Ein Mann zum Abheben
mich aufzog, weil ich nur langsam verstand, was ihr mit sechzehn schon klar war. Kelly, wie sie mich im Literaturkreis auslacht und zu den anderen Frauen sagt: »Wir müssen alle nachsichtig mit Elyse sein. Sie ist unsere Romantikerin. Sie glaubt, dass sie eine andere Frau ist, wenn sie mit einem anderen Mann schläft.« Auch die anderen hatten gelacht. Macht einen nur das zur Romantikerin? Ich will immer
noch daran glauben, dass jeder Mann anders ist, dass ich mit jedem Mann anders bin, aber der Duft von Bay-Rum-Seife hat mich durcheinandergebracht und einen Augenblick lang unsicher werden lassen, wo ich bin und mit wem ich zusammen bin.
»Ich mag sie nicht«, sage ich.
»Was?«
»Die Seife. Ich mag sie nicht.«
Phil hebt den Kopf, streckt den Hals, um mich anzusehen. »Warum hast du sie dann gekauft?«
»Ich weiß nicht, wie sie da hingekommen ist, aber ich mag sie nicht. Bitte.« Ich schiebe ihn von mir weg. »Ich fürchte, ich bin allergisch dagegen.«
»Du bist nie gegen etwas allergisch.«
»Ich mag sie nicht.«
»Wo kommt sie her?«
»Ich weiß es nicht.«
Phil lässt seinen Kopf wieder aufs Kissen fallen. »Okay«, sagt er endlich. »Ich werfe sie weg.«
Ich bin zu schroff gewesen. Ich fahre in einer versöhnlichen Geste mit meiner Hand über seine Schulter und überlege mir, was ihn erfreuen könnte. »Der Trainer will, dass Tory fängt.«
»Fängt? Heißt dass, dass er richtig mit ihr loslegen will?«
»Offenbar.«
»Warum hast du mir das nicht erzählt? Das sind irre Neuigkeiten, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie die Jüngste im Team ist. Freut sie sich?«
»Nicht wirklich. Sie glaubt, dass das Fangen eine zweitklassige Position ist, aber ich habe ihr gesagt, dass ich eine Fängerin war und …«
»Du hast nie Baseball gespielt.«
»Ich wollte damit sagen, dass ich eine Fängerin bei den
Cheerleaderinnen war. Ich habe die anderen Mädchen aufgefangen.«
»Das ist pure Ironie.«
»Fang nicht an.«
»Ich fange nicht an.« Er verzieht sich aus dem Bett. »Ich gehe duschen, aber du kommst mit. Komm schon, steh auf. Es ist unser Hochzeitstag. Das muss es uns wert sein.«
Kapitel 31
»Mark raucht wieder«, berichtet Kelly. Das ist das Einzige, was sie nicht hinnehmen kann. Zuerst hat er es draußen auf der Veranda getan, dann hat er es ins Wohnzimmer verlagert und letzte Nacht, da hat er das Undenkbare gemacht. Er hat eine Zigarette mit ins Schlafzimmer gebracht.
»Er sagt, dass sei sein Haus, und er würde darin machen, was er will. Kannst du dir das vorstellen?«
»Wie wird es weitergehen?«
»Er wird nachgeben.«
»Wieso bist du dir so sicher?«
»Weil er sagt, dass ich von allen Frauen, die er je gekannt hat, die besten Blowjobs mache.«
Wir sind in der Küche und kochen Suppe. Das machen wir alle paar Monate - wir kommen zusammen und bereiten große Mengen von vier oder fünf verschiedenen Suppen zu. Wir teilen sie auf, frieren sie in kleinen quadratischen Tupperbehältern ein und essen drauflos, bis es Zeit ist, wieder von vorne anzufangen. Das Kochen der Suppe ist mein liebstes häusliches Ritual. Kelly legt im Hintergrund Miles Davis auf, und nachdem wir das so oft gemacht haben, haben wir ein System entwickelt. Ich sitze mit einem kleinen Schälmesser, einer Auswahl an Schneidebrettern und einem Stapel von Gemüse und Fleisch um mich herum an der Ecke der Theke. Ich schneide gern. Kelly steht ihren
Mann an den Herdplatten, und die Rezepte, nach denen wir arbeiten, liegen aufgereiht zwischen uns auf der Arbeitsplatte. Allerdings haben wir den Suppenarbeitsgang schon so oft absolviert, dass die Rezepte inzwischen ein Stück weit Formsache sind.
»Was genau machst du?«, frage ich sie. Männer haben mir gesagt, dass ich gut darin bin, aber noch nie hat mir einer gesagt, dass ich die Beste von allen, die er je gekannt hat, bin.
»Nichts Besonderes, wirklich. Du legst dich nur flach aufs Bett und lässt deinen Kopf über das Bettende hinunterhängen. Dadurch wird deine Kehle zu einem langen, geraden Kanal.« Kelly macht es vor, indem sie ihren Kopf in den Nacken wirft, als wollte sie zu schreien anfangen.
»Der Mann steht aufrecht?«
»Ja, der Mann steht aufrecht.«
»Irre.« Ich bin überrascht und beeindruckt. »Das könnte ich nie, ich müsste würgen.«
»Das ist das Schwierige daran. Die Kehle muss sich entspannen.«
»Kein Wunder, dass du einen Jaguar fährst.«
Sie lacht. Vier verschiedene Töpfe mit Vorratssuppe sind am Brodeln. Ich schiebe ihr die ersten
Weitere Kostenlose Bücher