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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ist? Die Bullen haben noch eine Rechnung offen mit uns«, sagte Matti.
    Â»Quatsch«, sagte Dornröschen. »Wir haben mit dieser Geschichte doch nichts zu tun, oder?«
    Twiggy verzog den Mund.
    Matti schüttelte den Kopf, Twiggy mit Verzögerung auch.
    Â»Hm. Eigentlich spricht nichts dagegen, dass du dir die Dame mal anschaust«, sagte Dornröschen. »Oder auch nicht.«
    Â»Vielen, vielen Dank für die Genehmigung«, sagte Matti. Twiggy grinste.
    Dornröschen lächelte. Sie war in der gnädigen Phase ihrer schnippischen Periode.
    Er sah sie kommen, als sie auf dem Kreisweg an der Skulptur Schreitender Mensch vorbeiging und sich dem Ausgang des Görlitzer Parks an der Oppelner Straße näherte. Ihr Blick suchte ihn. Sie trug Jeans, Turnschuhe und eine Trainingsjacke und sah verdammt gut aus. Ihre Mutter war eine Schönheit gewesen. Matti hatte im Internet Bilder gefunden, die es bewiesen. Und er konnte sich schemenhaft an ihr Aussehen erinnern. Es war Anjas Vorschlag gewesen, sich hier zu treffen. Matti erinnerte die Geheimnistuerei an die Zeit, als die WG fast in den Untergrund abgetaucht wäre. Als sie schon ein Waffenversteck eingerichtet hatten, aus dem sie Jahrzehnte später die drei Makarows holten, die seitdem unter der Fensterbank in der Küche lagen.
    Â»Ich werde dich erkennen«, hatte Anja gesagt, und sie erkannte ihn. Sie war einen halben Kopf kleiner als er, als sie ihm die Hand gab. »Wollen wir ein Stück gehen?«
    Sie schlenderten in Richtung Parkteich.
    Â»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie. »Es ist verworren.«
    Â»Am Anfang«, sagte Matti trocken.
    Sie hatte ein feines Profil, betont durch kurze blonde Haare. Sie lachte leise. »Also am Anfang. Du kennst die Geschichte meiner Mutter.« Das war keine Frage. Sie blickte ihn kurz an von der Seite, und er nickte.
    Â»Sie ist verschwunden. Angeblich hat Baader sie ermordet. Aber das kann auch Tarnung sein, und sie ist untergetaucht. Baader traut man alles zu, und er kann nicht widersprechen.«
    Matti nickte. »Hast du jemals von ihr gehört?«
    Â»Nie. Kein Zeichen.«
    Â»Eine Mutter, die ihre Tochter im Stich lässt.«
    Â»Hat Ulrike doch auch gemacht. Was zählen die eigenen Kinder, wenn es um die Weltrevolution geht? Aber deswegen wollte ich dich nicht sprechen. Es geht um was anderes, auch wenn es damit zu tun hat.«
    Matti blickte sie neugierig an. Sie versank in sich, während sie neben ihm ging.
    Auf dem Fußballplatz wurde gekickt. Auf Bänken hockten Schwarzafrikaner, auch eine Frau mit Kinderwagen, zwei Jungs alberten herum. Ein Mann in indischer Kleidung saß mitten im Müll, den die Griller zur Freude der Nebelkrähen hinterlassen hatten, und lehnte sich an einen Baum. Ein paar Meter neben ihm jonglierte ein schwarzlockiger Mann mit Keulen.
    Â»Mich hat jemand angerufen. Er nannte sich Michael. Und er hat gesagt, er sei mein Vater.«
    Â»Mal von ihm gehört?«, fragte Matti.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Aber du hast einen Vater?«
    Â»Klar, der wohnt in Berlin. Ich besuche ihn regelmäßig. Seine Frau ist wie eine Mutter für mich.«
    Â»Und was sagt dein Vater dazu, dass sich dieser Michael gemeldet hat?«
    Â»Ich hab’s ihm nicht gesagt. Vielleicht ist Michael ein Spinner. Aber er hat gesagt, ich soll dich fragen. Er kannte deinen Namen.«
    Matti überlegte. »Ich kenne keinen Michael.«
    Sie lachte bitter. »Das ist ja auch nicht sein richtiger Name. Er sagte: Geh zu Matthias Jelonek, wenn’s den noch gibt. Und sag ihm einen schönen Gruß von Georg, mit dem er dereinst im Terzo Mondo Pizza Margherita gegessen hat.«
    Matti blieb stehen. Am Wegrand stand ein Pärchen eng umschlungen. Weitab hupte es.
    Â»Was ist?«, fragte sie. Sie war einen Schritt weitergegangen und drehte sich zu ihm um. »Kennst du diesen Georg?«
    Â»Ja«, sagte Matti. Er hatte ihn vergessen, und das war gut gewesen. Georg Westreich, der das Gespräch mit Matti suchte, der ihn ein-, zweimal im Monat zum Pizzaessen einlud. Georg war bei der Schwarzen Hilfe gewesen und auch sonst gut dabei. Vielleicht sah er in Matti einen Genossen mit Perspektive. Vielleicht war es auch einfacher, und er wollte den jungen Typen vom Dorf beeindrucken, weil er sonst niemanden beeindrucken konnte. Matti war gerade nach Westberlin gekommen, um der Bundeswehr zu entgehen. Er hielt sich mit

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