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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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fürchtete, die Haarsträhne könnte rutschen. »Ich glaube, diesmal haben Sie überzogen. Wie gesagt: keine Spuren, keine Leiche. Aber Sie haben ein Theater inszeniert, um die Polizei in die Irre zu führen. Sie arbeiten mit Westreich zusammen. Das haben Sie früher getan, und heute tun Sie es wieder. Herr Jelonek, Ihre RAF hat zwar die Freundlichkeit besessen, sich aufzulösen. Aber es laufen noch genug Terroristen frei herum, die wir gerne einsperren würden.«
    Â»Sie haben sie doch nicht mehr alle«, sagte Matti.
    Â»Sie können sich einen Weg ersparen, wenn Sie gleich aussagen. Im anderen Fall kriegen Sie eine Vorladung.«
    Â»Das ist eine Frechheit!«, kreischte Anja. Robbi zuckte zusammen und flitzte in Twiggys Zimmer. Der Jungbulle konnte gar nicht so schnell glotzen. »Mein Vater wurde ermordet, und Sie reden so eine Scheiße.«
    Der Jungbulle glotzte sie an. Schmelzer räusperte sich. »Wie kommen Sie denn darauf, dass Westreich Ihr Vater ist? Können Sie das beweisen? Steht das in Ihrer Geburtsurkunde? Nein, das tut es nicht. Wir haben das schon überprüft. Und welche Rolle spielen Sie in diesem Theaterstück, Frau Barth? Überhaupt, was soll es sein: Tragödie, Komödie? Ist das was Genetisches bei Ihnen? Mutter Terroristin …«
    Â»Raus!«, donnerte Twiggy.
    Der Jungbulle blies sich auf. Doch Schmelzer zuckte mit den Achseln und ging. Im Flur drehte er sich um und sagte: »Die Vorladung finden Sie morgen im Briefkasten. Seien Sie pünktlich, Herr Jelonek und Frau Barth.«
    Â»Denn das Chaos rührt von der Ordnung, die Feigheit rührt von der Tapferkeit, und die Schwäche rührt von der Stärke. Ordnung oder Chaos ist eine Frage der Gliederung, Tapferkeit oder Feigheit eine Frage der Schlagkraft, Stärke oder Schwäche eine Frage der Erscheinung.«
    Matti schaute über den Rand des Büchleins in die Nacht am Schlesischen Tor. Die U-Bahn ratterte zur Warschauer Straße. Eine Menschentraube drängte sich am Hamburger-Stand. Männer torkelten über die Kreuzung, manche zusammen mit Frauen, Flaschen in den Händen. Ein Motorrad röhrte von der Köpenicker in die Schlesische Straße. Matti hatte die Seitenfenster geöffnet und roch und hörte Kreuzberg. Der Asphalt wärmte von der Hitze des Tags. Aus dem U-Bahnhof hallte Musik. Als er Sunzi weiterlesen wollte, klopfte es gegen das Seitenfenster hinter dem Beifahrersitz. Ein Pärchen. Als sie hinten einstiegen, sah er, dass ihre Nase von Piercings perforiert war. Er hatte halb lange schwarze Haare, und auf der Hand, die er auf ihr Knie legte, war ein Pentagramm tätowiert. »Kurzstrecke Richtung Simon-Dach-Straße«, sagte der Typ, legte seinen anderen Arm um ihren Hals und griff in den Ausschnitt ihres schwarzen T-Shirts.
    Fast hätte Matti geantwortet, dass sie besser dorthin liefen. Es waren zwei Kilometer für vier Euro. Aber er musste sie fahren. Während das Paar die Rückbank mit einer Diskoknutschecke verwechselte, zockelte er zu einer der übelsten Touristenabfüllstraßen Berlins. Kaum hatte er die Oberbaumbrücke überquert, musste er vor einem Pulk bremsen, der von der U-Bahn zur M 10 drängte. Die eine Hälfte war zu besoffen, um gerade zu laufen, die andere mühte sich noch, diesen Zustand zu erreichen. Im Prenzelberg würde die Straßenbahn sie ausspucken und die Leute in die Kneipen und Diskotheken strömen, um sich den Rest zu geben.
    Endlich ging es weiter.
    Â»Hier können Sie halten«, sagte der Typ.
    Die beiden sprangen aus dem Taxi und rannten davon. Mattis Fuß wollte das Gaspedal herunterdrücken. Aber es war sinnlos. Die beiden waren schon um die Ecke verschwunden. Und sogar wenn sie in die Simon-Dach-Straße abhauten, würde er sie im Trubel kaum finden. Und wenn doch, hätten sie nie in seinem Taxi gesessen, und mindestens zehn Typen derselben Preislage würden bei der seligen Jungfrau Maria schwören, dass die beiden Fahrpreispreller nicht einmal wüssten, was ein Taxi ist. Er wendete und fuhr zurück zum Schlesischen Tor. Unterwegs funkte er der Zentrale seine Position.
    Als er dort ankam, wartete Anja. Sie war in Begleitung eines Manns, vielleicht fünf Jahre älter als sie. Er trug eine Lederjacke und Jeans und sah gut aus. Matti spürte Eifersucht und fand sich lächerlich. Die anderen Taxis waren verschwunden, hatten gewiss Touren nach Zehlendorf

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