Ein Pony mit Herz
die gehbehinderte Lena vor allem, und die Mitglieder des Zottel-Fanclubs im Internat, die sich jetzt mit Zottel beschäftigten.
„Hast du keinen Appetit?“ Simon riß Bille aus ihren Gedanken. Er griff nach einem Schinken-Sandwich und machte sich heißhungrig darüber her. „Das ist vielleicht ein Angebot! Hartgekochte Eier, kalte Koteletts, Tomaten ...“
„... und in der anderen Tüte ist ein großes Paket Apfelkuchen. Aus der Thermoskanne gibt’s Kaffee dazu.“ Auch Bille ließ es sich schmecken. „Natürlich ist das nicht die feine französische Küche, die du so schätzt!“ neckte sie Simon.
„Aber zehnmal besser!“ beteuerte er. „Und dazu der tolle Blick von hier oben! Die Balkons der großen Hotels in Nizza sind nichts dagegen.“
„Da hinter dem Wald am Horizont, liegt da schon Groß-Willmsdorf?“ überlegte Bille.
„Klar. Da feiert jetzt Karl-Anton mit den anderen aus eurer Klasse seinen Geburtstag. Das halbe Reiter-Internat hat er eingeladen. Er war enttäuscht, daß wir abgesagt haben. Nun wird er sich mit Bettina, Nico und Florian trösten müssen!“
„Irrtum. Die sitzen in Peershof beim Sonntagskaffee. Einladung deiner Mutter. Daniel und Joy, Bettina und Tom, Florian und Nico — die Riege der glücklichen Reiterpaare!“ Sie lachte.
„Verflixt. Mama hatte uns doch gebeten, daß wir auch dabeisein sollen!“ sagte Simon erschrocken.
„Keine Sorge“, beruhigte Bille ihn. „Ich habe deinen Eltern Bescheid gesagt. Deine Mutter meinte, das wäre ganz in Ordnung. Schon drei verliebte Pärchen, die über nichts als über sich und über ihre Pferde reden, wären mehr, als sie eigentlich verkraften könnte“, berichtete sie amüsiert.
„Versteh ich nicht“, antwortete Simon trocken. „Ich kann davon nie genug kriegen. Und vom Apfelkuchen deiner Mutter auch nicht. Gib mir noch ein Stück, ehe Zottel plötzlich aus dem Gebüsch auftaucht und ihn mir wegschnappt.“
Eine Weile genossen sie noch dieses ungewöhnliche Picknick im November. Doch die Sonne senkte sich schnell dem Horizont zu, und es wurde kühl. Außerdem wollten sie ihre Pferde nicht allzu lange im engen Transporter warten lassen, auch wenn die beiden immer noch friedlich vor sich hin dösten. So packten Bille und Simon die Reste des Mahles zusammen und machten sich auf den Heimweg.
Als sie den Hof von Groß-Willmsdorf erreichten und die Pferde aus dem Transporter führten, hatte Hubert gerade mit der Abendfütterung begonnen.
Black Arrow hatte es bei den vertrauten Geräuschen aus dem Stall so eilig, an sein Futter zu kommen, daß er Bille fast umrannte, als sie versuchte, ihm die Transportgamaschen abzunehmen.
„He! Stop! Spinnst du, Blacky ! Jetzt steh, verflixt noch mal!“ rief sie ärgerlich. Doch der schöne Rappwallach strebte energisch auf den Stall zu. Bille packte die linke hintere Gamasche an einem der Verschlüsse und versuchte, ihn am Weglaufen zu hindern, was dazu führte, daß sie wie ein Kaninchen hinter ihm herhüpfen mußte.
„Stark, die Nummer!“ stellte Simon lachend fest, der ihnen mit San Pietro vorausging. „Das ist seine Rache für dein Picknick. Hättest du ihn eingeladen mitzufeiern ...“
„Klar doch! Mit Milchkaffee und Apfelkuchen. Der Bursche hat sich einfach zuviel von Zottel abgeguckt. Oh, Mann! Wie spät ist es überhaupt?“ unterbrach sich Bille erschrocken.
„Gleich halb sechs durch!“ kam Huberts Stimme aus einer der hinteren Boxen, wo er die letzten Krippen mit Futter versorgt hatte. Schon tauchte der Pferdepfleger neben Bille auf. „Ich frage mich seit einer Stunde, wo ihr so lange gesteckt habt. Von Stau auf der Neukirchener Straße haben sie im Radio jedenfalls nichts gemeldet. Und eine Panne war’s doch wohl auch nicht.“
„Nein, eher so was wie ein Planungs-Gespräch“, gab Simon zurück. „Wir haben die Richtlinien für unsere nächste Zukunft festgelegt: weniger arbeiten und mehr Spaß!“
„Rosige Aussichten! Da mach ich mit“, verkündete Hubert. „Feierabend, Leute!“
„Ihr habt gut reden! Ich hab Lena noch eine Reitstunde versprochen. Sie wartet mit Zottel seit einer halben Stunde auf mich in der Wedenbrucker Reithalle! Ich hab das total verschwitzt.“
Hubert lachte und blickte augenzwinkernd zu Simon hinüber. „Wirst wohl deine Gründe gehabt haben.“
Simon nahm Bille liebevoll bei den Schultern und schob sie zur Stalltür. „Zisch ab zu deinem Liebling, ich versorge Black Arrow inzwischen und komme dann später nach. Ohne Zottel
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