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Ein Pony mit Herz

Ein Pony mit Herz

Titel: Ein Pony mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Mahlzeiten existieren für dich nicht, du tauchst irgendwann nachts auf und arbeitest bis in die Morgenstunden für die Schule, du wirst von Tag zu Tag dünner und unausgeschlafener, ich frage mich nur, wie du so dein Abitur schaffen willst! Nein, mein liebes Kind, ich habe einfach nicht die Kraft und nicht die Nerven, das weiter mit anzusehen!“ Die Mutter war wirklich verletzt. „Ich habe für dich getan, was in meiner Macht stand. Habe versucht, dir Liebe, Geborgenheit und ein harmonisches Familienleben zu geben und für dein körperliches Wohlbefinden zu sorgen. Wenn du das mehr und mehr mit Füßen trittst, kann ich nur sagen: nicht mit mir. Ich habe die Familie, habe dieses Haus und den Garten zu versorgen und habe einen anstrengenden Beruf. Ich habe das alles von Herzen gern getan. Aber wenn dann nie auch nur mal ein kleines Zeichen der Dankbarkeit zurückkommt ... ich kann einfach nicht mehr.“
    Bille wußte nicht, was sie erwidern sollte. Ihre Mutter hatte ja recht. Sie hatte halbherzig und ohne richtig zuzuhören versprochen, heute das Babysitten zu übernehmen, und hatte es sofort hinterher wieder vergessen. Das bereute sie. Andererseits: wie sollte sie mit der Fülle ihrer Aufgaben überhaupt noch zurechtkommen? Plötzlich fühlte sich Bille entsetzlich müde. Wie schwer war es, es allen recht zu machen, sich um alle so zu kümmern, wie sie es verdienten! Schweigend ging sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um.
    „Bis wann muß ich ausgezogen sein? Am liebsten gleich, wie?“ fügte sie bitter hinzu. „Okay, okay, sag nichts. Du hast ja recht. Ich werde mich morgen früh darum kümmern, daß ich in Groß-Willmsdorf unterkomme. Im Schulstall ist ein Pferdepfleger-Zimmer frei.“ Sie lief hinaus, bevor ihre Mutter noch etwas sagen konnte. Oben in ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und schluchzte verzweifelt. Aus Scham, aus Müdigkeit und Trauer, und auch ein bißchen aus Wut, daß man sie in dieser Situation allein ließ. Warum wollte niemand begreifen, daß ihr Leben nun einmal nicht nur aus Familie und Schule bestand, sondern daß an erster Stelle die Pferde kamen! Und daß sie eine Menge Verantwortung übernommen hatte.
    Sollte sie Daddy fragen, ob er ein Zimmer für sie frei hatte? Nein, er würde darauf bestehen, daß sie sich sofort mit ihren Eltern versöhnte und einen Teil ihrer Pflichten im Stall abgab, die sie schließlich freiwillig und gern auf sich genommen hatte.
    Nach Peershof zu Simon und seiner Familie konnte sie ebenfalls nicht ziehen. Auch Henrichs würden sofort versuchen, sie mit der Mutter zu versöhnen. Sie mußte sich von allen unabhängig machen. Und das am besten sofort.
    Bille wischte sich die Tränen ab, putzte sich die Nase und stand entschlossen auf. Sie lauschte. Unten war alles still. Sie holte sich das Telefon ins Zimmer und rief im Schulstall an. „Johnny? Bille hier. Ich hab eine Frage: Kann ich eine Weile im leerstehenden Stallpflegerzimmer wohnen?“
    „Krach gehabt?“ fragte Johnny vorsichtig.
    „Und wie. Erzähl ich dir später.“
    „Okay. Dann komm her. Bille? Bist du sicher, daß du dir das gut überlegt hast?“
    „Ganz sicher. Bis gleich!“ Bille legte auf. Sie packte ihren Rucksack mit dem, was sie unbedingt brauchen würde, stopfte die Schultasche zum Bersten voll, dann verließ sie ihr Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Ihre Mutter saß immer noch regungslos auf der Couch im Wohnzimmer. Tränen liefen ihr übers Gesicht, doch das sah Bille nicht. Sie öffnete die Tür nur einen kleinen Spalt.
    „Ich geh lieber doch gleich, Mutsch“, sagte sie, um einen sachlichen Ton bemüht, obwohl ihr zum Heulen war. „Es ist besser so. Ich ziehe in den Schulstall. Tut mir leid wegen heute abend. Tschüs.“
    Bille ging so schnell, daß ihre Mutter keine Gelegenheit mehr hatte, noch etwas zu sagen. Sie rannte zum Stall hinüber und sattelte Zottel. Ihr Auto konnte sie holen, wenn Mutsch und Onkel Paul im Sparmarkt drüben bei der Arbeit waren. Zottel war nicht gerade begeistert, so spät am Abend noch einmal hinaus in die Kälte getrieben und dabei aufgepackt zu werden wie ein Maultier. Aber Bille würde schon ihre Gründe haben. Moischele wieherte ihm sehnsüchtig nach.
    Drinnen im Wohnzimmer schluchzte Billes Mutter auf.

Wer zuletzt lacht...

    Bille stürzte sich in die Arbeit. Sie hatte Johnny den Indianer beschworen, niemandem etwas davon zu sagen, daß sie nun das kleine Zimmer über dem Schulstall bewohnte, und da es früh am Morgen

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