Ein Millionaer zum Heiraten?
Nina ihren Vater braucht. Sie ist jetzt fünf Monate alt.“
Kyle wurde blass.
Er hatte mit Bianca Thompson geschlafen, aber er hatte sich geschützt – wie er das immer tat. Sie hatten sich nicht besonders gut gekannt. Es war für beide eher eine spontane Affäre gewesen, vor über einem Jahr, ehe er für ein Jahr zu einem Einsatz nach Afghanistan aufgebrochen war.
Also konnte es rein rechnerisch stimmen.
Kyles Blick flog zu der Kleinen, die ihn mit hellblauen Augen verschlafen anblinzelte. Es waren die gleichen Augen wie die seiner Mutter, seiner Brüder …
Verdammt. Viele Leute hatten blaue Augen, und viele Leute wussten, wie seine Familie aussah. Und genau diese Leute hatten bestimmt auch von dem beträchtlichen Anlagevermögen der Familie Landis gehört. Gegen seinen jüngsten Bruder hatte sogar eine Frau, die ihm tatsächlich etwas bedeutet hatte, eine falsche Vaterschaftsklage erhoben.
Kyle unterdrückte einen Fluch. Er musste dieses Gespräch jetzt beenden, es erst fortsetzen, wenn er nähere Informationen über diese Frau zur Verfügung hatte. Und dann vorzugsweise an einem Ort, an dem er sich nicht sorgen musste, dass jedermann von der Presse bis zum Gouverneur von South Carolina mithören könnte.
„Ma’am …“
„Slater. Ich heiße Phoebe Slater.“ Sie beruhigte das Baby mit kleinen Kreisen zwischen den Schulterblättern und wiegte sich dabei sanft hin und her wie eine professionelle Kinderfrau.
Beeindruckend. Von seinem Bruder und seiner Schwägerin wusste er, wie anstrengend es war, eine kleine Krabbe in diesem Alter zu beruhigen.
„Okay, Ms. Slater, lassen Sie uns einen Termin für dieses Gespräch vereinbaren, wenn wir nicht gegen eine Band anreden müssen und sicher sein können, nicht unterbrochen zu werden …“
„Und das ist Nina.“ Sie drehte sich etwas zur Seite, damit das pausbäckige Gesichtchen des Babys ganz zu sehen war.
Niedliches Kind. Aber das war nicht von Bedeutung. „Ich glaube nicht, dass jetzt …“
„Ihre Mutter ist Bianca Thompson.“
Das hatte sie bereits gesagt, aber es noch einmal zu hören, veranlasste ihn, das Baby genauer zu betrachten. Die Kleine hatte nicht Biancas rotes Haar, sondern dunkelbraunes. Wie er. „Wo ist Bianca? Warum unterhalte ich mich mit Ihnen statt mit ihr?“
Seine Zweifel verstärkten sich, während er versuchte, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen, ehe die ganze Geschichte in aller Öffentlichkeit hochging.
Kyles Mutter hatte große Anstrengungen unternommen, um diesen Empfang anlässlich seiner Rückkehr zu organisieren. Es bedeutete ihr sehr viel, da auch das Ende seines Militärdienstes gefeiert wurde. In zwei Wochen würde er eine neue Karriere einschlagen und als Vorstand die internationalen Interessen der Landis-Stiftung wahrnehmen.
Kyle wollte seine Familie nicht unnötig durch einen Skandal in Aufregung versetzen. Familie bedeutete ihm alles.
Voller Unbehagen betrachtete er erneut das Baby, das wirklich verdammt niedlich aussah in seinem rosa Kleidchen.
„Ich sollte mich um Nina kümmern, bis Bianca sich an ihrem neuen Wohnort in Südflorida eingelebt hat. Dann wurden aus ein paar Wochen Monate. Als sie nicht mehr anrief, machte ich mir Sorgen und verständigte die Polizei, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Das rief dann die Jugendfürsorge auf den Plan, und wenn ich nicht bald eine Lösung finde …“
Phoebes Stimme zitterte leicht, ehe sie in normalem Ton weiterredete. „… dann werden sie Nina zu Pflegeeltern geben.“
Kyle war sich nicht mehr sicher, worauf Phoebe hinaus wollte. Aber um ehrlich zu sein, war selbst eine Unterhaltung mit einer Frau, die nicht alle Tassen im Schrank hatte, interessanter als der Small Talk mit Leuten, die heute Abend in erster Linie wegen des kostenlosen Essens hier waren und wegen der Chance, mit Politikern in Berührung zu kommen. Phoebe Slater war alles andere als langweilig.
„Sie wollen also, dass ich dieses Kind aufnehme, ohne einen Beweis zu haben, wer Sie sind oder wer diese Kleine ist.“
„Hören Sie mich zu Ende an.“ Das Braun ihrer Augen wurde dunkler, und ihre Panik war ihr deutlich anzumerken.
Kyles Instinkt schlug Alarm. Falls diese Frau eine Betrügerin war – oder eine Verrückte –, dann könnte die Kleine in Gefahr sein. Das änderte die Dinge vollkommen. „Vielleicht sollte ich das Baby doch einmal halten, während wir einige Details überprüfen.“
„Sie glauben mir nicht, stimmt’s? Einen Moment, cleverer Mann.“
Phoebe
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