Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
nach Hause kommen, können Sie damit und mit sämtlichen Kopien verfahren, wie immer Sie wollen. Was das Original betrifft, würde ich Säure empfehlen, und bei den Kopien, die ja nur aus Papier sind, Feuer. Ich … ich bedaure, dass ich sie benutzt habe, um Gerechtigkeit zu erlangen.«
Pendock sah ihn einen Moment lang an. »Und ich bedaure, dass Sie dazu gezwungen waren«, erwiderte er. »Sie haben die Wahrheit nicht geschaffen, Sie haben sie lediglich benutzt. Ich werde mich vom Richteramt zurückziehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man es nach diesem Sieg Ihnen anbieten wird. Aus Gründen, die auf der Hand liegen, werde ich unsere Vereinbarung nicht erwähnen. Sie können mir glauben oder nicht, aber ich habe wirklich geglaubt, meinem Land einen Dienst zu erweisen, wenn ich Sie davon abhielt, die allgemeine Öffentlichkeit vor dem einzigen frei verfügbaren Medikament zu warnen, das die Schmerzen Verwundeter oder chronisch Kranker wenigstens lindern kann. Ich hielt Lambourn für einen unklugen Mann, dem es darum ging, die Freiheit der einfachen Leute einzuschränken, obwohl sie doch nur etwas Abhilfe bei den schlimmsten ihrer Leiden suchten. Und dazu hegte ich den Verdacht, er wolle den Verkauf von Opium in den Händen einiger weniger belassen, zu denen, wie mir gesagt wurde, womöglich auch er selbst gehörte. Gott möge mir verzeihen.«
»Ich weiß«, beschwichtigte Rathbone ihn leise. »Aber seine Studie war glaubwürdig. Sie umfasste alles: unsere Erfahrungen mit dem Gebrauch und Missbrauch von Opium, seinen Schmuggel und die damit verbundenen Verbrechen. Alvar Doulting ist nur eines der Opfer, Joel Lambourn ein weiteres, Zenia Gadney ein drittes. Wir müssen noch viele Erfahrungen sammeln in der Behandlung von Schmerzen egal welcher Art. Wenn wir diese Warnung ignorieren, müssen wir das teuer bezahlen.«
»Sie werden ein sehr guter Richter sein.« Pendock biss sich auf die Lippe, das blasse Gesicht vor Trauer verzerrt.
»Vielleicht«, meinte Rathbone. »Ich denke, dieses Amt ist noch viel schwieriger, als es von den Anwaltspulten aus wirkt, wo die eigene Loyalität einen festen Platz hat.«
»Allerdings«, bekräftigte Pendock. »Nichts in meinem Leben ist mir schwerer gefallen, als mir meiner Loyalitäten sicher zu sein. Im Kopf habe ich Gewissheit; es ist mein Herz, das alles verdirbt.«
Rathbone musste an Margaret denken. »Das hat das Herz so an sich. Es wäre leichter, wenn man nicht liebte.«
Pendock schüttelte den Kopf. »Und zu einer lebenden Leiche würde? Würden Sie das wirklich wollen?«
Rathbone zögerte nicht eine Sekunde. »Nein. Ganz gewiss nicht. Viel Glück Ihnen, Sir.« Er ging zur Tür hinaus, ohne zurückzublicken, und überließ Pendock seinen Gedanken.
In der Vorhalle wäre er beinahe mit Monk zusammengestoßen.
Monk musterte ihn voller Sorge.
Rathbone wollte Gleichgültigkeit vortäuschen, doch das konnte er nicht mehr, sobald er die Wärme in Monks Augen spürte. Reglos stand er da und wartete, dass Monk etwas sagte.
»Sie haben sie benutzt, nicht wahr?«, fragte Monk. »Ballingers Fotografien.«
Rathbone erwog zu lügen, verwarf den Gedanken aber sofort. »Ja. Dieser Fall war zu groß, zu ungeheuerlich, als dass ich mich da mit meinem Seelenfrieden abgeben konnte.« Forschend blickte er Monk ins Gesicht, voller Bangen vor dem, was er darin erkennen würde.
Monk lächelte. »Ich hätte genauso gehandelt … glaube ich«, sagte er leise. »Ob so oder so, die Bürde ist in jedem Fall schwer.«
Weitere Kostenlose Bücher