Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
geworden. Beschlafen Sie sich die Sache in aller Ruhe! Wir wollen morgen, übermorgen, an jedem Tag, der Ihnen recht ist, weiter darüber sprechen.«
    Professor Belian machte eine abwehrende Bewegung. »Es ist zwecklos, darüber zu sprechen. Wo sind meine Gehilfen?«
    »Ihre Freunde, Herr Professor Belian, genießen zur Zeit unsere Gastfreundschaft an Bord der ›Dorothea‹. Wir hoffen, daß sich auch mit diesen im Lauf der nächsten Zeit ein annehmbares Übereinkommen treffen lassen wird. Für heute wünschen wir Ihnen eine gute Nacht, Herr Professor.«
    Die Fremden waren gegangen. Rastlos, ruhelos lief der Professor in dem Wohnraum umher. Seine Gedanken überstürzten sich. Fast hellseherisch durchschaute er, was da von langer Hand gegen ihn gesponnen worden war. Vor einem Jahr hatte ihn Doktor Schaffer verlassen, war zu den anderen gekommen, hatte geglaubt, das Geheimnis zu kennen, und dann war’s nicht gegangen. Fast ein Jahr mußten sich die anderen vergeblich bemüht haben. Nur deshalb waren die jetzt hier, weil sie allein mit der Erfindung nicht weiterkamen.
    Immer tiefer wurden die Falten auf der Stirn des Alten, immer schärfer vergegenwärtigte er sich die Änderungen, die er nach dem Fortgang seines Assistenten noch an der Anlage getroffen hatte. Das war’s. Jetzt fiel’s ihm wieder ein. Die Wärmeableitung nach außen durch die kupfernen Stromzuführungen war bei der alten Apparatur viel zu stark gewesen. Von Grund auf hatte er den gläsernen Bau um die Spulen und Leitungen damals umgeändert. Danach erst war es ihm möglich geworden, die hohen Strom- und Feldstärken zu erreichen, mit denen er während der letzten Tage so gute Erfolge erzielt hatte. Das mußte es sein. Auf diese Verbesserung waren die andern noch nicht gekommen. Daran haperte es bei denen. Aber sie brauchten ja nur die Anlage hier zu besehen. Doktor Schaffer mußte die Änderung sofort erkennen, und dann kamen die auch auf den richtigen Weg, der zum Erfolg führte. Das durfte unter keinen Umständen geschehen. Niemals durften die hinter seine Erfindungen kommen. Noch war es Zeit. Mit eigener Hand wollte er den Glasbau zertrümmern, den er in monatelanger Arbeit kunstvoll geformt und zusammengeschmolzen hatte. Nur noch Trümmer sollten die von der anderen Seite finden, wenn sie morgen wiederkamen.
    Der alte Professor sprang auf und trat aus dem Zimmer auf die Veranda hinaus. Erfrischend wehte ihm die kühle Nachtluft um die heiße Stirn. Ein mattes Licht goß der im letzten Viertel stehende Mond über die Tropenlandschaft. Weit und breit war kein lebendiges Wesen zu sehen. Mit schnellen Schritten eilte der Professor den Pfad entlang, der vom Bungalow zum Maschinenhaus führte. Jetzt hatte er es erreicht. Die Tür war unverschlossen. Er öffnete sie und wollte hineingehen. Eine üble Gestalt trat ihm entgegen. Ein spanisch-englisches Kauderwelsch schlug an sein Ohr. Halb verstand, halb erriet er, was das Mischblut da vor ihm sagte: Eintritt strengstens verboten. Befehl von Mister Jefferson, niemand in den Raum hineinzulassen.
    Einen Augenblick überlegte der Professor, ob er den Menschen überrennen, niederstoßen und so vielleicht doch zu seinem Ziel gelangen könne. Da bemerkte er noch mehrere Gestalten in dem halbdunklen Raum, ein halbes Dutzend etwa hielten dort bei den verschiedenen Teilen der Anlage Wache, wilde, verwegene Burschen, zweifellos zu allem fähig. Die von der anderen Seite hatten offensichtlich gut vorgesorgt und die Besatzung ihres Schiffes als Wache in das Maschinenhaus gelegt. Unmöglich, hier irgend etwas zu verändern oder gar zu zerstören. Schon beim ersten Versuch würden ihn diese Halbwilden überwältigen und unschädlich machen. Professor Belian kehrte zu dem Bungalow zurück. Seine Züge waren starr, wie versteinert, auch sein Blick gewandelt. Ein Entschluß, in Sekunden gefaßt, aber fest und unwiderruflich, schien ihn ganz zu beherrschen. Aus einem verborgenen Fach nahm er ein Buch heraus. Es war in festes Leder gebunden, ein Band in Quartformat. Er nahm es zum Schreibtisch mit, setzte sich, schaltete die Tischlampe ein und schlug es auf. Es war das Tagebuch, in das er Tag für Tag seine Arbeiten, seine Versuche und Erfolge eingetragen hatte, ein Geheimbuch, das er in den stillen Nachtstunden geführt, in das bisher noch kein anderer Mensch außer ihm geblickt hatte. Auch Doktor Schaffer war dieses Buch nie zu Gesicht gekommen.
    Professor Belian griff zur Feder und begann zu schreiben. Der Kiel in

Weitere Kostenlose Bücher