Ein Regisseur macht noch keine Liebe
lassen? Ein hoffnungsloses Unterfangen. Sein Geruch und seine Nähe hingen immer noch in den Federn fest. Und aus diesem Grund hatte Helena in den letzten Tagen auf der Couch geschlafen. Teil eins einer kleinen Flucht. „Gib es zu“, dachte sie, „du bist auf der Flucht vor ihm.“ Sie konnte ihr eigenes Bett nicht mehr ertragen. Tränen schossen ihr in die Augen. Jetzt ging es ihr schon körperlich richtig mies, da musste sie sich auch noch mit Erinnerungen quälen.
Abwechselnd war sie traurig und dann wieder wütend auf sich selbst. Wie konnte das hier nur geschehen? Wie konnte es nur soweit kommen?
Sie schloss den Koffer, hob ihn vom Bett herunter und ging durch ihre kleine Wohnung, um ihn vor der Tür abzustellen. Dort lehnte sie am Rahmen, das verfluchte kleine Dingen war schwerer geworden, als sie erwartet hatte. „Elende Schlepperei“, stöhnte sie herzhaft. Helena warf einen Blick auf ihr Wohnzimmer. „Das hier, meine Schöne, bist ganz Du“, hatte er beim ersten Mal gesagt. „Das hier bin ich“, wiederholte sie jetzt mit ihrer Stimme. Ja, das bin ich, dachte sie. Wieder kämpfte sie mit den Tränen. Wieder versuchte sie die Erinnerung an ihr erstes Mal mit ihm, hier in ihren vier Wänden, zu unterdrücken. Sie sah auf das rot geblümte, breite Sofa mit dem großen Fußsessel davor. Die Wände geschmückt mit ihren eigenen Zeichnungen in Kohle, die sie in dunklen Rahmen präsentierte, auf der mit sanften Sandtönen versehenen Tapete. Zwei restaurierte Kommoden, etwas Hi-Fi, ein paar Pflanzen. Ein Ruhepol sollte dieses Zimmer sein und es war für sie genau das in den letzten Monaten geworden.
Bewundernd strichen seine Hände über ihren Hals hinunter zu ihrem Dekolleté. Es war wie im Theater, wenn er Regie führte. Mit beiden Händen Anweisungen gebend. Kraftvoll und sensibel. Genauso berührte er sie. Die Augen vor Staunen weit aufgerissen, wie ein Kind vor der Schokolade. Ungläubig darüber, dass er endlich am Ziel war und sie sich ihm hingab. Helena mit geschlossenen Augen, vor Aufregung zitternd, bebend, wenn er sie dann doch endlich berührte. Ungläubig darüber, dass sie seinen Anweisungen endlich folge leistete. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, als er sich ihr endlich näherte. Seine Lippen – warm und feucht – strichen behutsam über die Pracht ihres Busens, der sich ihm wie ein Geschenk darbot. Robert nahm ihre Brüste in seine Hände, tauchte sein Gesicht hinein und Helenas leises Seufzen erfüllte ihn mit freudiger Erwartung. So viele andere hatte er gehabt, aber keine hatte ihm die Freuden der Werbung so mit ihrem heißen Atem und ihren neckischen Spielchen versüßt wie sie. Wie sehr er sie liebte. Und jetzt tat er es tatsächlich. Er würde sie lieben und genießen. Robert drängte sich gegen sie, während sie ihre Arme um ihn schlang – ihn hielt und gleichzeitig führen wollte – schmunzelnd nahm er ihre Küsse wahr, ihr Drängen, jetzt endlich nach all der langen Zeit des Wartens endlich zu ihr zu kommen. Dabei hatte sie sich geziert. Geziert den letzten Schritt zu tun. Mit Rücksicht auf jemanden, sich ihm verweigert und war doch schwach geworden. Helenas Küsse glitten über seine Brust, seinen Bauch, um sich schlussendlich seiner hart gewordenen Lust zu widmen. Ihre Vereinigung: ein Feuerwerk wie er es nie erlebt hatte. Ihre Wärme, die ihn umschloss, ein Paradies der Genüsse. Kein erotischer Kampf, kein gieriges Liebesspiel. Wie ein Fluss gemächlich vor sich hin floss, so glitten sie in ihren Bewegungen dahin, um sich in einem Meer der Emotionen zu ergießen.
Er war kein Genius im Bett, aber zärtlich und immer wieder hatte er es mit seinen Blicken und seinem umwerfenden Lächeln geschafft, dass sie sich ihm hingab. „Helena … hör auf Dich zu quälen.“ Sie schlang die Arme um sich und rutschte mit dem Rücken an der Tür herunter. Schmerz verzerrte ihr ansehnliches Gesicht, körperlicher, wie psychischer Schmerz. Sie litt Höllenqualen. Es klopfte und störte sie somit in ihrem Kummer. Helena erhob sich, sah durch den Türspion und erkannte, in dem verschwommenen Ausschnitt, einen gelangweilten Taxifahrer. Sie wischte sich notdürftig die Tränen aus dem Gesicht und öffnete. Der Fahrer lächelte, nahm ihren Koffer und ging voraus. Helena griff ihre Tasche, sah sich noch ein Mal um, dann verschloss sie die Tür hinter sich.
…
Kate Ashton stand in dem kleinen Büro, welches von den übrigen Räumen abgeteilt war. Überall stapelten sich Drehbücher,
Weitere Kostenlose Bücher