Ein Pony für Marie
eben nicht im Garten. Es ist weggelaufen! Oh, Ben, wir müssen es wiederfinden! Es weiß doch gar nicht wohin, so ganz allein!« Marie weinte um das Pony und den Garten und darüber, was Mama wohl zu all dem sagen würde.
Drei Minuten später war auch Ben angezogen und die Geschwister liefen die Treppe herunter.
»Oh, Mann!«, stöhnte Ben beim Anblick des zerstörten Rasens. »Papa bringt uns auch um. Sieh mal, sie hat sogar die Obstbäume angeknabbert. Das einzig Gute: Man kann ihre Spuren sehen. Guck doch mal, wo Hufspuren rausführen!«
Daran hatte Marie bisher noch gar nicht gedacht. Natürlich, Spurenlesen, wie bei den Indianern!
Im Falle Barbie war das leicht, die Löcher im Rasen führten in Richtung Nachbargrundstück. Frau Becker, die Nachbarin, pflegte dort vor allem Rosensträuche. Marie hoffte, dass Barbie die nicht gefressen hatte. Sie mussten schließlich pieksen.
Ben dachte eher an Frau Beckers Gemüsegarten und setzte sich sofort in Trab, als Marie die Spuren entdeckte. Tatsächlich hatte sich Barbie mit den Rosen nicht aufgehalten. Sie stand mitten in einem Salatbeet und frühstückte ausgiebig. Auf dem Weg dorthin hatte sie auch in Frau Beckers Gras ihre Spuren hinterlassen und den Rasen außerdem mit ein paar frischen Pferdeäpfeln verziert.
»Die sind gut für Rosen!«, behauptete Ben. »Die tauschen wir gegen die paar Salatköpfe...«
»Es sind ganz schön viele Salatköpfe«, seufzte Marie. Und auch mit den Radieschen hatte Barbie gründlich aufgeräumt. »Jetzt komm aber, Barbie, komm zu mir!«
Leider dachte Barbie gar nicht daran, sich ihrer neuen Herrin zu nähern. Als Marie zu ihr gehen wollte, drehte sie ab und trabte ein paar Schritte weg. »Sei lieb, Barbie! Bitte!«
Barbie wollte nicht lieb sein, sie wollte spielen. Vergnügt galoppierte sie über Frau Beckers Rasen und schlug dabei in Maries Richtung aus.
»So geht es nicht«, meinte Ben, »Wir müssen ihr den Weg abschneiden!«
Die Kinder versuchten, Barbie einzukreisen, aber das Pony war schneller. Es quietschte fröhlich, als es einen Haken schlug und so der Falle entkam.
Zu allem Überfluss erschien jetzt Frau Becker.
»Was macht ihr denn da? Könnt ihr nicht in eurem Garten spielen? Oh, nein, das ist ja ein Hund! Meine armen Hühner!«
Frau Becker stellte sich schützend vor ihren Hühnerstall, was Ben auf eine Idee brachte. Während Marie Frau Becker erklärte, dass Barbie ein Pony sei und sicher keine Hühner fräße, trieb ihr Bruder das Pferdchen Richtung Hühnerstall. Frau Beckers Hennen wohnten in einer Ecke des Gartens. Wenn Barbie dahin lief, gab es kein Entkommen!
»Mach das Stalltor auf, Marie!« rief Ben, während Barbie nichts Böses ahnend auf Frau Becker zutrabte. Frau Becker ergriff schreiend die Flucht und machte damit den Weg frei für Marie. Sie riss das Türchen auf und wurde vom Gackern einer Gruppe fetter, roter Hennen begrüßt. Die Hühner wollten, an Marie vorbei, herausflattern, aber dann kam Barbie, und sie machten kehrt. Barbie zögerte nur kurz, bevor sie in den Stall trabte. Aufatmend schloss Marie die Tür hinter ihr.
»Tut mir Leid, Frau Becker, aber irgendwo mussten wir sie einsperren. Sie wäre sonst womöglich auf die Straße gelaufen«, entschuldigte sich Ben. »Es ist bestimmt nicht für lange, wir holen sie ab, sobald unser Stall fertig ist. Und Barbie frisst auch bestimmt keine Hühner.«
Aus dem Hühnerstall drang das Protestgackern verärgerter Hennen. Zum Teil flohen die Hühner vor Barbie, aber einige gingen auch zum Angriff über. Eine dicke, rote Henne flatterte auf den Rücken des Ponys und pickte todesmutig auf seine weiche Mähne ein. Dabei gab sie ein wütendes Ka-ckern von sich. Barbie beeindruckte das wenig. Sie bewegte sich zielstrebig auf das Hühnerfutter zu und begann, die Körner rasch zu vertilgen.
»Ich warne euch! Wenn die Hühner jetzt vor Schreck aufhören zu legen, müsst ihr die Ausfälle bezahlen!«, drohte Frau Becker und fuchtelte dabei so wild mit den Armen wie ihre Hühner mit den Flügeln. »Und das Hühnerfutter! Wisst ihr, was das kostet? Das ist hochwertiges Legemehl!«
»Vielleicht legt Barbie davon ja ein Ei«, vermutete Ben und hörte sich fast an, als meine er es ernst. »Dann hätten Sie ein extragroßes als Entschädigung.«
Marie kicherte, aber Frau Becker schnaubte nur wütend.
»Holt das Tier bloß bald ab!«, zeterte sie.
Marie nickte. »Und ich kaufe auch gleich morgen neues Hühnerfutter«, versprach sie. »Ganz
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