Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
gegenüber.
»Interessant«, murmelte Rathbone nachdenklich. »Sehr interessant. Vielleicht werde ich einen Teil meiner Pläne ändern müssen. Danke.«
Bevor Monk etwas erwidern konnte, unterbrach ein Klopfen sie, und der Gerichtsdiener ließ Rathbone wissen, dass Mr Sinden Bawtry ihn zu sprechen wünsche.
Rathbones Blick flog von Monk zum Amtsdiener. »Seien Sie so freundlich, Mr Bawtry hereinzubitten. Und achten Sie bitte darauf, dass wir nicht gestört werden.«
Bawtry trat ein. Er wirkte fast unbesorgt. Nachdem er beiden Männern die Hand geschüttelt hatte, setzte er sich auf den Stuhl, den Rathbone ihm anbot.
»Was kann ich für Sie tun, Sir Oliver?«, fragte Bawtry.
Rathbone hatte die halbe Nacht wach gelegen und über exakt diesen Moment gegrübelt. Er hatte alles zu gewinnen – oder zu verlieren –, und vielleicht hing das Ergebnis von dem ab, was er in den nächsten Minuten sagte.
»Mir Ihren Rat geben, Mr Bawtry«, sagte er gelassen. »Ihnen ist sicher wie jedem von uns daran gelegen, dass dieser Prozess möglichst bald ein Ende findet und der Gerechtigkeit trotzdem in jeder Hinsicht Genüge getan wird.«
Bawtry nickte. »Selbstverständlich. Was kann ich Ihnen diesbezüglich raten? Natürlich kannte ich Lambourn, seine Frau aber nicht.« Er schnitt flüchtig eine Grimasse. »Verzeihung, das war vielleicht nicht ganz korrekt. Ich meine Dinah Lambourn, die ich für seine Frau hielt. Von Zenia Gadney hatte ich bis zu ihrem tragischen Tod nie gehört. Aber was wollen Sie nun von mir wissen?«
»So viel hatte ich auch vermutet«, meinte Rathbone mit dem Anflug eines Lächelns. Er durfte sich jetzt nicht den geringsten Fehler leisten. Bawtry war ein hochbegabter Mann mit glänzenden Aussichten für die Zukunft, dem manche sogar das Amt des Premierministers zutrauten. Er hatte den richtigen Hintergrund, konnte auf eine offenbar makellose Laufbahn verweisen und war im Begriff, sich in Windeseile einen beeindruckenden Ruf als Politiker zu erwerben. Zweifellos würde er in den nächsten Jahren eine gute Partie machen. Da er es nicht nötig hatte, nach mehr Geld zu streben, konnte er es sich leisten, eine Frau zu heiraten, die im Sinne seiner gesellschaftlichen Ambitionen eine Zierde und ihm persönlich sehr angenehm sein würde, eine Frau mit Geist und Charme und obendrein eine Schönheit. Ihn zu unterschätzen wäre eine Dummheit. Als Rathbone diesem Mann in die intelligenten, wachen Augen schaute, war ihm das nur allzu bewusst.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte Bawtry.
»Haben Sie persönlich Einsicht in diese Studie von Lambourn genommen, Sir?«, fragte Rathbone in leichtem Ton, wobei es ihm nur mit Mühe gelang, ein Zittern zu unterdrücken. »Oder haben Sie sich auf Hernes Wort verlassen, dass sie nicht akzeptabel war?«
Bawtry wirkte leicht verwirrt, als hätte er nie mit einer solchen Frage gerechnet. »Eigentlich habe ich sehr wenig davon gesehen. Herne hat mir ein paar Seiten gezeigt. Und die wirkten in der Tat etwas … willkürlich. Rückschlüsse auf völlig ungenügender Grundlage. Und der Rest soll noch schlimmer gewesen sein. Da der Mann sein Schwager war, wollte er es ihm verständlicherweise ersparen, vor aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht zu werden. Er wollte die Studie vernichten, bevor ihre Schwächen bekannt wurden. Das leuchtete mir ein, und ich habe ihn offen gesagt deswegen bewundert. Ob er das nun um seiner Frau oder um Lambourns willen getan hat, war für mich ohne Bedeutung.«
»Aber den Rest der Studie haben Sie nicht gesehen?«, beharrte Rathbone.
»Nein. Nichts davon.« Bawtry starrte ihn an. »Worauf wollen Sie hinaus? Sie würden mich das doch jetzt nicht mehr fragen, wenn Sie nicht glaubten, es hätte eine Relevanz für diesen Prozess.« Ein fast unsichtbares Lächeln zuckte über seine Lippen. »Herne hat Lambourn nicht umgebracht, wenn es das ist, was Sie denken. Er nahm unbestreitbar an dem Festessen im Athenäum teil. Das weiß ich. Ich kann Ihnen mindestens zwanzig Personen nennen, die ebenfalls dort waren und einen Eid darauf leisten werden.«
»Das weiß ich, Mr Bawtry«, erwiderte Rathbone mit einem betrübten Lächeln. »Mr Monk hat das alles bereits lückenlos überprüft.«
Bawtry blickte zu Monk hinüber, dann fixierte er wieder Rathbone. »Dann verstehe ich nicht, was Sie von mir wollen. Von Lambourns Studie habe ich nicht mehr als ein paar Seiten gelesen. Nebenbei bemerkt glaube ich sogar, dass er mit den Fakten recht hatte. Opium
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