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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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normalerweise japst er kurz und legt mir die Hände auf den Kopf, aber dieses Mal hat er nichts davon gemacht. Es war einfach nur - das ergibt alles keinen Sinn, aber es war sehr langsam. Was ich sagen will, wir hörten auf, uns zu bewegen, und es passierte - und es war anders als sonst. Ich kann das nicht richtig erklären. Weißt du, was Milton sagt?«
    »Natürlich weiß ich nicht, was Milton sagt.«
    »Es gibt da eine Stelle in Das verlorene Paradies , als Adam Michael fragt - du weißt schon, den Erzengel Michael, ich glaube, Nancy hat die Figur -, also Adam fragt ihn, wie Engel sich lieben, und Michael sagt: ›Leichter als die Luft …‹«
    »Leichter als die Luft?«
    »Genau das war es. Dieser Geschlechtsakt war leichter als die Luft.«
    »Irre. Ich muss dir Recht geben, Elyse. Das war ein romantischer Blowjob.«
    Sie schaut mich an, die Hand wieder auf die Hände gestützt. Manchmal glaube ich, dass sich alles auf der Welt ändert, nur nicht Kellys Augen. Sie sind so blau, wie sie schon immer waren, so blau, wie sie schon damals auf der Highschool waren. In ihr steckt immer noch ein Hauch des getriebenen kalifornischen Mädchens - mit ihren zerzausten
blonden Haaren und den Sommersprossen auf ihren Wangen. Ihr Hautton dagegen ähnelt sehr stark dem von Tory, so dass Bedienungen und Verkäufer annehmen, dass sie Kellys Tochter ist, wenn wir zusammen ausgehen. »Beunruhigt es dich nicht manchmal, dass es wie Kokain wirkt?«, will sie wissen.
    »Kokain?«
    »Dass du jedes Mal ein bisschen mehr brauchst, um abzuheben?«
    »War das bei dir und Daniel so?«
    Sie strafft den Rücken, fingert an den Herdschaltern herum. »Vielleicht«, sagt sie schließlich. »Ich meine, das Verlangen steigert sich - es muss sich steigern, sonst …«
    »Lässt es nach?«
    »Ich weiß nicht. Tatsache ist, dass es nicht stillstehen kann.«
    »Das ist die Suchtspirale.« Ich versuche zu lachen. »Vielleicht sollte ich dir diese Geschichten nicht erzählen.«
    »Nein, ich will sie hören. Es ist nur so, dass …«
    »Du machst dir Sorgen um mich.«
    Sie schaut auf die Suppe hinunter. »Ich mache mir Sogen um uns beide.«
     
    Später, nachdem ich zwölf Behälter mit jeweils vier verschiedenen Wintersuppen zu meiner Gefriertruhe getragen habe, rufe ich Gerry an. Ich will eigentlich nicht ihn selbst sprechen, ich will seinen AB, deshalb wähle ich seine Handyund nicht seine Büronummer, und als seine kühle, sachliche Stimme mich auffordert, eine Nachricht zu hinterlassen, denke ich mir eine lange Geschichte aus, die damit anfängt, dass ich ihn in einem Hotelzimmer mit dem Mund befriedige. Dann klopft es an der Tür, gegen seinen Willen rufe ich »Ja«, und Kelly kommt herein. Ich erkläre ihm, dass sie
und ich untersuchen, wie man einem Mann am besten einen Blowjob macht. Wir wollen herausfinden, was mehr zählt - Technik oder innere Einstellung. Ob er uns bitte helfen könnte, das zu entscheiden? Natürlich wird er. Ich flüstere in meinen Hörer: »Ganz gleich ob im Auto oder auf einem Stern … ein Mann wie du treibt es überall gern.«
    Nachdem ich aufgelegt habe, rolle ich mich auf meinem Bett zusammen. Ich bin erschöpft, wie so oft, wenn ich über Sex spreche. Während ich daliege und döse, höre ich das gedämpfte Klappern der Katzentür und die leise, dumpfe Landung von Pascal im Waschraum. Ich rufe seinen Namen, er tapst ins Schlafzimmer und springt in einer einzigen geschmeidigen Bewegung neben mein Kissen. Trotz all seiner Wildheit kommt Pascal, wenn ich ihn rufe.
    Es war ein seltsamer Tag. Eine seltsame Telefonnachricht, selbst für Gerry und mich. Vielleicht ist es ja so, wie Kelly behauptet - Kokainsex, von dem man jedes Mal mehr braucht. Doch Gerry und ich haben uns immer gegenseitig Geschichten erzählt, und er erwartet nicht, dass etwas davon wahr wird. Es ist unsere Art, uns zu trösten, und heute ist das nicht anders als sonst. Er wird es nicht als Versprechen ansehen. Zumindest glaube ich das nicht. Und dass ich Kelly das mit den Engeln erzählt habe - ich versuche einfach, sie dazu zu bewegen, wieder mit mir zu sprechen, ihr einfach nur einen Ruck zu geben, um mich zu vergewissern, ob das Band zwischen uns noch immer hält.
    Pascals Pfoten sind nass, und seine Nase ist kalt. Der Himmel weiß, wo er war oder was er gemacht hat. »Böser Junge«, sage ich, bin mir aber im Klaren, dass meine Stimme sanft, schläfrig und belegt klingt. Ich könnte genauso gut sagen »Guter Junge«. Er weiß, dass ich nicht wirklich

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