Ein Millionaer zum Heiraten?
Jugendfürsorge auf sie lenken. Phoebe musste vorsichtig sein.
Wenigstens redete Kyle noch mit ihr. Vielleicht hatte er eine Idee, wie man das Sorgerecht sicherte. Und wenn nicht, dann könnte sie noch einmal mit mehr Finesse auf eine Heirat zu sprechen kommen.
Eine Scheinehe war nicht ideal, sicher, aber auch nicht das Ende der Welt. Zum wahrscheinlich hundertsten Mal sagte sich Phoebe, dass es keine vollkommen hirnverbrannte Idee war. Allerdings konnte sie sich vorstellen, dass ihre Eltern entsetzt über ihr Vorhaben wären, wären sie nicht schon lange tot.
Sie hatte alles durchdacht. In Las Vegas heiraten jeden Tag Leute aus viel fadenscheinigeren Gründen. Ehegelübde bedeuteten den meisten Leute heutzutage so gut wie nichts mehr.
Und Phoebe würden sie mit Sicherheit nie wieder etwas bedeuten.
Sie wollte gerade einen Schritt auf Kyle zu machen, als eine Gestalt in den efeubewachsenen Spalierbogen der kleinen Laube trat.
Abrupt fand sich Phoebe in der Wirklichkeit wieder. Sie musste sich vor den Presseleuten, von denen Kyle gesprochen hatte, in Acht nehmen.
„Kyle, mein Lieber, da bist du ja.“ Eine ältere blonde Frau trat aus dem Halbschatten heraus. Sie legte Kyle eine Hand auf den Arm, und Phoebe fiel auf, wie perfekt diese manikürt war.
Seine Mutter.
Phoebe kannte die ehemalige Senatorin und spätere Außenministerin Ginger Landis Renshaw aus der Presse. Aber selbst wenn sie sie noch nie gesehen hätte, die Ähnlichkeit zu ihrem Sohn konnte niemandem entgehen. Mutter und Sohn hatten zwar eine unterschiedliche Haarfarbe, aber ihre Gesichtszüge und ihr Lächeln waren gleich.
Ginger musste Anfang fünfzig sein, doch das sah man ihr nicht an. Als sie jetzt mit einer Hand beiläufig über ihr schlichtes rotes Abendkleid von Chanel strich, gelang es ihr beinah, ihre Neugierde zu überspielen. „Unsere Gäste wundern sich langsam, wohin du entschwunden bist.“
„Mom, wir müssen einen leeren Raum finden und uns unterhalten. Sofort.“ Er trat beiseite und gab so den ungehinderten Blick auf Phoebe frei.
Der Ausdruck in Gingers blauen Augen wechselte von Neugier zu Besorgnis. „Kyle? Was geht hier vor?“
„Nicht jetzt, Mom“, erwiderte er ruhig, aber mit Nachdruck. „Wir müssen dieses Gespräch in einen Raum verlegen, der eine Tür hat, die man schließen kann.“
Augenblicklich straffte seine Mutter die Schultern, und man spürte förmlich, dass sie ab jetzt die Dinge in die Hand nehmen wollte. Diese Bereitschaft zur Verantwortung hatte ihr während ihrer Zeit als Außenministerin auf der ganzen Welt Respekt eingebracht. Und diesen Willen zeigte sie heute als Botschafterin in einem kleinen, aber politisch mächtigen Land in Südamerika immer noch.
„Natürlich. Hier entlang bitte.“
Von der Gartenlaube bahnte sie ihnen einen Weg direkt ins Clubhaus. Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete sie dem Manager vorzugehen und sein Büro aufzuschließen. Phoebe folgte ihr, ganz benommen vor Bewunderung für diese Frau, die alles so mühelos bewerkstelligte.
Verflixt. Schluss mit Bewunderung. Sie würde für Nina auch alle Hebel in Bewegung setzen, wenn es sein musste. Aber sie hoffte sehr, in diesem politischen Machtzentrum einen Verbündeten zu finden.
Die Tür schloss sich hinter ihnen, und Phoebe fand sich in einem Büro, das mit dunklen Möbeln und schweren Polstermöbeln ausgestattet war, wieder. Es roch stark nach Möbelpolitur und süßlichen Blumen.
Ginger zeigte mit Blick auf Phoebe auf einen Ohrensessel. „Setzen Sie sich, meine Liebe. Selbst kleine Babys können ziemlich schwer werden, wenn man sie zu lange auf dem Arm hat.“
Überrascht nahm Phoebe Platz. Das Angebot nahm sie gerne an, denn ihr taten wirklich die Arme weh. Trotzdem durfte sie nicht für eine Sekunde ihre Wachsamkeit aufgeben. Die Unterstützung Kyles Mutter zu erlangen, war ebenso wichtig wie sein Vertrauen zu gewinnen.
Ginger sah ihren Sohn fragend an.
Er rieb sich den Nacken. „Mom, wie es scheint, habe ich womöglich ein Kind zurückgelassen, als ich nach Afghanistan ging.“
An diesem verrückten Abend wusste Kyle nur eines mit Sicherheit: Wenn man einen Landis mit einer Krise konfrontierte, setzte der augenblicklich Himmel und Hölle in Bewegung, um die Krise zu meistern.
Kaum hatte er geäußert, dass das Kind, das Phoebe auf dem Arm hatte, möglicherweise von ihm war, hatte seine Mutter auch schon das Heft in die Hand genommen. Umgehend rief sie ihre getreue Assistentin an und versammelte den
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