Ein Pony für Marie
mal Papa nach Hause und brachte ein kleines Kartenspiel als Extraüberraschung mit. Es machte einen Riesenspaß, doch schon nach der ersten Runde stand Opa in der Tür.
»Überraschung!«, rief er mit geheimnisvoller Miene, nachdem er Marie ausgiebig gedrückt hatte... »Ihr geht jetzt alle mal nach oben und wartet, bis ich rufe.«
Marie und ihre Freundinnen sausten kichernd die Treppe hinauf, aber Opa scheuchte auch Mama, Papa und Ben hinterher.
»Soviel Aufwand für ein Barbie-Pferdchen«, wunderte sich Papa. »Oder bringt er noch was anderes mit?«, fragte er Mama, aber die schüttelte den Kopf.
»Gesagt hat er nichts. Aber wahrscheinlich baut er da unten gerade einen halben Verkaufsstand Süßigkeiten auf. Würde mich nicht wundern, wenn er die Zuckerwatte-Maschine mitgebracht hätte. Hoffentlich kleckert er mir nicht den ganzen Teppich voll!«
Die Zuckerwattemaschine auf ihrer Geburtstagsparty! Marie fand die Idee voll cool. Kuchen hatte jeder, aber frische Zuckerwatte - das sollte Anna ihr erst mal nachmachen!
»Ihr könnt kommen!«, rief Opa von unten. Er strahlte übers ganze Gesicht, als die Familie die Treppe herunter kam. »Die Überraschung ist im Wohnzimmer. Los, macht schnell!«
Die Kinder setzten sich sofort in Trab, aber Papa und Mama ließen sich nicht hetzen. Mama musste ja auch auf das Baby aufpassen.
»Langsam auf der Treppe!«, mahnte Papa. »Die Überraschung wird schon nicht weglaufen.«
Opa guckte daraufhin ein bisschen seltsam, fast ein wenig schuldbewusst. Er hielt Papa und Mama auf, als sie herunter kamen.
»Sie hat es sich so gewünscht«, meinte er beschwörend. »Ihr müsst versprechen, nicht zu schimpfen !«
Papa und Mama blickten verständnislos, aber Marie öffnete schon neugierig die Wohnzimmertür. Zuerst sah sie gar nichts, vor allem der Geburtstagstisch war unverändert. Aber dann fiel ihr Blick auf ein paar hässliche Schlammspuren auf Mamas weißem Teppich. Wie kleine Halbmonde sahen sie aus, und sie führten zum Kaffeetisch. Darauf standen noch die Reste der Torte. Oder jedenfalls hatten sie da gestanden. Inzwischen war der Teller leer. Und daneben stand ein winziges, graues Pony und leckte sich die Lippen.
»Ein Pony! Ein richtiges Pony!«, rief Marie und stürzte auf das Pferdchen zu. Erschrocken machte das Pony einen Sprung zur Seite und rammte ein Tischbein. Dabei verrutschte die Tischdecke und ein paar Teller gingen zu Bruch.
»Sag, dass es nicht wahr ist«, flüsterte Mama. »Da ist nicht wirklich ein Pferd in unserem Wohnzimmer!«
Das Pony versuchte inzwischen, ein paar Fransen von Mamas weißem Flokati-Teppich zu fressen. Sie schmeckten ihm anscheinend nicht. Marie hielt ihm stattdessen einen Keks hin. Daraufhin kam es näher. Drei Minuten später ließ es zu, dass sich auch Caroline, Meike und Jenny auf den Teppich kauerten, um es zu streicheln. Dabei fraß es Bonbons und Apfelsinen.
»Oh, Opa, es ist so süß!«, sagte Marie und riss sich einen Moment los, um Opa zu umarmen. »Viel, viel besser als ein Barbie-Pferd! Aber wieso ist es so winzig?«
Tatsächlich hatte Marie noch nie ein so kleines Pferd gesehen. Das Pony reichte ihr nur gerade bis zur Hüfte, Opa ging es nur knapp bis zu den Oberschenkeln.
»Es wächst noch«, meinte Opa. »Es ist erst ein paar Monate alt, weißt du. Ein Fohlen. Fast noch ein Baby...« Er warf Maries Mutter einen unsicheren Blick zu. »Es braucht eine Familie...«
Maries Mama hatte sich inzwischen vom ersten Schrecken erholt, aber die Schlammspuren auf dem Teppich machten sie wütend. Es würde ewig dauern, das herauszuputzen.
»Es soll sich seine Familie mal schön woanders suchen!«, schimpfte sie. »Hier bleibt es jedenfalls nicht, wir brauchen kein Pferd!«
Das Pony im Hühnerstall
Du meinst, ich darf es nicht behalten?«, fragte Marie verständnislos. Mama schien ernsthaft böse auf Opa zu sein und auch Papa war alles andere als begeistert von dem Geschenk.
»Natürlich nicht«, meinte Papa. »Wer sollte denn das Pony versorgen? Und wo soll es wohnen, was soll es fressen?«
»Heu hab ich im Auto«, bemerkte Opa.
»Und es könnte erst mal in der Hundehütte wohnen!«, kam Ben Marie zu Hilfe. »Bis der Hund kommt, sind es doch noch fast sechs Wochen.«
Mama und Papa hatten bei einem Hundezüchter einen Welpen ausgesucht, eine schwarz-weiß gefleckte Deutsche Dogge. Besonders Papa freute sich schon sehr auf den Hund, und am vergangenen Wochenende durfte Ben ihm helfen, eine Hütte für ihn zu bauen. Bislang
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