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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Chrombeinen eine englische High-End-Anlage mit Röhrenverstärker und Analogplattenspieler auf einem Podest mit Wasserwaage. Kein Fernsehgerät.
    Harald hatte die Arme ausgebreitet, als er sie begrüßte. »Mensch, dass ich dich mal wiedersehe!« Dornröschen mühte sich vergeblich, der Umarmung auszuweichen. Twiggy kriegte nicht mal einen Händedruck. »Kommt rein!« Plural, immerhin.
    Haralds graue Augen widerlegten das strahlende Lächeln. Sie musterten hektisch seine Gäste. Sie spiegelten die Frage, was die von ihm wollten. Seine Angst, da gäbe es etwas, das ihn belasten könnte. Ja, ja, man hatte so einiges erlebt, was mancher später nicht mehr erlebt haben wollte. Wenn man seine Vergangenheit nur löschen könnte. Reset, Neustart, fertig.
    Harald setzte sich in das einzige antike Stück seines Wohnzimmers, einen Ohrensessel. Twiggy fand auf einem Sessel Platz. Er und alle sonstigen Möbel passten zum Sofa. Nur Harald passte nicht dazu, klein und fett, wie er war. Die Koteletten ragten fast bis zum Kinn.
    Â»Nun, was kann ich für euch tun?« Er zeigte auf den Tisch. »Grüner Darjeeling, feinster Stoff, ich hab da meine Quellen. Ihr nehmt euch.«
    Dornröschen schenkte sich ein. Twiggy fixierte Harald.
    Â»Wie geht’s, Harry?«, fragte Dornröschen.
    Â»Supi, echt supi«, sagte Harry.
    Â»Du bist an der FU ?«
    Â»Humboldt.«
    Â»Und was?«
    Â»Historiker. Prof.«
    Â»Respekt«, sagte Dornröschen. Sie nippte an der Tasse. »Guter Stoff.«
    Harry lächelte ein Lächeln, das einer lächelte, der es gewusst hatte. Er nickte kaum wahrnehmbar. »Matti ist wirklich im Knast?«
    Dornröschen berichtete knapp.
    Harry machte große Augen. »Mord? Matti trau ich eine Menge zu, aber Mord. Nee.« Er blickte sich um, als fürchtete er Wanzen in den Wänden. »Matti ist ja immer superaktiv gewesen. Und er hat auch ein paar Sachen … na ja.« Ein Blick zu Twiggy, ein Blick zu Dornröschen. »Aber was wollt ihr von mir? Ich hab mit diesen … Dingen doch nichts zu tun.«
    Â»Stimmt«, sagte Twiggy und erntete einen Strafblick von Dorn röschen.
    Â»Ich war immer der Meinung, dass man den Kapitalismus nicht reformieren kann. Er tötet alle Kritik, indem er sie einfach aufnimmt. Die Kreuzberger Krawalle gehören doch auch schon zur Unterhaltungsindustrie. Bald organisieren sie Bustouren zum Kotti, damit die Spießer aus sicherer Entfernung mal ’ne echte Straßenschlacht erleben. Brot und Spiele. Früher haben Leute verlangt, die Banken zu verstaatlichen. Und wer hat’s gemacht?«
    Â»Genau, deswegen wartet man besser auf den Ausbruch der Revolution.«
    Â»Der Kapitalismus geht an den eigenen Widersprüchen zugrunde. Man muss dann nur die Reste aufsammeln«, sagte Harry.
    Â»Vorher was tun, wär auch gefährlich«, sagte Twiggy.
    Â»Unnötig gefährlich«, korrigierte Harry. »Wenn’s drauf ankommt, bin ich der Erste auf der Barrikade.«
    Mit einer heftigen Handbewegung bremste Dornröschen Twiggy. Der guckte pikiert, schwieg aber.
    Â»Klar«, sagte Dornröschen. »Sag mal, du bist doch Experte für RAF und so?«
    Â»Und ob.« Harry richtete sich im Sitzen auf.
    Â»Wir haben die Idee, dass wir Matti nur helfen können, wenn wir die Sache ganz von vorn aufrollen …«
    Â»Klingt gut.«
    Â»Hast du eine Ahnung, wie wir mehr über Georg rauskriegen können? Wer seine Freunde in der Illegalität waren? Mit wem er bis zuletzt unterwegs war? Wo er sich vielleicht aufgehalten hat?«
    Harry stand auf und ging zum Bücherregal. Er zog einen Band heraus und hielt ihn hoch wie eine Trophäe. »Den hab ich mit herausgegeben. Und ich hab, bei aller Bescheidenheit, den zentralen Beitrag geschrieben. Also den, der dem Buch seine Bedeutung gibt.«
    Â»Bestimmt«, sagte Dornröschen.
    Harry warf ihr einen Blick zu, dann schlug er das Buch auf und tat so, als würde er lesen. »Georg kommt auch drin vor. Aber was wollt ihr über ihn wissen?«
    Â»Hat Dornröschen doch gesagt …«
    Harry blickte Twiggy irritiert an, dann wandte er sich wieder Dornröschen zu. »Ihr wollt wissen, mit wem er so rumgezogen ist im Untergrund.«
    Â»Wir suchen jemanden, der uns erklären kann, was aus Georg geworden ist. Wir wissen nicht, warum er nach Berlin gekommen ist …«
    Â»Sentimentalität

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