Ein Millionär und Verführer
nach. Er hatte tiefstes Vertrauen in Georges Menschenkenntnis.
George runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Sie ist kein schlechter Mensch“, antwortete er. „Aber irgendetwas geht da vor sich. Scheint komplizierter zu sein, als sie auf den ersten Blick wirkt.“
Leo ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. „Fast alle intelligenten Frauen sind kompliziert.“
„Stimmt“, erwiderte George und nickte, doch er wirkte nicht sehr überzeugt. „Wie ist die Sache mit dem Ehevertrag gelaufen?“
„Ich musste darauf bestehen, dass sie ihren Anwalt einen Blick darauf werfen lässt. Er hat dann eine Klausel eingefügt, laut der Calista zehn Millionen bekommen sollte, wenn wir uns nach über sechs Monaten Ehe wieder scheiden lassen. Mein Anwalt hat ihn dann auf zwei Millionen heruntergehandelt. Sie schien damit vollkommen einverstanden zu sein, jedenfalls hat sie unterzeichnet, ohne eine Miene zu verziehen.“ Leo sah ihn an. „Ihr scheint diese Ehe so wichtig zu sein, dass ich bezweifle, dass sie überhaupt einen Gedanken an Geld verschwendet hat. Muss die Idee ihres Anwalts gewesen sein.“
„Bist du sicher, dass sie nicht weiß, dass dein Vormund ihren Vater ruiniert hat?“, hakte George nach.
„Woher sollte sie?“ Wie immer, wenn von Clyde Hawkins die Rede war, bekam Leo einen bitteren Geschmack im Mund. „Das alles ist zehn Jahre her, und ich habe alle Spuren verwischt, die von ihm zu mir führen könnten. Außerdem war ich an dieser Sache damals gar nicht wirklich beteiligt. Clyde hat mich French als seinen hochbegabten Sohn vorgestellt, und meine einzige Aufgabe bestand darin, Calistas Vater zu bestätigen, was für ein Genie Clyde ist.“
„Warum heiratest du sie eigentlich?“, fragte George brüsk.
Außer George hätte sich wohl kein Mensch getraut, ihm eine so direkte Frage zu stellen. „Abgesehen davon, dass ich mit ihr schlafen will?“, fragte Leo und zog die Augenbrauen hoch.
George lachte auf. „Ja, abgesehen davon.“
„Ich will den japanischen und den indischen Markt erobern. Leider musste ich feststellen, dass meine potenziellen Kunden dort ein Problem damit haben, dass ich ledig bin. Calista passt einfach perfekt: Sie ist schön und kommt aus gutem Haus. Ich betrachte sie als vielversprechende Investition.“
„Dann ist das alles eine geschäftliche Entscheidung?“, wollte George wissen.
„In erster Linie ja. Das Timing ist perfekt.“
George stieß erneut mit ihm an. „Auf eine glückliche Ehe, Leo. Nach allem, was du durchgemacht hast, hast du dir etwas Frieden verdient. Ich hoffe, dass Calista die Richtige ist.“
Während sich der Hubschrauber langsam auf den Landeplatz vor Leos Seehaus senkte, konnte Calista vor Nervosität kaum mehr stillsitzen. In wenigen Stunden würde sie verheiratet sein!
„Wahnsinn“, rief Tami staunend und machte mit ihrem Handy ein Foto von der Villa. „Das ist ja der absolute Hammer! Kommt ein Fotograf zur Hochzeit?“
„Ja.“ Calista atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
„Geht es dir gut?“, fragte Tina. „Du bist ganz blass!“
„Das liegt nur am Hubschrauber“, beeilte sich Calista zu sagen und zwang sich zu lächeln. „Hat euch der Flug Spaß gemacht?“
„Genial“, sagte Tami.
„Und dir, Justin?“, fragte Calista ihren Neffen.
„Cool“, antwortete er, wobei er erfolglos versuchte, möglichst unbeeindruckt zu wirken. „Wenn ich groß bin, will ich auch so ein Ding haben.“
Sharon lachte. „Na, dann bemüh dich mal um gute Noten.“
Auf dem Landeplatz wartete ein ganzes Heer von Angestellten darauf, die Neuankömmlinge zu begrüßen. Calista ging einen Augenblick in sich, ehe sie aus dem Hubschrauber stieg. Bald würde sie Mrs. Leo Grant sein. Als sie vor Angst Herzklopfen bekam, betrachtete sie ihre Schwestern. Sie waren so jung und hatten schon so viel opfern müssen. Leo zu heiraten und ihnen wenigstens finanzielle Sicherheit zu bieten war das Mindeste, was sie für sie tun konnte.
„Miss French?“, riss einer von Leos Angestellten sie aus den Gedanken. Er schien schon eine ganze Weile mit ausgestreckter Hand dazustehen und darauf zu warten, dass sie sich von ihm aus dem Hubschrauber helfen ließ.
„Oh, danke“, erwiderte Calista lächelnd und ergriff seine Hand.
„Mein Name ist Henry“, stellte er sich vor. „Ich bin für die Dauer Ihres Aufenthalts Ihr persönlicher Assistent. Mr. Grant hat alles für Sie und Ihre Familie vorbereiten
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