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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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böse mit ihm bin, dass ich es nie wirklich werden könnte, trotz all des Bluts und der Federn, die ich jeden Morgen auf
der Veranda vorfinde, trotz all der Tiere, die er verletzt hat. »Böser Junge«, sage ich noch einmal, er drückt sich an meinen Bauch, klein und rund wie ein Fötus, und wir beide schlafen ein.
     
    Später am Nachmittag, Phil kommt gerade herein, ruft Mrs Chapman an, um zu melden, dass die Töpfe angekommen sind.
    »Meine Liebe, das ist nicht ganz das, worüber wir gesprochen haben, oder?«, und bevor ich es erklären kann, fügt sie hinzu: »Es ist besser.«
    Vor Erleichterung zittern mir die Knie. Wir gehen nochmals die Versanddaten für die restliche Bestellung durch, und ich entschuldige mich dafür, dass ich ihr nicht mitgeteilt habe, dass die Töpfe anders sein werden als der Prototyp. Dann fange ich zu plappern an, gestehe ihr die ganze Geschichte, erzähle ihr, wie ich die Töpfe mit dem Baseballschläger meiner Tochter zerbrochen habe und Lewis für die Scherben gebetet hat. Mrs Chapmann entgegnet, dass sie weiß, wie Künstler sein können. Sie rechnet mit Änderungen und würde mir niemals die Hände binden. Sie ist einfach nur froh, dass ich sie ihr pünktlich geschickt habe.
    »Das war cool«, sage ich, als ich auflege. »Die neuen Töpfe haben ihr gefallen. Sie wird mir bezahlen, was wir vereinbart haben.«
    Phil schaut von der Zeitung hoch. »Wo du schon von Geld sprichst …«
    O Gott.
    »Die Bank hat mich heute angerufen …«
    O Gott, nicht wirklich.
    »… und gesagt, dass du vergangene Woche vorbeigeschaut und ein Konto auf deinen eigenen Namen eröffnet hast.«

    »Das habe ich dir erzählt«, lüge ich. »Ich habe es dir an dem Tag erzählt, an dem ich es gemacht habe.«
    Er legt den Wirtschaftsteil beiseite und holt sich die Sportseiten.
    »Warum haben sie dich angerufen?«
    Er knickt die Seite ab und schaut sich irgendeine Tabelle an. »Als sie deine Sozialversicherungsnummer eingegeben haben, ist ihnen aufgefallen, dass wir schon Konten dort haben und dazu ein großes Sparguthaben. Du solltest nicht für den Geldmarkt zahlen. Mir ist nicht klar, warum sie dir das damals, als du dort warst, nicht erzählt haben.«
    Dann sagt er nichts mehr.
    »Kelly und ich haben heute Suppe gekocht. Willst du etwas von dem Maiseintopf essen, den sie gemacht hat?« Mir rauscht das Blut in den Ohren, doch zu meiner Überraschung klingt meine Stimme normal. Ich verbessere mich in Sachen Falschheit.
    »Ich weiß, warum du es gemacht hast.«
    Jetzt sage ich nichts mehr.
    »Schuhe«, triumphiert er und wendet die Zeitungsseite um. »Nachdem die Bank angerufen hat, bin ich hinaus zur Rezeption gegangen und habe die Mädchen gefragt, warum eine Frau wohl ein Konto auf ihren eigenen Namen eröffnet. Sie meinten, sie macht das, weil sie nicht will, dass ihr Mann erfährt, wie viel Geld sie für Schuhe ausgibt.« Er schaut mit gerunzelter Stirn hoch. »Kosten die Guten wirklich pro Paar zweihundert Dollar?«
    Ich zucke die Achseln. »Du hast mich erwischt.«
     
    Als Gerry zurückruft, ist es 20 Uhr 30. Phil schaut Basketball. Ich nehme das Telefon wieder mit ins Schlafzimmer.
    »Mädchen, Mädchen, ich sitze im Graben. Ich habe deine Nachricht abgehört und bin von der Straße abgekommen.«

    »Dir gefällt meine Geschichte?«
    »O mein Gott!«
    Natürlich liegt er nicht wirklich im Graben. Er parkt auf dem Randstreifen einer Straße in seiner unmittelbaren Nachbarschaft, zwei Blocks von seinem Zuhause entfernt. Von früheren Anrufen wissen wir, dass der Handyempfang auf diesem Hügel gut ist, und heute Abend, wenn wir beide fiebrig sind, ist es wichtig, dass wir uns nicht aus der Leitung verlieren. »Warte einen Moment.« Ich höre das Geräusch eines Reißverschlusses. Zu lang, um von seiner Hose zu sein. Er holt etwas aus seiner Sporttasche. Ich erzähle ihm, was Kelly mit Männern macht und was ich mache, bis er plötzlich aufschreit und ich denke, ihm ist jemand hinten draufgefahren. Vor meinem inneren Auge sehe ich das Bild, wie jemand in sein unbeleuchtetes Auto fährt, das am Rand einer Vorstadtstraße parkt. Er verneint, er habe nur versucht, mit einer Hand seinen Sicherheitsgurt zu lösen, der sei hochgeschnellt und habe seinen Schwanz guillotiniert. Er hat tatsächlich »guillotiniert« gesagt. Wir lachen und lachen. Wir lachen wie Leute, die sehen, wie sich der Rettungshubschrauber der verlassenen Insel nähert.
    Später rolle ich mich zusammen, und wir reden, murmeln uns halbe Sätze

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