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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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den Lift rief, der ins Penthouse führte.

53
     
    Dass das Licht gedimmt worden war, war das erste, was ihr auffiel, als sie aus dem Lift trat. Sie sah zu den Wandleuchten links und rechts von ihr auf und stellte fest, dass jede einzelne eine andere Glühbirne trug. Der Flur wurde nur schwach beleuchtet. Vor ihr auf dem Boden war ein Meer aus Rosenblüten ausgestreut worden. Scheinbar Abermillionen Blüten lagen überall auf dem Flur. Vicky fragte sich, wer all das arrangiert hatte – und vor allem wieso – und trat über die Blüten hinweg den Flur entlang. Je näher sie zu der Biegung kam, die zu den beiden Penthouse-Appartements führte, umso deutlicher hörte sie Musik. Der vordere Teil des Penthouse-Komplexes wurde mit Musik beschallt.
     
    Auf dem Flur zu ihrem Appartement war niemand zu sehen. Es schien, als hätte jemand all dies arrangiert und wäre dann verschwunden. Für einen kurzen Augenblick musste Vicky an „The Stand“ von Stephen King denken, wo eine furchtbare Grippe 98,2 Prozent der menschlichen Bevölkerung ausgelöscht hatte. In dem Film gab es einige Sequenzen, in denen ebenfalls verlassene Straßen, verlassene Tische, auf denen noch das Abendessen angerichtet war, ebenso wie verlassene Büros und verlassene Einkaufszentren vorgekommen waren. Sie schüttelte kurz den Kopf. Nein, dieses Mal würde keine Grippe daran schuld sein, dass sich niemand hier auf dem Flur befand  - wahrscheinlich hatten die Newtons sich einen schönen Abend machen wollen, lagen gerade in ihrem – Marks – Bett und feierten den Heiligen Abend auf ihre ganz eigene Weise. Vicky lächelte leicht, als sie um die Ecke bog und ihr Blick auf die Terrasse fiel. Das Meer aus Rosen lag immer noch vor ihr ausgebreitet. Draußen auf der Terrasse brannten einige Fackeln, die auf großen, etwa eineinhalb Meter großen Bambusstäben angebracht waren. Inmitten der Fackeln stand eine dieser großen, runden, überdachten Relaxliegen, die man oftmals in Luxusspas fand und die Home Depot im Sommer in seinem Prospekt für 1299 Dollar angeboten hatte. Die Liege stand mit dem Rücken zu Vicky, sah aber unbenutzt aus. Sie schüttelte kurz den Kopf. Den Newtons hätte sie so eine romantische Ader gar nicht zugetraut. Sie beide wirkten nicht gerade wie Romeo und Julia sondern eher verhärmt. Vicky hatte oftmals gedacht, dass dies wohl die Nebenwirkungen der über zwanzigjährigen Ehe waren, die die beiden verband. Sie wirkten wie zwei Menschen, die nicht ihretwegen zusammen waren, sondern wegen der Gewohnheit. Vermutlich waren sie schon länger als ihr halbes Leben ein Paar. Nicht viele Paare würden nach so langer Zeit noch einmal ganz von Vorne anfangen sondern sich einfach mit der Situation abfinden und arrangieren.
     
    Vicky zog ihren linken Lederhandschuh aus und steckte ihn in ihre linke Manteltasche. Dann zog sie ihren Zeigefinger über das hellgraue Touchpad neben ihrer Eingangstür, die sich mit einem leisen Klick öffnete.
     
    In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie so viele Kerzen auf einmal gesehen. Ihr ganzes Vorzimmer war damit ausstaffiert. Abertausende Kerzen in allen Formen und Größen standen auf dem Boden, auf den Schränken und Kommoden und auf dem Fenstersims und wehten sanft im Windhauch, den die Eingangtür verursacht hatte. Auch hier im Vorzimmer lagen – wie draußen im Flur – Rosenblüten.  Die Wohnung wurde mit Musik von Richard Marx leise beschallt.
     
    Vicky stellte ihren Trolley neben der Tür ab und schob den Teleskopgriff in seine Halterung. Sie schaute sich langsam um. Die flackernden Kerzen tauchten den Raum in warmes Licht. Bis auf die Musik war alles still. Sie hörte weder Stimmen noch sonstige Geräusche aus der Wohnung. Und sie vermisste ihre Katzen. Für gewöhnlich warteten alle drei schon vor der Eingangstüre, wenn sie hörten, wie Vicky hereinkam. Doch jetzt fehlte von den drei Stubentigern jede Spur. Sie zog den rechten Lederhandschuh aus und steckte ihn in ihre rechte Manteltasche, bevor sie auch die Knöpfe des Mantels öffnete, schlüpfte aus ihm heraus und hängte ihn sich über den rechten Unterarm. Sie wagte nicht, ihn zwischen all den Kerzen an der Garderobe aufzuhängen. Langsam ging sie einen Schritt in das Vorzimmer hinein,  lauschte in die Stille, konnte aber immer noch nichts hören. Sie fragte sich, was das alles hier zu bedeuten hatte.
     
    Vor einigen Jahren hatte sie einen Fall übernommen, bei dem eine junge Frau Hauseigentümer in besseren Wohngegenden in den Vororten

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