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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ähnlich.«
    Langes Schweigen. Twiggy popelte an seinen Fingernägeln herum. Robbi saß wie eine Statue auf der Arbeitsplatte. Nach seinen sonstigen Maßstäben war er längst verhungert.
    Â»Wir kommen in Teufels Küche«, sagte Dornröschen endlich.
    Sie hatten zwei Tage zum Packen und vergaßen die Makarows nicht. Twiggy stopfte einen Rucksack und zwei Taschen voll Werkzeug und Elektronik. Gaby erklärte sich missmutig bereit, jeden Tag anzurücken und Robbi zu bespaßen. Twiggy rang ihr das Versprechen ab, sich ausführlich mit dem Kater zu unterhalten. Er legte DVD s raus, die Robbi noch nicht gesehen hatte. Die mag er am liebsten , schrieb er dazu. Unbedingt mit Teil 1 anfangen. Obenauf lag House of Splatter .
    Â»Ich dachte, das wäre nicht gut fürs Katergemüt?«, fragte Matti.
    Â»Dieser Quatsch ist widerlegt«, sagte Twiggy trocken. »Robbi hat hier nichts zu jagen und totzubeißen. Mit den Filmen kann er es einigermaßen kompensieren.«
    Â»Dann bin ich beruhigt«, erwiderte Matti.
    Â»Wie auf ’ner Weltreise«, jammerte Dornröschen, als sie ihren Koffer zum Bulli schleifte.
    Die Sonne beschien mild das Chaos. Keine Wolke nirgendwo. Nachdem das Chaos in den Bulli umgezogen war und die drei auf der vorderen Bank saßen, Twiggy am Steuer, Dornröschen in der Mitte, da seufzte sie. »Ob das richtig ist?«
    Twiggy wartete ein paar Sekunden, dann drehte er den Zündschlüssel.
    Unterwegs regnete es wie verrückt. Der Himmel zeigte an, dass es böse enden würde. Je länger sie fuhren, desto trüber wurde Mattis Stimmung. Einmal warf er sich vor, die anderen ins Verderben zu führen. Dann widersprach er sich. Die Aktion sei nötig und ein Zeichen, das längst hätte gesetzt werden müssen. Erstaunlich, dass es noch ging. Eine letzte Chance. Dann meldeten sich die Zweifel. Es konnte so viel dazwischenkommen. Auch wenn Georg sie nicht linkte. Er erinnerte sich genau, was Georg gesagt hatte: »Das wird dir altmodisch erscheinen, was ich jetzt sage. Vielleicht wird man altmodisch, wenn man drei Jahrzehnte im Untergrund lebt. Da wird man sowieso komisch. Man nimmt die Wirklichkeit ganz anders wahr, nicht aus der Froschperspektive, sondern aus dem Keller. Jeder um dich herum kann ein Verräter sein, ein Feind. Der will sich die Belohnung holen. Ist doch klar. Und Terroristen, warum soll jemand auf die Rücksicht nehmen? Ich habe die Welt ganz anders kennengelernt. Du glaubst nicht, wo ich überall war. Ich kenne fast jedes Land in Europa. Ich war in Südamerika, hab versucht, bei der Guerilla mitzumachen. Aber die haben mich nach Hause geschickt. Sie hatten recht, ich bin ein Stadtmensch. Wie soll ich Jahre im Dschungel leben, wo ich schon nach drei Tagen Zustände kriege? Das haben die Genossen gleich erkannt. Ich war in Indonesien, in Kambodscha. Vietnam. Ein paar Tage Indien. Niemand hat mich gebraucht. RAF , Baader, Meinhof? Erst haben die Leute abgewunken. Eure Probleme möchten wir haben. Das hab ich nicht nur einmal gehört. Dann wusste kaum einer mehr, um was es ging. Ich war der größte Exot in den exotischsten Ländern. Und die anderen Genossen?, fragst du. Die haben versucht, was zu machen mit dem Geld. Aber es ist nichts geworden. Sie sind versackt. Politik? Nur noch als Alibi. Wilde Reden ohne Folgen. Ich hab die Schnauze voll von diesem Leben. Früher haben wir versucht, einen Sinn zu finden und alles zu tun dafür. Herausgekommen ist der größte Unsinn. Manche glauben, das Leben habe keinen anderen Sinn, als zu ficken und zu sterben.«
    Sie hingen hinter einem Lastwagen mit Hänger. Die Reifen spritzten Wasser auf und zischten auf dem Asphalt. Dornröschen las in einem Buch. Twiggy starrte in den Regen. Er fuhr wie immer gelassen und konzentriert.
    Sie hatten noch zwei Bier getrunken. Matti hatte sie geholt, nachdem er Georg seine Schuhe rübergeschoben hatte. Ich kann die Zeit nicht zurückholen, hatte Georg gesagt. Aber ich kann einen Endpunkt setzen, in dem alles steckt, was an Möglichkeit in unserer Zeit steckte. Wir haben Fehler wiederholt, weil wir nicht den Mumm hatten, sie als Fehler zu begreifen. Wenn das, was wir getan haben, kein Fehler war, wäre es ein Fehler, es nicht wieder zu tun. Verstehst du, was ich meine? Matti begriff, bevor Georg es ausgesprochen hatte.
    Sie waren sich nie wirklich nah gewesen. Damals war es der Abstand zwischen dem Neuen

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