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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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eine Entzündung bekommen können oder irgendwas anderes Widerliches. Aber deine Zuneigung hast du sehr gut verheimlicht. Ich hatte nie den geringsten Verdacht, dass du auch nur im leisesten an mir interessiert wärst. Geschweige denn, dass mein Name deinen Körper zieren sollte.«
    Joe war damals ein sehr schlaksiger Junge mit einer Brille, die aussah wie ein Kassengestell, und Klamotten, übersät mit kleinen Buttons. Er lebte quasi bei uns im Haus, war freundlich, hatte rote Wangen und aß gut. Die wenigen Male, die ich bei ihm zu Hause war, schlich er wie ein Schatten durch die Räume und holte Schüsseln mit Müsli aus der Küche, das wir auf den Knien in seinem Schlafzimmer aßen.
    »Ich kam nicht sehr weit«, erwiderte er. »Es tat sehr weh. Abgesehen davon sind deine Initialen E. T. nicht gerade cool.«
    Joe und ich waren von Beginn an beste Freunde. Als meine Mutter ein Jahr später starb – und ich begriff, warum sie einen Vorrat an eingelegten Zwiebeln, Marmeladen und Chutneys angelegt hatte, von dem wir ein Jahr lang leben konnten –, klebten wir fast wie Kletten aneinander. Als wir größer wurden, dachten die Leute, aus uns würde ein Paar werden, doch das geschah nie. Obwohl wir später in verschiedenen Städten lebten – er studierte in Liverpool Kunst, ich an der Londoner Filmhochschule –, blieben wir in unserer Studentenzeit in engem Kontakt, bis ich mich in Ethan verliebte und wir uns kaum noch sahen. Eine Tatsache, auf die ich nicht sehr stolz bin.
    »Wenn es mit Ethan nicht klappen sollte«, witzelte Joe manchmal, »gibt’s immer noch mich.«
    Auch wenn Joe andeutete, dass sich zwischen uns vielleicht einmal etwas ergeben könnte, passierte nichts, bis wir uns fast ein Jahr, nachdem Ethan verschwunden war, eines Nachmittags in London wiedersahen. Ich war dünner, zerbrechlicher und blasser als früher. Irgendwie hatte ich mich selbst verloren und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war dankbar, dass Joe da war, der damals als Volontär bei der Islington Gazette arbeitete und das typische Outfit eines Strebers trug – Brille mit dunklem Rahmen, schmale Hose, schwarze Vans-Schuhe und eingelaufener Pullover. Er sah haargenau aus wie all die anderen auf Kunst machenden Londoner, zweifellos attraktiv und überhaupt nicht angeberisch. Er hatte seine kindliche Verletzbarkeit abgelegt, war auf ruhige Art und Weise ehrgeizig und um Erfolg bemüht. Er sprach von seinen Plänen, Redakteur zu werden, während ich gerade in der Luft hing.
    Ich betrank mich fürchterlich, und als ich Joe, der noch nie länger als drei Monate eine Freundin gehabt hatte, mein Herz ausschüttete, gestand er mir, dass er schon immer davon geträumt hatte, wir würden eines Tages ein Paar. Ich fühlte mich geschmeichelt, liebte Ethan aber immer noch und wollte mich nicht in eine neue Beziehung mit Joe stürzen, nur um Ethan zu vergessen. Dafür war unsere Freundschaft einfach zu kostbar. Doch ehe ich mich’s versah, sahen wir uns trotz meiner guten Vorsätze ständig.
    Eines Abends, nachdem wir auf Joes Couch nebeneinandergekuschelt einen Film gesehen hatten und dem Lärm eines vorbeiratternden Zuges lauschten, schliefen wir miteinander. Ich ließ die Augen auf, denn wenn ich sie schloss, tauchte Ethan hinter meinen Augenlidern auf, aber ich wusste, ich musste weitermachen und mein Leben leben, jetzt, da Ethan nicht mehr Teil davon war. Und Joe war perfekt; er kannte mich in- und auswendig. Wir waren stets beste Freunde gewesen. Mein Dad liebte ihn und freute sich riesig, als wir ein Paar wurden. Alle fanden es eine großartige Idee, und ich hörte ihnen gut zu, denn ich dachte damals, sie könnten es vielleicht besser beurteilen als ich, die anscheinend alles in ihrem Leben vermasselte.
    Joe war ganz anders als Ethan: ruhiger, entschlossener, aufmerksam, jemand, der Blumen kaufte. Er konnte toll fotografieren, und ich lernte durch ihn wunderschöne Orte kennen, von deren Existenz ich noch nicht einmal etwas geahnt hatte. Bewaffnet mit einer Thermoskanne Kaffee machten wir uns auf den Weg, nur um ein bestimmtes Licht einzufangen. Manchmal fuhren wir stundenlang mit dem Auto herum, und er konzentrierte sich auf die Straße, während ich ihn von der Seite her anschaute und ständig Sahnebonbons in mich hineinschob. Er benutzte eine altmodische Kamera, in die noch ein echter Film eingelegt wurde, und entwickelte die Fotos in einer Dunkelkammer unter der Treppe seiner Wohnung. Ich erinnere mich noch, wie ich das erste Mal

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