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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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warum ich die Bullen nicht rufen soll.«
    Die Frau guckt ihn an. Angst spiegelt sich in ihrem Gesicht. Sie steht auf und geht. Matti scheint es, dass sie ihr Kind noch kräftiger umarmt.
    Â»Ich hab einen«, sagt Georg. »Hast du Zeit?«
    Matti hat jetzt alle Zeit der Welt.
    Georg atmet durch. Dann erzählt er. Wie er abgetaucht ist. Von Ingeborg, mit der es nicht lang gut ging. Aber sie wurden keine Feinde. Von seinem Eifer, den er erst abschleifen musste. Von der Unbedingtheit und den Toten. Deren Toten und ihren Toten. Und dass es umsonst war. Dass er verzweifelte. Dass er sich fast die Kugel gegeben hätte. Nicht nur einmal. Dass er alles wieder und wieder durchdacht hat. Und herausfand, was sie hätten stattdessen tun sollen. Aber das zu verstehen, machte die Verzweiflung unaushaltbar. Leben weggeworfen. Seins. Von vielen. Er spricht atemlos. Schnell, kaum verständlich. Verschluckt Silben. Doch Matti versteht. Er kennt den Klang von Georgs Stimme. Er weiß, was der sagen will, auch wenn Worte fehlen. Er hat genauso gedacht. Damals und manchmal später noch. Matti hört und füllt die Lücken aus der Erinnerung. Allmählich beginnt er zu verstehen. Georg will sein Leben zurückhaben. Er hat es selbst weggeworfen. Er muss es sich selbst zurückholen. Dafür hat Georg einen Plan. Und für den Plan braucht er Hilfe. Von Fendt und Zitkowski. Die haben mich nicht verraten. Auf die kann ich mich verlassen. Ich versteh, dass viele auf die schlecht zu sprechen sind. Wäre er auch gewesen, hätte er in deren Knästen gesessen. Aber wer soll ihm sonst helfen? Er kann sich die Leute nicht aussuchen. Braucht welche mit Erfahrung. Absolute Konspiration. Wenn die Sache erledigt ist, wird er aufgeben. Aber er will seinen Schlusspunkt setzen. Will zeigen, dass er nicht kapituliert hat, obwohl er aufgibt. Dass er ein Zeichen setzen kann. Ein Zeichen. An dem sollen sie ihn messen. Alle.
    ***
    Du möchtest zu Hause sterben. Dein Herz hat heute ausgesetzt. Nur ganz kurz. Als wollte es dir sagen, dass es nun an der Zeit ist. Du bist nicht ängstlich. Man wird geboren, und man stirbt. Entscheidend, was man in der Zwischenzeit macht. Es gibt keinen Sinn des Lebens. Man wird nicht gefragt, ob man leben will. Aber bevor man stirbt, sollte man sich fragen, ob man seine Zeit genutzt hat. Du bist ruhig und sicher, mehr geleistet zu haben als die meisten anderen. Du hast Mut bewiesen. Du hast Haltung gezeigt. Du hast dich nicht ergeben und bist nicht abgetaucht. Du bist Nationalsozialist geblieben. Du führst keine Fehlerdiskussion. Wer etwas tut, macht Fehler. Wer viel tut, macht mehr Fehler. Aber das sind Kinkerlitzchen. Im Großen und Ganzen habt ihr Heldentaten vollbracht, die eine spätere Zeit würdigen wird. Du weißt das.
    Heute sind die Männer verschwunden. Das Auto war weg. Sie haben ihren Auftrag erfüllt. Den treulosen Ehemann überführt. Und du weißt, dass du in Ruhe und in Freiheit sterben kannst. Dein letzter Sieg.

12: Dear Mr. Fantasy
    S ogar Robbi hielt die Klappe. Er saß auf der Arbeitsplatte neben der Spüle und war sehr nachdenklich. Er hörte zu, was die drei zu bereden hatten. Erst schienen sie überhaupt nicht zu wissen, was sie tun sollten. Dann widersprachen sie sich. Zeitweise wurde es laut. Das mochte Robbi nicht. Er fand, dass sein Personal ungezogen war. Doch so langsam setzte sich eine Idee durch.
    Â»Du kommst wieder in den Knast«, sagte Twiggy.
    Â»Wenn er sich stellt, bestimmt nicht.«
    Â»Das hat er dir wirklich versprochen?«, fragte Dornröschen noch einmal.
    Â»Ja.«
    Schweigen.
    Robbi drängte es, alle Fragen zu beantworten. Er wusste genau, was Twiggy und Genossen tun sollten.
    Â»Und du glaubst ihm? Er hat uns die ganze Zeit verarscht«, sagte sie.
    Â»Es ist alles geheim …«
    Â»Er hat dich missbraucht. Anja auch.«
    Das tat wieder weh. Er erinnerte sich, wie Anja gewesen war. Nein, sie hatte ihn nicht nur betrogen. Sie war intensiv gewesen, viel intensiver, als sie für eine Täuschung hätte sein müssen. »Aber ich kann’s verstehen. Irgendwie.«
    Â»Na ja«, sagte Twiggy.
    Â»Wir können ihn nicht hochgehen lassen. Seine Aktion ist … gut. Ein Abschluss. Vielleicht für alle. Für uns auch.«
    Â»Puh«, sagte Dornröschen. »Ist da noch was drin?« Sie deutete auf die Rotweinflasche.
    Matti schenkte ihr nach. Jetzt war die Flasche leer.
    Â»Das

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