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Ein Pony mit Herz

Ein Pony mit Herz

Titel: Ein Pony mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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wie eine unsichtbare Liebkosung? Bille traute ihren Augen kaum: die Stute ließ den Kopf hängen und kam zögernd ein paar Schritte auf sie zu. In der Mitte der Bahn blieb sie abwartend stehn .
    Bille rührte sich nicht. „Komm, Prinzessin! Komm her zu mir. Hab keine Angst“, sagte sie leise, fast flüsternd. Sie fühlte sich jetzt völlig entspannt, ihr Atem floß ruhig, fast wie in tiefem Schlaf. „Wir haben Zeit. Solange du willst.“
    Minuten vergingen, da wagte die Stute wieder ein paar Schritte. Ihre Neugier war geweckt. Von diesem Mädchen, das da stand und offensichtlich nichts von ihr wollte, strömten Ruhe und Vertrauen aus.
    „So ist es gut. Komm her zu mir!“ Wieder hatte Bille fast nur geflüstert. Sehr langsam breitete sie die Arme aus. „Komm nur, meine Gute! Meine Schöne!“
    Die Stute kam nahe heran. Bille spürte, daß die Aufregung des Tieres wieder zunahm, die Nüstern waren weit gebläht, der Körper steif vor Anspannung. Bille nahm die Arme langsam herunter und blieb weiter ruhig stehen. Die Stute reckte den Kopf vor und schnoberte. Bille fühlte den warmen Hauch ihres Atems auf dem Gesicht und blies zärtlich zurück.
    „Na du? Hab keine Angst. Jetzt ist alles gut“, raunte Bille und schob sich einen Schritt an der Stute vorbei, um ihr die Hand auf den Rücken zu legen. Bei der leichten Berührung zuckte die Stute wie unter einem scharfen Schmerz zusammen, sie riß den Kopf hoch, blieb aber stehen. Bille schob ihre Hand bis zu der Stelle auf ihrem Rücken vor, an der sich, wie sie von Hannes wußte, die Punkte befanden, die -durch leichte Massage stimuliert - ein Pferd beruhigten. Tatsächlich! Nach einer Weile senkte Raissa den Kopf und gab sich, deutlich entspannt, den kreisenden Bewegungen von Billes Fingern hin.
    Bille nahm auch die zweite Hand dazu. Nach und nach tastete sie den Rücken der Stute ab, wanderte mit ihren Fingern den Hals hinauf bis zu den Ohren. Hier war Raissa besonders schmerzempfindlich. Bille tastete sich wieder hinunter bis zu dem Bereich zwischen Hals und Brust. Auch hier zuckte Raissa schon bei der leichtesten Berührung zusammen. Bille fand bestätigt, was sie bei Hannes gelernt hatte. Hier war ein böser Kreislauf entstanden: vermutlich durch eine fehlerhafte Reitweise, bei der die Stute von hinten scharf getrieben und vorn zurückgehalten wurde, war eine falsche Kopfhaltung entstanden, die zu einer ständigen Verkrampfung und dadurch zu schlimmen Schmerzen geführt hatte. Die Angst vor den Schmerzen aber hatte Raissa immer weiter in die falsche Kopfhaltung gezwungen.
    „Brav, mein Mädchen. Siehst du, jetzt kennen wir uns schon ein bißchen“, Bille massierte die Stute behutsam weiter, um wenigstens einen Teil der härtesten Verspannungen zu lösen. „Und bald wird es dir richtig gut gehen. Keine Angst, das schaffen wir schon, ich versprech’s dir!“ Im gleichen ruhigen Ton, nur eine Spur lauter, sprach sie weiter.
    „Simon? Wir brauchen eine Box, wo sie möglichst entfernt von den anderen steht und absolute Ruhe hat. Meinst du, das läßt sich machen? Ich bleibe solange mit ihr hier, wir werden ein bißchen spazierengehen.“
    „Ich kümmere mich drum“, sagte Simon im gleichen ruhigen Ton und ging leise hinaus.
    „Danke. Komm, Prinzessin!“ Bille wandte sich ab und begann, in ruhigen, großen Schritten durch die Bahn zu gehen. Raissa folgte ihr, die Nase dicht hinter Billes linker Schulter, wie sie es in einer Herde bei der Leitstute getan hätte. Bille sah sich nicht um, obwohl sie der Stute vor Begeisterung am liebsten um den Hals gefallen wäre. „Super, mein Mädchen!“ sagte sie leise, ohne den Kopf zu wenden. „Sie haben dich nicht total verkorksen können. Du reagierst wie ein ganz normales Wildpferd. Ich bin sehr, sehr froh darüber.“ Bille wußte nicht, wie lange sie so gegangen waren. Draußen war es inzwischen dunkel geworden.
    Endlich kehrte Simon zurück. Sie hörte ihn leise auf die Tribüne kommen. „Wir sind fertig. Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat: Wir haben die Außenbox hinterm Fohlenstahl leergeräumt, die in letzter Zeit als Futterlager gedient hat. Aber jetzt ist es eine echte Luxusherberge für deine Prinzessin geworden!“
    „Ihr seid große Klasse“, lobte Bille. „Wenn du jetzt auch noch sämtliche rumstehenden Männer vom Hof räumen würdest, kommen wir. Ich will nicht, daß sie gleich wieder unter Streß gerät.“
    Simon ging leise hinaus, und gleich darauf hörte sie ihn draußen seine

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