Ein Mörder kehrt heim
Uniformierter zum Gefangenentransporter. Der andere Mann trug ein dunkelblaues Jackett mit Schlips. Er guckte mausgrau wie die Karikatur eines Finanzbeamten. In der Hand trug er ein Blatt Papier.
»Schulze, Staatsanwaltschaft. Das ist der Durchsuchungsbeschluss.«
Dornröschen schnappte sich das Papier und las. Sie machte den Scheibenwischer und fragte: »Sonst geht es Ihnen gut?«
»Wir haben Hinweise bekommen, dass Herr Jelonek in einen Mordfall verwickelt ist«, sagte der Staatsanwalt.
»Welche? Von wem?« Matti spürte, wie Schwindel sich näherte. Die Knie wurden schwach.
»Sie können Ihren Anwalt dann beauftragen, Akteneinsicht zu nehmen«, sagte der Staatsanwalt. Er winkte einen Uniformierten heran und deutete auf Mattis Hände. Der Polizist zog Handschellen aus dem Gürtel und legte sie Matti an.
»Wir müssen Sie festnehmen«, sagte Schmelzer entschuldigend. »Es gibt erdrückende Beweise, dass Sie Anja Barth ermordet haben und an dem Mord an Georg Westreich sich mindestens der Beihilfe schuldig gemacht haben.« Er zog ein Blatt Papier aus der Jackettinnentasche. »Hier ist der Untersuchungshaftbefehl.« Er reichte ihn Matti.
»Sind Sie wahnsinnig!«, donnerte Twiggy und stapfte auf den Staatsanwalt zu. Dornröschen hielt ihn am Hosenträger, sodass er kurz vor dem Staatsanwalt zum Stehen kam. »Lass!«, sagte sie. »Sonst landest du auch noch im Knast.«
Matti versuchte das Papier zu lesen. Da stand was von §§ 112 ff. StPO ⦠dringender Tatverdacht ⦠Beweisen ⦠z um Nachteil von Anja Barth . Er verstand nichts. Er wusste nur, dass er niemanden umgebracht hatte. Schon gar nicht Anja.
»Die haben wir doch gerade noch gesehen. Ihre ScheiÃkollegen haben die laufen lassen. Im Cassiopeia .«
Schmelzer blickte streng, der Staatsanwalt finster. »Wenn Sie sich bitte in der Wortwahl mäÃigen könnten«, sagte er.
»Wenn Sie sich bei diesem Schwachsinn hier mäÃigen könnten!«, rief Twiggy.
Schmelzer baute sich auf, vergewisserte sich, dass seine Haarsträhne immer noch die Halbglatze bedeckte und erklärte: »Bei allem Verständnis, jetzt halten Sie den Mund. Führen Sie den Mann in die Wohnung!« Er winkte ein paar Bullen heran.
Sie zwangen Matti die Treppen hoch, Dornröschen und Twiggy folgten schimpfend.
Die Wohnungstür war aufgebrochen. »Wo ist Robbi?«, schimpfte Twiggy.
»Wenn Sie den Kater meinen. Der hat einem Beamten die Hand zerkratzt und ist dann verschwunden«, sagte ein Uniformierter.
»Braver Kater«, sagte Twiggy.
Der Tross marschierte zu Mattis Zimmer. In der Tür blieben sie stehen. Im Zimmer waren zwei Typen in Laborklamotten, mit lächerlichen Kapuzen auf dem Kopf. Auf dem Boden waren drei Kreidekreise. Schmelzer deutete auf sie. »Blutspuren, sie stammen bestimmt vom Opfer.«
»Haben Sie eine Meise?«, schimpfte Matti. »Frau Barth wurde angeschossen, das wissen Sie doch.«
»Ich habe die Schusswunde nie gesehen«, sagte Schmelzer. »Wir haben Frau Barth nirgendwo gefunden, stattdessen Blutspuren. Und ich wette mit Ihnen, dass wir solche Spuren auch in Ihrem Fahrzeug finden. Der Bus ist schon in der Kriminaltechnik.«
»Und warum soll ich Frau Barth umgebracht haben?«
»Weil Frau Barth auspacken wollte. Dass nämlich Sie und dieser Westreich eine Straftat geplant haben.«
Matti starrte Schmelzer an.
»Ja, Georg Westreich kam zurück nach Deutschland und wollte mit alten Genossen was tun für den Lebensabend. Terroristenrente, wenn Sie das verstehen.«
»Und ich soll Georg umgebracht haben?«
»Das weià ich noch nicht. Aber Sie haben Frau Barth ermordet, weil sie nämlich nicht mitmachen wollte. Sie wollte auspacken. Ich hatte einen Termin mit ihr im Präsidium, aber sie ist nicht gekommen. Sie verschwand angeblich, und Sie haben so getan, als würden Sie Frau Barth suchen. In Wahrheit haben Sie die arme Frau verschwinden lassen. Und dann ein Spektakel veranstaltet mit dem Höhepunkt in dieser Disco. Nicht schlecht. Aber nicht gut genug.« Schmelzer lächelte. »Sie haben damals Terroristen versteckt, und Sie haben sich kein bisschen gebessert.«
»Sie sind völlig durchgeknallt«, sagte Matti.
Dornröschen stellte sich vor Schmelzer und tippte sich an die Stirn. »Sie sind irre!«, schrie sie. »Wir haben Anja gesucht, weil wir wissen, dass sie
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