Ein Millionaer zum Heiraten?
Atlantik. Eine lang gestreckte Treppe führte zu einer umlaufenden Veranda in der ersten Etage, wo sich der Haupteingang befand.
Das Erdgeschoss bestand aus mit schmiedeeisernen Gittern versehenen Arkaden. Genau wie in Charleston waren auch hier die Häuser, die so nah am Meer standen, dem von Wirbelstürmen verursachten Hochwasser ausgesetzt. Dagegen schützten sich die Menschen, indem sie das Erdgeschoss unbewohnt ließen und stattdessen in die Höhe bauten.
Die angrenzende Garage hatte so viele Tore, dass Phoebe das Zählen aufgab. Als Kyle den Wagen neben dem Haus zum Stehen brachte, konnte sie von ihrem Sitz aus das Meer sehen. Hinter ihnen wuchsen üppige grüne Sträucher. Zwischen Haus und Strand lag ein Swimmingpool, dessen Wasser malerisch im Mondlicht glitzerte.
Kyle legte eine Hand auf den Türgriff. „Ich hole Ihr Gepäck aus dem Kofferraum, und Sie nehmen bitte inzwischen die Kleine aus dem Wagen.“
Ehe sie antworten konnte, stieg er aus. Anscheinend hatte er von seiner Mutter die Einstellung geerbt, stets das Kommando zu übernehmen. Phoebe ging um den Mercedes herum und aktivierte dabei gleich mehrere Bewegungsmelder, bis helles Licht den Vorplatz überflutete. Vorsichtig, um Nina nicht aufzuwecken, nahm Phoebe den tragbaren Kindersitz heraus.
Kyle hob ihren kleinen Koffer, eine Reisetasche und ein Reisebettchen aus dem Kofferraum. „Sie reisen aber wirklich mit leichtem Gepäck, verglichen mit den meisten Frauen, die ich kenne.“
„Ich wollte ja nur über Nacht bleiben.“ Sie hatte ganz darauf vertraut, sich seine Unterstützung zu sichern und dann am Morgen nach Hause zurückzufahren. Eine naive Vorstellung – erst jetzt, nach all den Gesprächen, wurde ihr klar, wie kompliziert die Dinge lagen. „In Columbia wartet ein Job auf mich.“
Kyle zeigte auf die lang gestreckte Treppe nach oben. „Dann können Sie Nina ja hierlassen.“
Am Fuß der Treppe zögerte Phoebe. Ein beklemmendes Gefühl überkam sie plötzlich, und sie hatte Angst, das Haus zu betreten. Himmel, es war doch nicht so, dass er sie beide auf dem Dachboden einsperren konnte. „Ich werde Nina nicht im Stich lassen.“
„Und ich auch nicht.“ Erleichtert registrierte Phoebe den Nachdruck, mit dem er das sagte.
Aber konnte sie ihm vertrauen?
Phoebe wandte den Blick von seinen magischen blauen Augen ab und konzentrierte sich wieder auf die Treppe. Sie würde nur vorübergehend hier wohnen, bis er zu seinem nächsten Einsatz aufbrach. Dann konnte sie ihr gewohntes Leben weiterleben. „Also gut, ich bleibe, solange es unbedingt nötig ist.“
„Was ist mit Ihrem Job?“, erklang seine betörende tiefe Stimme hinter ihr, als er ihr die Außentreppe hinauf folgte.
„Ich gebe in diesem Semester alle meine Kurse online.“ Sie hatte nicht geahnt, was auf sie zukommen würde, als Bianca ihre Tochter bei ihr abgab. Aber als Bianca plötzlich unauffindbar blieb, hatte sie ein Urlaubssemester beantragt, um immer bei Nina sein zu können. Vielleicht war das ihre einzige Chance im Leben, sich um ein Baby zu kümmern … „Ich kann von hier aus arbeiten, bis wir die Dinge geregelt haben.“
Bis er wieder weg war.
Ihr Leben würde schon bald wieder seinen gewohnten Gang gehen. Sein Job und seine Neigung zu nur kurzen Beziehungen würden ihn in absehbarer Zeit aus ihrem Leben verbannen. Und sie hatte ja wirklich keine andere Wahl, als hier einzuziehen, wenn sie Nina behalten wollte.
Phoebe zeigte auf ein eingeschossiges Kutscherhaus neben einer Gruppe Sumpfeichen und Zwergpalmen „Wer wohnt denn dort drüben?“
„Mein jüngster Bruder, Jonah. Er studiert Architektur und arbeitet gerade an seinem Abschluss. Zwischen seinen Reisen zu verschiedenen Praktika in Europa wohnt er hier.“
Weiß gestrichen und mit graublauen Fensterläden war das Kutscherhaus größer als die meisten Einfamilienhäuser und mit Sicherheit geräumiger als ihr kleines Apartment in Columbia. „Es ist bildhübsch.“
Ihr war klar gewesen, dass Kyle aus einer vermögenden Familie stammte, aber seinen luxuriösen Lebensstil so direkt vor Augen geführt zu bekommen, machte ihr unmissverständlich klar, dass sie beide aus völlig verschiedenen Welten kamen.
Phoebe umfasste den ständig schwerer werdenden Autokindersitz fester, als sie oben an der Treppe ankam. Die imposante Eingangstür öffnete sich, ehe Kyle auch nur die Hand auf den Knauf legen konnte.
Sebastian, der Anwalt, stand vor ihnen. Die Brüder sahen einander so ähnlich, dass man
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