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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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eine flache Kiste, in die unten Löcher gebohrt waren, damit das Wasser ablaufen konnte, wenn die Frösche befeuchtet wurden. Da die Haarfrösche nicht springen konnten, legten sie sich eine neue Gewohnheit zu: Sooft sie erschraken, rannten sie in einen Winkel und versuchten sich ins Holzwerk einzugraben. Nachdem sie das zwei Tage lang getrieben hatten, war alle Haut an Nase und Oberlippe abgeschürft.
    Das ist höchst gefährlich für einen Frosch, denn diese Schurfstellen können sich rasch zu einer großen Wunde entwickeln, die, wenn sie nicht behandelt wird, schließlich Nase und Oberlippe wegfrißt. Irgendwelche Wundbehandlung wird bei einem Frosch dadurch noch erschwert, daß man das Tier ja feucht halten muß, und natürlich braucht eine feuchte Wunde dreimal so lange Zeit zum Ausheilen. Deshalb mußte ich für die Haarfrösche nicht nur einen neuen Käfig entwerfen, sondern mir auch ein Heilverfahren für ihre Nase ausdenken, das keinerlei Nachteile mit sich brachte.
    Ich baute ihnen eine große, flache Box, die mit Watte gepolstert und mit Leinen ausgeschlagen wurde, so daß Wände, Boden und Decke der Box wie mit Eiderdaunen gefüttert waren. Dahinein wurden die Haarfrösche gesetzt, und anstatt sie dreimal am Tag zu befeuchten, bekamen sie ihre Dusche nur einmal täglich. Das erwies sich als sehr erfolgreich, denn die Watte in der Polsterung saugte das Wasser auf, so daß es im Innern der Box feucht genug war, ohne daß die Frösche allzu naß wurden. Schließlich waren die Nasenwunden vollständig verheilt, und die Haarfrösche machten die Reise nach England in ihrer gepolsterten Box, wo sie sich keinen Schaden antun konnten, denn wenn sie sprangen oder sich einzubohren versuchten, begegneten sie nur der weichen Oberfläche der Wattepolsterung.

Achtes Kapitel

Schwierige Reise

    Für den Tierfänger beginnt die gefürchtetste Zeit, wenn er seinen Tiergarten zusammenpacken, zur Küste befördern und die lange Schiffsreise nach Europa antreten muß. Da gilt es in erster Linie, sich zu vergewissern, daß jeder Käfig in gutem Zustand ist und jede Tür sicher schließt. Als nächstes sorgt man für die Nahrungsvorräte, die während der Seereise benötigt werden, denn selbst wenn man den elegantesten, best ausgerüsteten Dampfer benutzt, kann man nicht erwarten, daß der Koch über hundert Tiere beköstigen wird.
    Ganz abgesehen von solchen Dingen wie Säcken voller Weizen, Kartoffeln, Yamswurzeln und anderen tropischen Gemüsen muß man einen ungeheuren Obstvorrat mitschleppen. Es ist ganz sinnlos, alle diese Früchte zu kaufen, wenn sie reif sind; denn schon nach der ersten Reisewoche wären sie verfault, und man hätte überhaupt kein Obst mehr für die Tiere. Deshalb muß man reife, halbreife und ganz unreife Früchte mitnehmen. Die unreifen Früchte werden zusammen mit dem Fleisch und den Eiern im Kühlraum des Schiffes aufbewahrt.
    Die kühle Aufbewahrung verhindert nicht nur, daß Fleisch und Eier schlecht werden, sondern läßt auch die Früchte nicht reifen. Ist nun das reife Obst aufgebraucht, so holt man sich einen neuen Vorrat aus dem Kühlraum und legt ihn an Deck in die Sonne, wo die Früchte sehr schnell reifen und den Tieren nun verfüttert werden können.
    Die Nahrungsmengen muß man äußerst sorgsam berechnen. Nimmt man zuviel mit, so wird ein großer Teil schlecht und muß über Bord geworfen werden. Nimmt man andererseits zuwenig mit, so wird der Vorrat gerade dann aufgebraucht sein, wenn man etwa den Biskayischen Meerbusen erreicht, wo man den Tieren unbedingt reichliche und gute Nahrung geben muß, damit sie den plötzlichen Klimawechsel überstehen.
    Erst wenn alle Käfige ganz in Ordnung und die Nahrungsmittelvorräte in richtigen Mengen beschafft sind, kann man die Lastwagen kommen lassen, die den Tiergarten quer durchs Land zum Hafen befördern.
    Als ich Westafrika verließ, nahm ich drei Säcke Weizen und Kartoffeln mit, zwei Säcke Yamswurzeln, zwei Säcke Mais, fünfzig Ananasse, zweihundert Orangen, fünfzig Mangos und hundertfünfzig große Bananenbündel, abgesehen von solchen Dingen wie Trockenmilch, Malz, Lebertran und so weiter. Mein Vorrat umfaßte außerdem vierhundert Eier, deren jedes sorgsam in einer Schüssel Wasser wegen der Frische geprüft worden war, bevor es gründlich eingefettet und in Stroh verpackt wurde. Für den Fleischvorrat diente ein ganzer Ochse; außerdem kamen zwanzig lebende Hühner mit. All dies bildete zusammen mit den mehr als hundertfünfzig

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