Ein Mörder kehrt heim
drückte. In seinem Blaumann über dem Pulli sah er aus wie ein Klempner, den es in die bessere Gesellschaft verschlagen hatte. Aber das scherte ihn nicht. Er legte seinen Körper über den Tresen und rief dem Typen dahinter etwas zu. Matti und Dornröschen standen dicht hinter Twiggy. Matti machte sich breit, damit sie nicht weggeschoben wurden.
Der Typ hinterm Tresen stutzte, dann näherte er sich Twiggy. Er musterte ihn in einer Mischung aus Unverständnis und Unsicherheit. Der DJ steigerte sich in Topform, es jaulte gotterbärmlich. »Was ist?«, rief der Typ hinterm Tresen.
Twiggy zog die beiden Fotos von Anja aus der Tasche und schrie: »Kennst du die?«
»Wer will das wissen?«
Twiggys Faust schoss zum Barfritzen, packte ihn am Kragen und zog ihn einen Millimeter vor Twiggys Gesicht: »Ich!«
Der Typ hob die Hände und schob ein bisschen Luft hin und her, ganz vorsichtig.
Doch Twiggy lieà sich nicht besänftigen.
Die Glitzerfee und ihre Kollegin starrten ängstlich auf die Szene. Dann verschwand die Glitzerfee.
»Beeil dich!«, rief Matti Twiggy zu.
Der nickte. »Also?«, donnerte er. In der einen Hand hatte er den Kragen, in der anderen die Fotos. Die legte er auf den Tresen und tippte darauf. »Und?«
»Weià nicht«, sagte der Typ. »Echt nicht.«
Es dröhnte und zuckte gnadenlos weiter. Dornröschen drückte sich die Hände an die Ohren.
»So eine schöne Frau willst du nicht gesehen haben?«
»Vielleicht«, sagte der Typ.
»Wann?«, brüllte Twiggy.
»Manchmal.«
»Allein?«
»Ich glaub schon.«
»Was weiÃt du eigentlich?«, fragte Twiggy. »War sie nun hier oder nicht.«
Der Typ sagte irgendwas.
»Lauter!«, donnerte Twiggy.
»Ja, doch, die war hier.«
»Wie oft?«
»Weià nicht.«
»Zweimal, zehnmal, jede Nacht?«
»Zweimal, vielleicht dreimal.«
»Und was macht sie, wenn sie hier ist?«
Der Typ glotzte Twiggy an wie einen, der nicht alle Tassen im Schrank hatte. »Abzappeln, was ân sonst?«
»Ich dachte zum Lesen oder Gedichte vortragen«, schimpfte Twiggy. »An welchen Tagen ist sie gekommen?«
»Keine Ahnung.«
Twiggy schüttelte ihn. »Werktags? Wochenende?«
»Weià nicht.«
Zwei schwarz gekleidete Testosteronpakete mit raspelkurz geschorenen Haaren wälzten sich zum Tresen. Der eine trug einen Ohrring. Er tippte Twiggy kräftig auf die Schulter. Der lieà den Tresenfritzen los und drehte sich blitzschnell um, die Faust im Anschlag. Dann hatte er plötzlich ein Lächeln im Gesicht und tätschelte dem Muskelpaket die Backe. »Hallo, Fettsack«, rief Twiggy fröhlich.
Der Herkules grinste Twiggy an und boxte ihn auf den Brustkorb. Der zweite Bodybuilder fing an zu lachen. »Hei, Twiggy, du altes Arschloch. Machst du Ãrger?« Er drohte mit der erhobenen Hand.
Twiggy klopfte ihm kräftig auf die Schulter, was einen Normalsterblichen im Boden versenkt hätte. Aber der Typ nahm Twiggys Ohren in die Hände und drückte ihn an sich.
Der Typ hinterm Tresen verstand die Welt nicht mehr.
»Rück mal drei Bier raus«, sagte der eine Anabolikabehälter. Der Tresenfritze kriegte flinke Finger und zapfte Bier im Rekordtempo.
Währenddessen tauschten Twiggy und seine beiden Freunde Höflichkeiten aus. »Was machst du Arschloch hier?«
»Die suchen ânen neuen DJ «, antwortete Twiggy. Sein Daumen zeigte zum Plattenaufleger.
Die Muskelmänner lachten los. »Ich stell mir vor, wie du hinter den Dingern herumhüpfst«, sagte der Ohrring.
Der DJ zappelte wie ein Wilder, aber er hatte den Tresen im Auge. Auch Leute auf der Tanzfläche beobachteten, was passierte.
Twiggy tänzelte und imitierte das Plattenauflegen.
Die beiden Schwarzgekleideten lachten wieder los.
Die drei Bier standen auf der Theke. Jeder nahm sich eins, sie stieÃen an und tranken. Die beiden Sicherheitsleute nur einen Schluck, Twiggy leerte das Glas in einem Zug.
»Was willste hier?«, fragte der Ohrring.
»Wir suchen eine Frau«, erwiderte Twiggy und zeigte auf Dornröschen und Matti.
Der Ohrring grüÃte beide mit einem lässigen Winken und wandte sich gleich wieder Twiggy zu.
»Und was wollt ihr von der?«
»Wir haben ein paar Fragen.«
»Ist ja gut. Ist sie hier?«
»Keine Ahnung. Wir haben noch nicht so richtig
Weitere Kostenlose Bücher