Ein Mann - Kein Wort
sehr leidenschaftlich, mit deutlicher emotionaler Beteiligung. Aber es sind
Selbstgespräche
, die er führt – er braucht dazu, so scheint es, kein Du, kein Gegenüber, keine Resonanz.
Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass diese Unterschiede in der Reaktion auf eine emotional äußerst aufwühlende Situation alles in allem doch eher zufällig oder zunächst unwesentlich seien. Mag sein – doch für den weiteren Prozess, in dem seelische Krisen und Erschütterungen verarbeitet werden, spielen sie eine bedeutende Rolle. Und wesentlich werden diese Unterschiede ganz gewiss in dem Moment, wo zwei Menschen, die so unterschiedlich reagieren, aufeinanderprallen und versuchen, einander zu verstehen bzw. sich miteinander zu verständigen! Enorm gravierende Folgen haben diese Unterschiede erst recht dann, wenn beide – Mann und Frau – das Gefühl haben: »Er/Sie wird mir nicht gerecht, kann nicht angemessen auf mich eingehen, geschweige denn mit mir umgehen.« Folgender Dialog ist dafür typisch:
Sie (nachdem sie schon einige Zeit auf ihn eingeredet hat): »Du hörst mir ja gar nicht zu!« – Er (genervt): »Das habe ich jetzt doch schon eine Stunde lang getan, wann kommst du endlich zur Sache?« – Sie (wütend): »Du verstehst mich überhaupt nicht!« – Er (ebenfalls wütend): »Doch, aber es bringt jetzt doch wirklich nichts, alles nochmals bis aufs Kleinste durchzukauen!«
Es ist unschwer zu vermuten, dass nicht nur in diesem Fall der Dialog mit beidseitiger Verletztheit, Vorwürfen, Frustration und Streit vorläufig endet. Langfristig steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit von gegenseitigem innerem Rückzug, Resignation oder gar von Trennung.
Fazit: Dass
erhebliche, schon im Mutterleib angelegte Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, ist keine Frage. Sie betreffen nicht nur den Körperbau, sondern auch die Struktur des Gehirns und damit die Art zu denken, zu fühlen, zu reagieren und sich unter Stress zu verhalten. So unerheblich all diese Unterschiede in »Friedenszeiten« sowie bei vielen alltäglichen Aufgaben und Handlungsabläufen sein können, so relevant können sie in Krisenzeiten und bei außergewöhnlichen Anforderungen sein, die sich im Lauf der Kommunikation oder Partnerschaft zwischen Mann und Frau ergeben. Dies gilt vor allemfür konfliktreiche und stressbeladene Situationen, in denen jedes Geschlecht auf besonders tief verwurzelte, aber unreflektierte Reaktionsmuster zurückgreift. Grundsätzlich kann man allerdings sagen: Eine Frau sucht unter Stress tendenziell eher Kommunikation und seelische Nähe zu anderen Menschen, ein Mann meidet unter Stress eher Kommunikation und seelische Nähe. Er zieht sich stattdessen lieber in sich selbst (oder in seine »Höhle«, siehe »Caveman«) zurück.
3. Von Natur aus anders – reden Männer und Frauen wirklich unterschiedlich?
»Was mir besonders gut gefällt: Das Stück beschreibt genau, wie schwer es uns Männern fällt, uns über einen bestimmten Punkt hinaus anderen Menschen zu öffnen.«
M ICHAEL S CHANZE 6
Zwei Hauptthesen, die »Caveman« aufstellt, sind für unser Thema besonders relevant:
Männer reden generell weniger als Frauen.
Männer sprechen mit Vorliebe über Sachprobleme und Sachthemen und vermeiden Gespräche über ihre seelische Verfassung oder ihre eigenen Probleme. Frauen sprechen ohne Mühe auch von sich selbst und ihren Gefühlen oder seelischen Belastungen.
Reden Männer wirklich weniger als Frauen?
Der zweistündige Monolog des »Caveman« weist deutlich in eine andere Richtung. Ist er eine Ausnahme? Immer wieder wird eine Statistik zitiert, derzufolge Frauen am Tag 20 000 Wörter reden, Männer hingegen nur 7 000 Wörter. Doch diese Statistik scheint falsch zu sein! Eine aktuelle amerikanische Studie mit 400 Männern und Frauen brachte nämlich ein überraschend anderes Ergebnis an den Tag: Frauen benutzten durchschnittlich 16 200 Wörter am Tag – Männer gerade mal 500 Wörter weniger, nämlich 15 700 Wörter. Wie kam man zu diesen exakten Zahlen? Die Teilnehmer wurdenmit einem Spezialrecorder ausgestattet, der sich fünf Mal pro Stunde für den Träger unmerkbar automatisch einschaltete und für 30 Sekunden die Äußerungen des Probanden aufnahm. Der Versuch erstreckte sich über mehrere Tage. Nach der Testphase wurden die aufgezeichneten Daten ausgewertet und auf den Tag hochgerechnet.
Fazit:
Der Unterschied zwischen Männern und Frauen liegt offensichtlich nicht in
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