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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Frühstück –« Drohendes murmelnd ging er.
    Der Junge arbeitete munter fort und sang dabei sein »Ria riatiritiro !« immer lauter – keiner konnte ja wissen, was er sich dabei dachte! Und je mehr gegen die Mittagsstunde zu die Knochen von der ungewohnten Arbeit zu schmerzen, die Füße zu brennen anfingen, um so mehr steigerte er sein Tempo: er ließ sich nicht unterkriegen! Er sollte zehn Mark die Woche verdienen, und die wollte er auch wert sein.
    Gegen zwölf, kurz vor der Mittagsstunde, wurde es laut im Bau: es kam Besuch. Es war der Herr Chef selbst, mit Spitzbauch und Gehpelz, laut in Sprache und Benehmen. Ach, Karl Siebrechts Vater war eine andere Art von Unternehmer gewesen, er hatte mit seinen Arbeitern so gesprochen, daß immer noch zu erkennen gewesen war, er war auch einmal ein Maurer gewesen. Er hatte ihre Sprache gesprochen, ihre Sorgen nicht vergessen. Darum hatte er es wohl auch nie zu einem Gehpelz gebracht und nie zu einem ganzen Häuserblock mit Hunderten von Wohnungen. Der Herr Kalubrigkeit schien nur schimpfen zu können, und was auch gemacht worden war, es war schlecht gemacht. »Ist das der Junge, den Sie mir wieder mal aufgeladen haben, Polier?« bullerte er los. »Ich bin keine Wohltätigkeitsanstalt! Was soll ich denn mit so ’nem Jungen?!«
    »Er ist ja billig, Herr Kalubrigkeit«, antwortete der Polier, der all dies wohl gewohnt war, gleichgültig. »Und wenn er sich erst eingearbeitet hat, wird er soviel schaffen wie ein Mann.«
    »Immer machen Sie so ’ne Geschichten! Erst den Busch – wo ich Ihnen den Busch extra verboten habe, und nun diesen Bengel! – Halt keine Maulaffen feil, Junge! Siehst du nicht, daß das Feuer nicht brennt?! Da steht er und glotzt! Und überhaupt, wozu hier noch trocknen? Die Wohnung ist trocken!« – Ein langer Herr mit einem scharfen Gesicht, aber dunklen, nicht unangenehmen Augen bemerkte, daß die Wände noch feuchte Flecken zeigten. – »Ach was! Die Wändeschwitzen eben. Das kommt, weil die Feuchtigkeit rauszieht. Seit wann heizt ihr hier in der Wohnung, Junge? Das kostet alles ein Geld! Nu –?«
    »Ich bin erst seit heute früh hier.«
    »Hättest du dich erkundigt! Dieser andere soll kommen, wie heißt er doch, dieser schwarze Buckel! Da wird einfach losgefeuert, ohne Sinn und Verstand, Polier –!«
    »Hier wird erst seit gestern geheizt.«
    »Ach was, seit gestern! Das sagen Sie auch so aufs Geratewohl! Und immerzu ist der Koks alle, natürlich, der Kalubrigkeit bezahlt neuen! Nächstens heize ich ganz Berlin! Nu, wo ist der Zwerg?« – Edwin war schon da. Mit hängenden Armen und rundem Rücken stand er vor dem Chef und verdrehte die Augen zum Gotterbarmen. – »Nu, seit wann heizt ihr hier – wie heißt du doch?«
    »Edwin! Edwin Raabe, Herr Chef«, krächzte der Buckel und schoß einen schnellen Blick nach dem Polier. »Wir heizen –«
    »Sieh nicht den Polier an! Sieh mich an. Seit wann heizt ihr diesen Abschnitt?«
    »Ick jloobe, ick jloobe, ich ha’ so’n schlechtet Jedächtnis –«
    »Heizt ihr nicht erst seit gestern?« sagte plötzlich zu dem sich Windenden der lange Herr mit den dunklen Augen.
    »Ich bitte dich, Schwager –!« schrie Herr Kalubrigkeit. »Steckst du mit der Bande auch noch unter einer Decke? Natürlich heizt ihr schon seit Dienstag oder gar seit Montag! Aber ich fasse euch, und wenn ich euch fasse, schmeiße ich euch alle raus, und Sie zuerst, Polier!«
    »Sie haben mich schon oft rausgeschmissen, Chef!« sagte der Polier gleichmütig. »Und die Wände sind eben noch naß. Wenn nachher die Baupolizei kommt, und es gibt Stunk, schmeißen Sie mich wieder raus, aber nur vor den Herren, weil ich nicht genug geheizt habe.«
    »Einmal schmeiß ich dich aber zum letzten Mal raus«, murrte Herr Kalubrigkeit. Er sah sich um und fand einen Anlaß, seinen Ärger auszutoben. »Da steht der verdammte Bengel noch immer!« schrie er. »Steht und glotzt! Steht hier zehnMinuten und glotzt! Für mein Geld! Was ist mit dem Bengel?« schrie er den Edwin Raabe an. »Sieh mich an, nicht den Polier! Tut er was, der Bengel, oder glotzt er bloß?«
    Der Buckel wand sich. »Er tut schon was, Herr Chef«, sagte er, und mit plötzlichem Entschluß: »Aber von’t Frühstück is er ooch ’ne Viertelstunde zu spät jekommen, allens, wat recht is, Herr Chef, aber ick bin reell.«
    »So, vom Frühstück eine Viertelstunde zu spät und hier dann gleich wieder zehn Minuten glotzen! Das ist ’ne feine Arbeitsstelle, der Kalubrigkeit ist ja

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