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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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seiner Hand glitt über das Papier und bedeckte Seite um Seite mit neuen Zeilen, mit Skizzen und Berechnungen. Alle die Besorgnisse und Gefahren, die er den drei Freunden bei dem letzten Versuch nur angedeutet hatte, legte er hier noch einmal ausführlich schriftlich nieder. Die Zeit verrann darüber. Nur das Rascheln der Feder auf dem Papier unterbrach die Stille. Endlich, eine Stunde nach Mitternacht, war der Alte fertig. Er warf die Feder beiseite und erhob sich. Sorgfältig barg er das Buch in seinem Rock und ging wieder ins Freie. In weitem Bogen führte ihn der Weg um das Maschinenhaus herum zu jenem Pfad, der über das Gebirge und durch den Wald zur anderen Seite der Insel lief.
    Am Osthorizont malte sich bereits das erste Rot der aufkommenden Dämmerung, als Professor Belian von einem langen Nachtmarsch zurückkehrte. Erschöpft warf er sich auf sein Lager und fiel in einen unruhigen Schlaf. —
    Die Sonne kam herauf; ein neuer Tag war da. Sein Licht übergoß die grünende, blühende Vegetation der Insel und das tiefblaue Meer. Es drang auch durch die Luken der ›Dorothea‹ und erhellte den Raum, in dem Klaus, Fritz und Heinz eine wenig erfreuliche Nacht verbracht hatten.
    »So eine Lumperei!« murrte Klaus, »einen hier wie ein Bund Flicken zusammenzuschnüren. Schurken, verwünschte! Ich drehe euch den Kragen um, wenn ich euch kriege!«
    Fritz hatte sich dicht an Klaus herangerollt und sagte: »Deine Hände sind doch von den Knöcheln ab frei.«
    »Weiß ich!« brummte Klaus, »aber damit komme ich nicht an den Knoten, mit dem die Schufte den Strick über meiner Brust zusammengebunden haben.«
    »Nein! Aber du kannst damit an den Knoten bei mir kommen, wenn ich mich richtig an dich ranwälze. Er sitzt an meiner linken Schulter. Wir müssen es versuchen. Eine andere Möglichkeit, hier loszukommen, sehe ich nicht.«
    »Na, denn man tau, Fritz!«
    Nicht ohne Mühe gelang es Fritz, sich so an Klaus heranzurollen, daß der den Knoten mit seinen Fingern zu fassen bekam. Und dann begann eine lange, verzweifelte Arbeit für Klaus. Fingernägel brachen ihm ab. Oft glaubte er auch, daß die Finger ihm dabei brächen. Stunden verstrichen darüber. Der Schweiß rann ihm von allen Gliedern, bis endlich der mit Gewalt zu einem Knoten zusammengerissene harte Strick nachgab, seine Schlingen sich lösten und die Enden frei wurden. Das andere ging leicht. Schnell rollte sich Fritz aus der Fesselung heraus und brachte durch einige kräftige Bewegungen seinen stockenden Kreislauf wieder in Gang. Dann ein Griff in die Tasche zum Messer. Zerschnitten fielen die Stricke ab, die Klaus und Heinz gefesselt hielten.
    Die nächste Viertelstunde verbrachten sie damit, durch kräftige Bewegungen erst wieder die volle Gewalt über ihre Gliedmaßen zurückzugewinnen. Nach wie vor war die Lage wenig ersprießlich. Wohl waren sie der Fesseln ledig, aber gefangen waren sie nach wie vor, und nur allzufest war der Gefängnisraum gebaut. Das enge Bullauge in der Bordwand bot keinen Weg ins Freie. Starke, schwere Holzbohlen bildeten die Wände, den Boden und die Decke. Aus gleich starken Bohlen war auch die Tür gefügt und von außen durch einen schweren Riegel gesichert.
    »Sehr schwierige Lage!« mußte auch Fritz zugeben. »Trotz allem, die Tür bleibt die einzige Stelle, wo wir mit einiger Aussicht etwas unternehmen können.«
    Er betrachtete zweifelnd das Taschenmesser in seiner Rechten, dann die schweren Bohlen der Tür und schüttelte mutlos den Kopf. »Das Ding bricht bei dem ersten Versuch ab.«
    Klaus griff in seine Tasche und förderte ein Messer zutage, dessen Klinge dreimal so lang und stark war wie die an dem Messer von Fritz.
    »Das schafft schon besser«, meinte der anerkennend. Dann kam die Reihe an Heinz. Der brachte ein Instrument zum Vorschein, das allerseits mit Freuden begrüßt wurde, einen Marlspieker.
    »Alle Wetter!« schrie Klaus, »wenn ich das Ding vorher gehabt hätte, hätte ich mir nicht stundenlang die Finger zu schinden brauchen.«
    Ein Marlspieker ist ein längeres, kräftiges, am einen Ende zugespitztes Rundeisen, dessen sich die Seeleute bedienen, um Knoten aufzumachen. Für diesen Zweck kam’s ja nun zu spät. Aber die Freunde waren sich einig darüber, daß es auch vorzüglich geeignet sei, den Türriegel zurückzuschieben, wenn man erst einmal so viel von der Türbohle weggeschnitten hatte, daß man an das Riegeleisen heran konnte.
    Während Fritz den Spieker noch prüfend in der Hand wog, stand Klaus

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