Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
Todesurteil gegen Sie wegen Kriegsverbrechen. Sie wurden 1947 in Amsterdam verurteilt. Wegen vielfachen Mordes an KZ -Häftlingen und niederländischen Staatsbürgern. Im Jahr darauf wurde das Todesurteil in Lebenslänglich umgewandelt.
    Ihnen gelang aber 1952 die Flucht in die Bundesrepublik. Sie hatten Helfer bei der deutschen Polizei. Als niederländischer SS -Mann besitzen Sie automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft, weil die hiesigen Behörden sich nach wie vor gebunden fühlen an einen Erlass Hitlers aus dem Jahr 1943, der ausländischen SS -Angehörigen die deutsche Staatsbürgerschaft verlieh.«
    Georg klang wie ein Staatsanwalt. Seine Stimme hatte diesen pseudofeierlichen Unterton.
    Spranger blickte ihn tränig an. Matti schienen die Falten noch tiefer und die Altersflecken kräftiger. Er schwieg.
    Â»Brauchen Sie etwas? Essen? Trinken? Toilette?«, fragte Matti.
    Der Alte zeigte keine Regung.
    Â»Gut«, sagte Matti.
    Twiggy und Dornröschen sahen blass aus.
    Â»Kommen Sie«, sagte Georg. Spranger erhob sich wacklig. Georg na hm ihn am Oberarm und führte ihn zur Tür an der Rückwand. Sie verschwanden in dem Zimmer. Matti ging ihnen nach und blickte hinein. Eine Birne an der Decke. An der einen Wand ein Bett. Ein Tisch, ein Stuhl. Das einzige Fenster des kleinen Raums war mit Brettern verrammelt. Nur oben gab es einen Licht schlitz.
    Â»Machen Sie ruhig Lärm«, sagte Georg. »Hier hört Sie niemand.« Er zeigte auf den Tisch. Dort lagen Zeitungen. »Damit Sie sich nicht langweilen.« Georg verließ das Zimmer, und Matti räumte den Türrahmen. Georg schloss ab.
    Twiggy hatte inzwischen seine Koffer und den Rucksack reingeräumt. Er saß am Tisch und drehte an einem Gerät, einen Kopfhörerstöpsel im Ohr.
    Â»Stell laut«, sagte Dornröschen.
    Im Polizeifunk war Betrieb. Die Beschreibung des Transits wurde durchgegeben, auch die von Spranger. Mindestens drei Täter. Alle Straßen waren gesperrt.
    Â»Das Spiel treiben die jetzt einen Tag lang, und dann ist’s gut«, sagte Georg.
    Zitkowski klappte ein Notebook auf. Nach einer Minute sagte er: »Sie suchen den Transit und vier Leute. Aber sie wissen nicht einmal, dass eine Frau dabei war.«
    Â»Trotzdem ist es Scheiße, dass die Roller-Trulla uns gesehen hat«, schimpfte Dornröschen.
    Â»War nicht zu vermeiden«, sagte Georg. »Wär ein Wunder gewesen, wenn es glattgegangen wär.«
    Ein Handy klingelte. Georgs. Er hielt es ans Ohr. »Dann komm.«
    Sie setzten sich um den Tisch. Der Polizeifunk knatterte und rauschte. Immer neue Meldungen. Matti überlegte, ob er jeden bedauern sollte, der gerade in Heidelberg und Umgebung einen blauen Lieferwagen fuhr. Bisher war es gut gelaufen, obwohl sie gesehen worden waren. Georg und seine Stasi-Genossen hatten die Aktion perfekt vorbereitet. Und sie wickelten alles ruhig und sicher ab. Einen Augenblick lang hatte Matti das Gefühl, dass ihnen nichts mehr passieren konnte. Ihn störten nur die Stasi-Typen. Mit Bullen wollte er nichts zu tun haben. Auch nicht mit Ostbullen.
    Er blickte zu Dornröschen. Die guckte irgendwohin. Sie hatte schon lange nichts mehr gesagt. Matti kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich mies fühlte.
    Der Polizeifunk berichtete von der Festnahme eines Tatverdächtigen, als Anja den Raum betrat.
    Sie setzte sich auf den einzigen freien Stuhl. Neben Matti. Er roch sie und erinnerte sich.
    Anja schien unsicher. Sie blickte sich um, ihre Augen blieben einen Moment länger an Matti hängen. Sie schwieg.
    Fendt und Zitkowski saßen am Tisch. Der Jogger und der Pistolentyp hatten sich Klappstühle an die Wand gestellt. Sie flüsterten miteinander.
    Georg sagte: »Ich mach was zu essen. Kommst du mit?« Ein Blick zu Matti.
    Sie gingen in die Küche. Es roch nach Schimmel. Eine alte Spüle, ein Unterschrank, darauf ein Campingkocher, verbunden mit einer Propangasflasche, die auf dem Boden stand. Aluminiumtöpfe, eine Pfanne, Pappteller, Plastikbecher und Plastikbesteck lagen auf einem Tisch unterm Fenster. Das Rollo war geschlossen. Eine Birne an der Decke spendete Licht. In der Ecke ein Kühlschrank, der laut brummte.
    Â»Wo habt ihr diesen Palast her?«
    Â»Den haben wir vor einem halben Jahr gemietet. Er stand leer. Er ist perfekt. Wir mussten lange suchen, um so was zu finden.«
    In einer Ecke stand eine Kiste mit Lebensmitteln.

Weitere Kostenlose Bücher