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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Georg nahm zwei Gläser mit Würstchen heraus und eine Plastikschale mit Kartoffelsalat.
    Â»Haben wir Bier?«, fragte Matti.
    Â»Kein Alk während der Aktion«, erwiderte Georg trocken.
    Â»Und du stellst dich, wenn es vorbei ist? Das ist der Deal.«
    Â»Klar. Hab ich versprochen, halt ich. Ihr macht mit, ich stell mich.«
    Â»Die Sache ist …«
    Â»Ich will, dass die Leute denken: Am Ende hat er noch eine geile Aktion hingelegt.«
    Â»Kann ich verstehen.«
    Â»Das Leben im Untergrund ist Dreck. Ich habe manchmal davon geträumt, dass der Knast besser ist. Draußen musst du immer aufpassen. Bloß keinen Fehler machen. Immer lügen und immer wissen, was du jemandem erzählt hast. Lügen kann scheißanstrengend sein. Und wenn du mal einen Genossen triffst, dann redet ihr über alte Geschichten. Das Höchste an Selbstkritik ist dann der blöde Spruch: Wir haben es wenigstens versucht. Davon wird keiner mehr lebendig. Weder von uns noch von denen.«
    Während er sprach, füllte er einen Topf mit Wasser und stellte ihn auf den Campingkocher.
    Matti öffnete den Kühlschrank, nahm Mineralwasser und Apfelsaft heraus und trug es ins andere Zimmer. Er öffnete Sprangers Zelle. Der Alte lag auf dem Bett.
    Â»Was zu essen? Zu trinken?«
    Der Alte starrte an die Decke.
    Â»Aufs Klo?«
    Keine Antwort. Matti trat neben das Bett und stupste den Mann an der Schulter. Spranger blickte ihn an und schaute gleich wieder weg.
    Währenddessen deckte Zitkowski den Tisch. Der Jogger und der Pistolentyp passten nicht dran, sie saßen an der Wand und stellten ihre Teller auf den Schoß. Sie aßen schweigend. Anja saß wieder neben Matti, als wäre es immer so gewesen. Sie war verführerisch, gerade weil sie keinen Wert darauf legte, so auszusehen. Er erinnerte sich an ihren Körper und wie er schmeckte. Aber das Misstrauen bohrte in ihm und die Kränkung noch mehr.
    Sie aßen. Keiner sagte etwas. Matti freute sich auf den Augenblick, da sie die Stasi-Typen wieder loswurden. Allein ihre Anwesenheit machte alles bleischwer. Ihre Humorlosigkeit grenzte an Finsternis. Matti begann ihre Seelenlosigkeit zu hassen. Sie kannten keine Zweifel, widersprachen nicht, sagten kaum ein Wort, unterwarfen sich Georg. Befehlsempfänger. Sie hatten nichts Privates. Sie funktionierten.
    Fendt wischte sich den Mund ab und holte aus der Küche einen Müllbeutel. Er warf Teller und Besteck hinein, trank einen Schluck und gab auch den Plastikbecher in den Beutel. Dann hielt er den Beutel offen, und Zitkowski entsorgte seine Reste. Dann die Kerle an der Wand und die anderen. Fendt setzte sich wieder hin und wartete. Vermutlich hatte er neunzig Prozent seines Lebens auf Befehle gewartet.
    Dornröschen war immer noch verstummt. Sie hatte ein paar Bissen Kartoffelsalat gegessen. Twiggy hatte nicht nur einen Riesenberg Salat vertilgt, sondern auch fünf Würste. Das Letzte, was er gesagt hatte, war die Frage, ob er Robbi anrufen sollte. Gaby könne dem Kater ja den Hörer ans Ohr halten. Doch dann fiel ihm ein, dass sie ihre Handys ausgeschaltet hatten. Matti hatte sogar seinen Akku ausgebaut.
    Es klopfte. Matti erschrak. Es klopfte wieder. Stärker. Georg öffnete die Zellentür. Spranger stand da und sagte: »Erstens muss ich pissen. Zweitens habe ich Hunger und Durst. Drittens brauche ich meine Tabletten.«
    Georg und Matti schauten sich an.
    Â»Scheiße«, sagte Georg.
    Â»Was für Tabletten?«
    Â»Betablocker.« Seine Hand klopfte auf die Brust, am Herz.
    Â»Und wenn Sie die nicht kriegen?«
    Spranger zuckte mit den Achseln. »Dann sterbe ich.« Ein kleiner Triumph schwang mit in der Stimme.
    Â»Scheiße«, wiederholte Georg.
    Â»Wo finden wir diese Pillen?«, fragte Dornröschen.
    Â»In meinem Nachttisch«, sagte Spranger. Ihm gefiel das.
    Â»Die sind rezeptpflichtig«, sagte Twiggy.
    Â»Ja.«
    Â»Haben Sie ein Rezept bei sich?«, fragte Dornröschen.
    Â»Nein.« Spranger schüttelte unwirsch den Kopf.
    Â»Wir heißt Ihr Arzt?«, fragte Matti.
    Â»Dr. Sennscheid.«
    Georg legte einen Zettel und einen Stift auf den Tisch. »Schreiben Sie’s auf.«
    Spranger zögerte.
    Â»Aufschreiben!«, befahl Georg.
    Spranger kritzelte etwas auf den Zettel.
    Matti zog den Zettel zu sich. Celiprolol 200 mg. »Bis wann?«, fragte er Spranger.
    Â»Gleich«, sagte der.
    Wenn der Scheißkerl

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