig Blut sowie kühlen Kopf bewahren« können.
5. »Doch wie’s da drin aussieht …« – Gefühlskontrolle als Notwendigkeit
»Im Ganzen genommen existiert bei den Menschen eine … hochgradige Unfähigkeit, den Seelen anderer auf den Grund zu sehen.«
T HEODOR F ONTANE
Es gehört zum Menschsein, dass wir manchmal einer Situation entgegensehen, die uns schon im Vorfeld in Angst versetzt. Dies kann ein Gespräch mit dem Vorgesetzten sein, eine Auseinandersetzung mit der Vermieterin, aber auch eine schwierige Aufgabe, von der wir nicht wissen, ob wir sie meistern werden.
Wir haben eher eine Chance, diese Situation erfolgreich zu bewältigen, wenn wir die Angst nicht
zu
übermächtig werden lassen. Sie sollte uns lediglich in einen hellwachen, zu Höchstleistungen befähigenden Zustand versetzen. Um dieses »optimale Stressniveau« zu erreichen, ist so etwas wie emotionale »Verdrängungsarbeit« häufig unerlässlich. Sie lässt sich bis zu einem gewissen Grad erlernen und bildet die Voraussetzung für emotionale Belastbarkeit und gute Leistungen in einer Menge von Lebensbereichen.
Ein Beispiel: Menschen, denen aus irgendeinem Grund für einige Zeit der Führerschein entzogen wurde, können diesen nach einiger Zeit unter bestimmten Bedingungen wiederbekommen, sofern sie sich einer »medizinisch-technischen Untersuchung« (MTU) unterziehen. Dieser Test beinhaltet auch zahlreiche Aufgaben, die schnelles Reagieren und hohe Konzentration erfordern – wie es ja auch im Straßenverkehr notwendig ist. Beides setzt voraus, dass man nicht
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