Ein Millionaer zum Heiraten?
Rest der Familie im Büro des Country Clubs. So viel zu der Idee, die Dinge geheim zu halten.
Mit vier Landis-Brüdern, von denen zwei verheiratet waren, waren sie nicht gerade eine kleine Gruppe, die sich im Büro des Clubs versammelt hatte. Sein Bruder Sebastian, der Anwalt war, saß am ausladenden Schreibtisch und überprüfte mit geschultem Blick die Unterlagen, die Phoebe mitgebracht hatte. Der Rest der Familie stand wie angewurzelt um den Ohrensessel herum, in dem Phoebe saß und der Kleinen ein Fläschchen gab.
Nervös ging Kyle hinter seinem Bruder auf und ab. Sebastian war ein Jahr jünger als er selbst, aber seine ruhige, ernsthafte Art hatte ihn immer älter wirken lassen. Im Moment waren sie auf seine anwaltlichen Fähigkeiten und seine Besonnenheit angewiesen.
Sebastian klappte die Akte zu und sah hoch. „Ist sie deine Tochter?“
Abrupt blieb Kyle stehen und setzte sich auf die Schreibtischkante. „Entfernt besteht die Möglichkeit.“
Eine Möglichkeit, die ihn immer noch völlig aus der Fassung brachte. Viel mehr als damals die Rakete, die sein Flugzeug in Afghanistan abgeschossen hatte. Er rieb sich kurz die Nasenwurzel, dann ließ er die Hand sinken. „Falls sie wirklich Bianca Thompsons Kind ist, so käme das zeitlich mit unserer … gemeinsam verbrachten Woche schon hin.“
„Eine Woche? Was du nicht sagst.“ In den normalerweise ernsten Augen seines Bruders blitzte es amüsiert auf.
Aber Kyle war nicht nach Lachen zumute. „Wir haben uns getroffen, als ich zwischen zwei Auslandseinsätzen zu Hause war. Keiner von uns beiden war an etwas Langfristigem interessiert.“
„Das bist du nie.“ Sebastian senkte den Blick.
Ja, Kyle war nicht für ernsthafte Beziehungen bekannt, aber zumindest machte er das immer klar, statt falsche Hoffnungen zu wecken. „Und deshalb ist es noch paradoxer, dass Phoebe mir einen Heiratsantrag gemacht hat.“
„Ich finde, aus ihrer Sicht ist das nur vernünftig.“ Sebastian sprach leise, damit die anderen im Raum sie nicht hörten. „Falls sie deinen Ruf kennt, braucht sie nicht zu befürchten, dass sie oder das Baby dir ans Herz wächst.“
„Sie hat gesagt, sie hätte mir den Antrag aus lauter Verzweiflung gemacht, weil sie die Jugendfürsorge heraushalten will. Dass sie es natürlich mit einer Ehe nicht ernst meint und dass ich ja vielleicht eine bessere Idee habe.“ Er zermarterte sich immer noch den Kopf. „Hast du irgendeinen Vorschlag?“
Sebastian fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „Ich denke, als Erstes müssen wir klären, ob die Kleine wirklich deine Tochter ist. Ich habe noch nie zu den Leuten gehört, die sofort erkennen, dass irgendein Kind das Kinn irgendeiner Großtante hat, aber ich muss zugeben, sie sieht wirklich aus wie eine Landis.“
Die Ungewissheit machte Kyle am meisten zu schaffen. „Hast du eine Ahnung, wie lange es dauert, bis das Ergebnis eines Vaterschaftstests feststeht?“
„Ehrlich gesagt, habe ich nie einen machen lassen müssen.“ Sebastian schaute zu seiner Frau hinüber, und seine Zuneigung war unübersehbar. Ihr Sohn war vor wenigen Monaten auf die Welt gekommen, eine unerwartete Überraschung nach dem schrecklichen Verlust ihrer kleinen Adoptivtochter, denn die leibliche Mutter hatte es sich anders überlegt und hatte die Kleine zurückhaben wollen. „Aber Jonah sollte das wissen.“
Ihr jüngster Bruder war von jeher ein Draufgänger gewesen, und das so gründlich, dass man irgendwann nicht mehr unterscheiden konnte, ob die Geschichten über ihn wahr waren oder nur seinem Ruf entsprachen.
Kyle hatte seinen jüngeren Bruder immer besser verstanden als der Rest der Familie, obwohl das Militär ihm dabei geholfen hatte, seine wildere Natur zu zähmen. Und doch schien es jetzt so, als habe er womöglich Mist gebaut.
„Je eher wir das Ganze klären können, desto besser.“
„Was weißt du über sie?“ Sebastian machte eine Kopfbewegung Richtung Phoebe, die das Baby gerade hochhob, damit es ein Bäuerchen machen konnte. Dafür hatte sie ein Handtuch aus der Toilette über der Schulter liegen.
„Überhaupt nichts.“ Kyle schlug erneut den schmalen Aktenordner auf und blätterte in den Unterlagen. „Ich bin ihr noch nie begegnet, aber diese Fotos, die sie mit Bianca zeigen, scheinen echt zu sein.“
„Der Privatdetektiv, den ich hin und wieder beschäftige, wird ihre Geschichte bis morgen früh geklärt haben. Die Tatsache, dass sie im gleichen Bundesstaat lebt und arbeitet, macht die
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