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Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
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und laufe im Bademantel die kalte Straße hoch und runter. Die Füße nackig und die frieren. Ich diese blöde Straße lang und die Kälte ist gut. Steigt das Bein lang und hat was Lässiges, so im Bademantel in der Großstadt. Ich bin wieder dabei. Ein urbaner Single mit nackigen Füßen.
    RUTH langweilt sich
    Es ist wirklich unangenehm langweilig.
    Als ich jünger war, dachte ich, wenn ich viel daran denke, wie es ist, alt zu sein, dann kann mich nichts mehr überraschen. Ich dachte mir, es wäre wahrscheinlich ganz gut, alt zu sein. Ich habe mir vorgestellt, ich wäre so eine coole Alte, mit viel Schmuck und lila gefärbtem Haar. Und ich würde in einem Haus wohnen, in Nizza vielleicht, und das schwankte immer, die Idee, wo das Haus sein würde.
    Auf jeden Fall wäre das Haus immer voll mit wirklich verrückten Menschen, die echt verrückte Sachen machen würden. Auf Tischen tanzen und so was. Und ich könnte über alles lachen, weil ich weise wäre und es besser wüßte.
    Was auch immer. Und so richtig klasse wäre es, dachte ich immer, daß mir irn Alter die meisten Geschichten egal wären. Liebeskummer, Cellulite und sowas. Ich dachte mir, es müsse wirklich ganz nett sein, alt zu werden. Und jetzt bin ich alt und weiß gar nicht, wie es so schnell dazu kommen konnte. Ich bin nicht reich, ich dachte immer, das käme schon noch, aber es kam halt nicht. Es kam auch kein reicher Mann. Oder sagen wir mal, überhaupt ein Mann, der blieb. Immer dachte ich, es käme da noch ein besserer, weil ich ja auch immer besser würde. Aber das stimmte auch nicht. Es kamen eher immer weniger und schlechtere. Und auf einmal war ich alt. Ohne mich irgendwie weise oder eben alt zu fühlen. Ich fühle mich nur gelangweilt. Ich wohne also nicht in einem Haus in Nizza, sondern in einem verfluchten Altersheim. Die anderen hier, die sind wirklich alt. Ich nicht. Wenn eines noch an Wunder glaubt, ist es nicht alt. Ich glaube, das kann wirklich nicht alles gewesen sein. Es wird noch etwas ganz Großes passieren. Irgendwas, das mir klarmacht, wozu das alles gut ist. Das weiß ich nämlich beim Stand der Dinge nicht wirklich. Ich am Fenster und seh den totkultivierten Garten an. In meinem Haus in Nizza wäre mein Garten ganz verwildert gewesen. Ich hätte da jetzt draußen gesessen, mit ein paar Freunden, einige würden grad wieder auf dem Tisch tanzen, und ich würde mich vielleicht langweilen, wegen dieser permanenten Tisch-tanzerei. Wenn dem Menschen nichts mehr einfällt, glaubt er auf einmal, daß es einen Gott gibt. Hey, bitte lieber Gott mach, daß noch etwas kommt.
    TOM geht weg
    Die Luft riecht nach Großstadt, morgens um 4. Ein dicker Geruch. Nach schimmelndem Metall und Bäcker. Die Frau liegt oben. Wahrscheinlich weint sie. Wenn ich eine Frau wäre, würde ich auch weinen. Weil das so bequem ist, eine Flucht, die nichts ändert, falls ihr versteht, was ich meine. Die Frau weint also vermutlich. Ich nicht. Ich weine nicht, ich leide auch nicht. Ich gehe einfach nur nach Hause. Ich werde mir die Frau abduschen. Wieder durch die Bars laufen und suchen. Nach einer neuen Frau, Wenn Weihnachten ist, und ich kann euch sagen, das kommt immer schneller, als man so denkt, werde ich wieder vor diesem Kaufhaus hier stehen. Jetzt sind da irgendwelche Herbstsachen drin. Blöde Plastefrüchte und so. Aber Weihnachten ist da eine Eisenbahn drin, in dem Schaufenster.
    Die fährt durch verschneite Dörfer. Die Häuschen sind von innen beleuchtet. Ich steh da immer ganz lange. Stell mir Sachen vor, die in diesen Häuschen passieren. Irgendwo wird eine Katze geschlachtet, in den Ofen geschoben, die Därme an den Baum geputzt. In einem anderen Häuschen liegt der Großvater im Bett und ist schon geraume Weile tot. Da sind Fliegen und die Enkel spielen mit dem Opa.
    Solche Sachen eben, und ich habe dann so einen Haß auf die Kinder. Die stehen neben mir und sehen meine Bahn an. Und die Eltern zwinkern, wenn die Scheißkinder fragen: Krieg ich so eine? Wir werden sehen, sagen die Eltern und zwinkern. Ich könnt die dann immer in die Schnauze haun. Ich weiß wirklich nicht, warum. Was ich sagen will, ist, irgendwie suche ich nach einer Frau, die Weihnachten mit mir diese Bahn anguckt. Und die mich nichts Blödes fragt. Die vielleicht so einem Kind eine runterhaut. Und die mir dann eine Eisenbahn schenkt. Aber ich habe so eine noch nie gefunden. Ich gehe jetzt heim, dusche. Und dann gehe ich wieder los. Und suche weiter nach der Frau, die mit mir zu

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