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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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das Ding zu starten. Er zeigte mir, wie man den Anker lichtete, wie man vom Pier ablegte, aber ich dachte nur an den nächsten Drink, und dann fuhren wir los, und er stand da im Ruderhaus mit seiner Kapitänsmütze und steuerte das Ding, und die Girls drängten sich alle um ihn.
    »Oh, Willie, laß mich steuern!«
    »Willie, laß mich steuern!«
    Ich wollte nicht steuern. Er hatte das Boot nach sich benannt: DIE WILLHAN. Gräßlicher Name. Er hätte es lieber DIE SCHWIMMENDE MÖSE taufen sollen.
    Ich ging hinter Pepper hinunter in die Kabine, und wir entdeckten was zum Trinken, eine Menge Flaschen. Wir blieben da unten und tranken. Ich hörte, wie er den Motor abstellte und die Treppe herunterkam.
    »Wir fahren wieder rein«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Connie hat mal wieder Depressionen. Ich habe Angst, daß sie über Bord springt. Sie redet nicht mit mir. Sitzt nur da und starrt vor sich hin. Sie kann nicht schwimmen. Ich habe Angst, daß sie über Bord springt.«
    (Connie war die mit dem Turban auf dem Kopf.)
    »Soll sie doch springen. Ich hol sie wieder raus. Ich schlag sie k.o., ich hab immer noch einen guten Punch, und dann zieh ich sie hinter mir her. Keine Sorge.«
    »Nein, wir fahren wieder rein. Außerdem habt ihr hier unten getrunken! «
    Er ging wieder nach oben. Ich goß unsere Gläser wieder voll und zündete mir eine Zigarre an.
8
    Als wir angelegt hatten, kam Willie herunter und sagte, er sei gleich wieder da. Er war aber nicht gleich wieder da. Es dauerte drei Tage und drei Nächte, bis er wieder da war. Die Girls ließ er alle zurück. Er fuhr einfach in seinem Wagen weg.
    »Er hat eine Stinkwut«, sagte eins von den Girls.
    »Yeah«, sagte eine andere.
    Es gab jede Menge zu essen und zu trinken, deshalb blieben wir da und warteten auf Willie. Zusammen mit Pepper waren es vier Girls. Es war kalt da unten, egal wieviel man trank, und egal in wie viele Decken man sich einwickelte. Es gab nur eine Möglichkeit, um sich aufzuwärmen. Den Girls machte es einen Heidenspaß.
    »Ich bin die NÄCHSTE!« schrie eine von ihnen.
    »Ich glaub, mir kommt’s nicht mehr«, sagte eine andere.
    »Wenn’s DIR schon nicht mehr kommt«, sagte ich, »was soll dann ICH erst sagen?!«
    Sie lachten. Schließlich konnte ich dann einfach nicht mehr.
    Ich stellte fest, daß ich meine grünen Würfel bei mir hatte, und wir knieten uns auf den Boden und fingen ein Würfelspiel an. Wir waren alle betrunken, und die Girls hatten das Geld, ich hatte keines, aber bald hatte ich eine ganze Stange Geld. Sie begriffen das Spiel nicht recht, und ich erklärte es ihnen, während das Spiel lief, und ich änderte die Spielregeln je nach Bedarf.
    So fand uns Willie, als er zurückkam – eine Bande betrunkener Würfelspieler.
    »ICH DULDE ES NICHT, DASS AUF DIESEM SCHIFF GESPIELT WIRD!« brüllte er von der obersten Treppenstufe herunter.
    Connie stieg zu ihm hoch, nahm ihn in die Arme und hängte ihm ihre lange Zunge in den Mund. Dann griff sie ihm an die Eier. Er kam lächelnd die Treppe herunter, goß sich einen Drink ein, goß auch Drinks für uns ein, und wir saßen alle da und redeten und lachten, und er erzählte von einer Oper, die er gerade komponierte, nur mit Orgelbegleitung, ›Der Kaiser von San Francisco‹. Ich versprach, daß ich ihm das Libretto dazu schreiben würde, und in der Nacht fuhren wir dann alle zusammen in die Stadt und tranken und amüsierten uns. Die nächsten Trips verliefen fast haargenau so wie dieser erste. Eines Nachts starb er dann, und wir saßen alle wieder auf der Straße, die Girls und ich. Eine Schwester an der Ostküste erbte das ganze Vermögen, und ich fand Arbeit in einer Hundekuchenfabrik.
9
    Als nächstes hatte ich eine Bude irgendwo in der Kingsley Street und arbeitete als Packer für eine Firma, die Glühbirnenfassungen en gros verkaufte.
    Es war eine ziemlich ruhige Zeit. Ich trank jeden Abend eine Menge Bier und vergaß darüber oft das Essen. Ich kaufte mir eine Schreibmaschine, eine alte gebrauchte Underwood, bei der die Tasten klemmten. Ich hatte seit zehn Jahren nichts mehr geschrieben. Ich trank mir einen Bierrausch an und begann Gedichte zu schreiben. Bald hatte ich einen ganzen Stapel daliegen und wußte nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich steckte alles in einen Umschlag und schickte es an eine neue Zeitschrift in einer Kleinstadt in Texas. Ich rechnete nicht damit, daß jemand das Zeug annehmen würde, aber ich sagte mir, vielleicht ärgert sich wenigstens jemand grün und blau

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