Ein neues Paradies
packten, wie ein Strick in vielen Windungen um seinen Körper und seine Arme geschlungen wurde. Stimmen drangen an sein Ohr, die Stimmen von Heinz und Fritz, Geräusche wie von einem Kampf, andere Stimmen dazwischen, die in englischer und spanischer Sprache schrien und kommandierten, und dann wurde es still.
Professor Belian fühlte, wie man ihn auf eine Bahre legte und den Pfad hinabtrug, und merkte nach einer langen Zeit, daß die Bahre abgesetzt wurde und irgendwo ruhig auf dem Boden stand.
In der Kabine der ›Dorothea‹ saßen jene vier Herren zusammen, deren Bekanntschaft der Leser bereits gemacht hat. Mister Jefferson rieb sich ärgerlich die Schläfe.
»Verwünscht, Gentlemen! Das ändert die Sachlage. Wer hat die drei Burschen hierher gekarrt? Hätte nicht viel gefehlt, und die Sache wäre schiefgegangen. Mußten scharf zugreifen, um die Gesellschaft unschädlich zu machen. Mit unserem ersten Plan ist’s nichts mehr.«
»Bleibt nur die zweite Möglichkeit«, unterbrach ihn Mister Stokes. »War für meine Person gleich mehr dafür. Ich möchte den Wissenschaftler kennenlernen, der sich nicht schließlich ködern ließe, wenn man ihm unbegrenzte Forschungsmöglichkeiten eröffnet.«
»Bleibt aber doch ärgerlich!« fuhr ihm Mister Belgrave in die Rede. »Es wäre einfacher gewesen, wenn wir ihm als harmlose Globetrotter die Würmer aus der Nase gezogen hätten.«
»Ärgerlich bleibt’s!« bestätigte Mister Jefferson die Meinung von Belgrave. »Wir müssen jetzt unter allen Umständen versuchen, den Alten bei seinem Forscherehrgeiz zu packen. Können wir damit das Spiel nicht gewinnen, dann haben wir’s ein für allemal verloren.« —
Die drei Freunde Klaus, Fritz und Heinz waren nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der dieses Gespräch zwischen den Herren Jefferson, Stokes und Belgrave stattfand. Leider war aber ihr Aufenthaltsort derart beschaffen, daß sie nicht die geringste Aussicht hatten, ihre Freiheit wiederzugewinnen. Sie befanden sich in einem mäßig großen Raum ohne die Spur irgendwelcher Möbel. Ein kleines Bullauge verbreitete spärliches Licht und ließ zur Not erkennen, daß es sich hier um einen Raum in einem hölzernen Schiff handelte.
Einige Stunden hatte Klaus Gelegenheit gehabt, sich der Betrachtung seines neuen Aufenthaltsortes allein zu widmen. Dann hatte sich für ein paar Augenblicke eine Tür geöffnet. Von abenteuerlich aussehenden Burschen waren zwei andere gefesselte Gestalten, Heinz und Fritz, in den Raum gestoßen worden. Unmittelbar danach war die Tür wieder ins Schloß gefallen.
»Junge, Junge! Dat is’ mal eine Bescherung! Wo habt ihr den Professor gelassen?«
Die zuckten die Achseln, soweit die Stricke es ihnen erlaubten.
»Keine Ahnung, Klaus. Wir wurden überfallen, niedergeschlagen, weggeschleppt, ins Boot gepackt. Der Professor muß noch auf der Insel sein.«
»Verwünschter Schiet!« knurrte Klaus und wälzte sich hin und her. Verzweifelt suchte er irgendwo eine scharfe Ecke oder Kante zu entdecken, an der er den Strick zerreiben könnte. Sein Suchen war vergeblich, und die Sonne tauchte darüber ins Meer. Die Dunkelheit brach ein und machte die traurige Lage der drei Freunde noch trauriger. —
Dämmerung und Dunkelheit schlichen auch in den Bungalow, wo Professor Belian immer noch gefesselt auf seiner Bahre lag. Die Ruderschläge des zurückkehrenden Bootes drangen an sein Ohr. Er vernahm Schritte und Stimmen. Seine Bande wurden gelöst, das Tuch zurückgezogen. Grell fiel das Lampenlicht auf sein Gesicht, für kurze Zeit mußte er die Augen schließen. Als er sie wieder öffnete, sah er drei Personen vor sich stehen, die ihn gespannt betrachteten, sich über ihn beugten, ihm aufhalfen und ihn sorgsam zu einem Sessel geleiteten. Einen Augenblick schwindelte ihm. Was war das? Waren das Freunde, Rettung in letzter Stunde nach dem hinterlistigen Überfall? Verwirrt blickte er sich um, wollte sprechen, setzte mehrmals an, stockte und stieß endlich die Fragen heraus: »Was soll das? Wer sind Sie? Was hat das zu bedeuten?«
Die Fremden tauschten Blicke untereinander. Schweigen herrschte im Raum, minutenlang, steigerte sich zu unerträglicher Spannung, bis einer von ihnen das Wort nahm und in englischer Sprache sagte: »Ich irre mich wohl nicht, wenn ich glaube, Herrn Professor Doktor Belian vor mir zu sehen, den Nobelpreisträger, den berühmten Atomforscher?«
Der Professor schaute den Sprechenden groß an und antwortete dann ebenfalls in
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