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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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mich entgeistert an.
    »Was? Sie hängen diesen GUTEN Job an den Nagel?«
    »Sagen Sie denen, sie sollen mir den Lohn für die zwei Stunden mit der Post schicken, oder sie sollen sich die Piepen in den Arsch stecken. Mir scheißegal.«
    Ich ging raus. Ich trank in der mexikanischen Kneipe auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Bier, dann fuhr ich mit dem Bus nach Hause. Wieder einmal hatte ich den amerikanischen Schulhof als Besiegter verlassen.
6
    Am nächsten Abend saß ich in einer Bar, links von mir eine Frau mit einem Turban auf dem Kopf, rechts von mir eine Frau ohne Turban auf dem Kopf. Es war eine Bar wie jede andere – öde, nichts Halbes und nichts Ganzes, verzweifelt, grausam, verschissen, armselig; und das kleine Männerklo stank, daß es einem hochkam, man konnte nicht einmal scheißen da drin, nur pinkeln, und beim Kotzen drehte man den Kopf zur Seite und hielt Ausschau nach einem Schimmer von Licht und hoffte im stillen, daß der Magen noch eine Nacht durchhielt.
    Ich war seit drei Stunden am Trinken und bezahlte auch die Drinks der Dame ohne Turban auf dem Kopf. Sie sah nicht übel aus: teure Schuhe, gute Beine, ansprechendes Hinterteil; gerade so kurz vor dem Punkt, wo sie aus dem Leim gehen, aber da wirken sie ja ganz besonders sexy – auf mich jedenfalls.
    Ich bestellte uns noch mal zwei Drinks.
    »Das wär’s«, sagte ich zu ihr, »ich bin pleite.«
    »Soll wohl ’n Witz sein.«
    »Nee.«
    »Hast du ’ne Bleibe?«
    »Ja. Aber in zwei Tagen ist die Miete fällig.«
    »Hast du Arbeit?«
    »Nee.«
    »Was machst du denn so?«
    »Nichts.«
    »Ich meine, wie bist du bis jetzt über die Runden gekommen?«
    »Ich war Agent für einen Jockey für ’ne Weile. Der Junge war gut, aber sie erwischten ihn zweimal dabei, wie er eine Batterie in die Startmaschine schmuggelte. Sie sperrten ihn. Dann habe ich ein bißchen geboxt, gespielt, und sogar mit einer Hühnerfarm hab ichs versucht – jede Nacht dagesessen und Wache geschoben wegen der streunenden Hunde, war ganz schön hart, und dann eines Tages ließ ich im Hühnerhaus eine brennende Zigarre liegen und die Hälfte von den Viechern verbrannte, plus meine ganzen Zuchthähne. Ich probierte es mit Goldschürfen in Northern California, ich war Anreißer für eine Schaubude am Strand, ich versuchte es auf dem freien Markt mit ein paar Betrügereien – klappte alles nicht. Ich bin ein Versager.«
    »Trink aus«, sagte sie, »und komm mit mir.«
    Dieses »Komm-mit-mir« klang gut. Ich trank aus, und wir zogen zusammen los. Wir gingen die Straße rauf, und vor einem Spirituosenladen blieb sie stehen.
    »Du verhältst dich ruhig«, sagte sie. »Das Reden besorge ich.«
    Wir gingen hinein. Sie verlangte Salami, Eier, Brot, Schinken, Bier, scharfen Senf, saure Gurken, zwei Halbliterflaschen guten Whisky, einiges Alka Seltzer und was zum Mixen. Zigaretten und Zigarren.
    »Schreiben Sie das bei Willie Hansen auf die Rechnung«, sagte sie zu dem Verkäufer.
    Wir gingen mit dem Zeug raus. An der Ecke rief sie ein Funktaxi an. Das Taxi kam, und wir stiegen hinten rein.
    »Wer ist Willie Hansen?« fragte ich.
    »Unwichtig«, sagte sie.
    In meiner Bude half sie mir, die leicht verderbliche Ware in den Kühlschrank zu packen. Dann setzte sie sich auf die Couch und schlug diese gutaussehenden Beine übereinander, wippte mit dem einen Fuß, drehte ihn hin und her und besah sich ihren Schuh, diesen wunderschönen Schuh mit dem hohen Absatz dran. Ich pellte das Zellophan vom Hals einer Whiskyflasche und mixte zwei starke Drinks. Ich war wieder der King.
    In jener Nacht, im Bett, stoppte ich mittendrin und sah auf sie herunter.
    »Wie heißt du eigentlich?« fragte ich.
    »Spielt das vielleicht eine Rolle?«
    Ich lachte und machte weiter.
    Dann war die Miete abgelaufen, und ich packte meine wenigen Habseligkeiten in meinen Pappkoffer. Dreißig Minuten später gingen wir hinter einem Pelzgroßhandel einen rissigen Bürgersteig entlang, und dann standen wir vor einem alten zweistöckigen Haus.
    Pepper (sie hatte mir schließlich doch ihren Namen verraten) läutete an der Tür und sagte: »Halt dich hinter mir, damit er dich nicht sieht, und wenn er auf den Türöffner drückt, mach ich auf und du gehst hinter mir rein.«
    Willie Hansen linste immer auf den Treppenabsatz hinunter, wo er einen Spiegel angebracht hatte, der ihm zeigte, wer an der Tür war, und dann entschied er sich, ob er zuhause sein wollte oder nicht.
    Diesmal entschied er sich, zuhause zu sein. Der

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