Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
den Rücken gekehrt. Sie hatte sich geschworen, sich nur noch mit Männern einzulassen, die noch zu haben waren und sich nicht mit unüberwindlichen Problemen herumschlugen. Sie hatte sich in ihre Arbeit gestürzt, ihren Job, den sie liebte und in dem sie verdammt gut war.
Damals hatte sie noch für Intel Inc. gearbeitet, eine der renommiertesten Detekteien in Vegas. Sie war mit Leib und Seele Privatdetektivin gewesen und hatte alles an diesem Job geliebt – vom Ausspionieren irgendwelcher Mistkerle, die versuchten, eine Versicherung oder ein Casino zu betrügen, bis zur Zusammenführung von Liebespaaren oder Familienangehörigen, die sich vor langer Zeit aus den Augen verloren hatten. Galt es, untreue Lebensgefährten, Verlobte oder Freundinnen auszuspionieren, dann hatte sie das auch getan. Hey, wenn eine Frau oder ein Mann fremdging, verdiente er oder sie es doch, erwischt zu werden. Und wenn er oder sie unschuldig war (was so gut wie nie vorkam), war es auch nicht weiter schlimm. Wie auch immer die Überwachung endete, es war nicht ihr Problem. Kate wurde für die Zeit bezahlt, die sie investierte, und wenn sie ihren Job erledigt hatte, war sie wieder weg …
Bis zu dem Tag, als Randy Meyers in ihr Büro im vierten Stock gekommen war. Randy war kein besonders bemerkenswerter Mann gewesen, weder gut aussehend noch hässlich, weder groß noch klein – er war einfach nur da gewesen.
Er hatte sich an Intel Inc. und an Kate gewandt, weil seine Frau mit ihren beiden gemeinsamen Kindern verschwunden war. Er hatte Kate das typische Familienfoto vor die Nase gehalten, eines von den Dingern, die man für dreißig Dollar in jedem Einkaufszentrum bekommt. Alles an dem Foto hatte völlig normal ausgesehen – von den zueinanderpassenden Pullovern, über den Bürstenhaarschnitt des Jungen bis zum fehlenden Vorderzahn des kleinen Mädchens.
Und auch über Randy hatte sie nichts Ungewöhnliches herausgefunden. Er hatte kein Vorstrafenregister, galt nicht als gewalttätig gegenüber seiner Familie. Er hatte wie angegeben als Autoverkäufer in der Valley Automall gearbeitet und in der Freizeit die Pfadfindergruppe seines Sohnes geleitet. Außerdem hatte er die Fußballmannschaft seiner Tochter trainiert, und er und seine Frau Doreen hatten gemeinsam Kurse an der Volkshochschule besucht.
Es war nicht weiter schwierig gewesen, seine Frau und die Kinder aufzustöbern. Ganz und gar nicht. Doreen hatte sich nach Waynesboro, Tennessee, zu ihrer Schwester geflüchtet. Kate hatte Randy die gewünschten Informationen gegeben, den Fall offiziell abgeschlossen und hätte nie wieder einen Gedanken daran verschwendet, wäre Randy nicht vierundzwanzig Stunden später als Hauptmeldung in den Abendnachrichten wieder aufgetaucht. Was er seiner Frau und seinen Kindern angetan hatte, bevor er sich selbst richtete, schockierte das ganze Land. Und Kate hatte es in ihren Grundfesten erschüttert.
Bei diesem Fall war es unmöglich gewesen, nicht betroffen zu sein. Bei diesem Fall hatte sie sich nicht sagen können, es sei nicht ihr Problem, weil sie nur ihre Arbeit gemacht habe. Bei diesem Fall hatte sie nicht einfach die Akte schließen und sich an den nächsten Auftrag machen können.
Eine Woche später hatte sie gekündigt, ihren Großvater angerufen
und ihm gesagt, sie komme ihn für eine Weile besuchen. Ihre Großmutter war zwei Jahre zuvor gestorben, und Kate wusste, dass ihr Großvater Stanley schrecklich einsam war. Er konnte ein wenig Gesellschaft gut gebrauchen, und für sie wäre ein kleiner Tapetenwechsel genau das Richtige. Sie wusste noch nicht, wie lange sie bleiben würde, aber jedenfalls lange genug, um sich in Ruhe zu überlegen, was sie als Nächstes tun wollte.
Sie wandte sich der Bar zu und trank noch einen Schluck. Der Rum glitt warm ihre Kehle hinunter und weckte ihre Lebensgeister. Entschlossen schob sie die Gedanken an die Meyers-Familie beiseite und richtete den Blick auf die Herzen, die hinter der Bar befestigt waren. Es war Valentinstag, was sie daran erinnerte, dass sie seit Monaten keine aufregende Verabredung mehr gehabt hatte. Keinen Sex mehr seit Manny und dem Bellagio. Manny fehlte ihr im Grunde nicht, die Intimität mit einem Mann hingegen schon. Sie vermisste die Berührung kräftiger Männerhände. Manchmal wünschte sie sich, zu den Frauen zu gehören, die einfach einen Mann in einer Bar aufgabeln. Keine Reue. Keine Schuldzuweisungen. Kein Bedürfnis, vorher sein Vorstrafenregister zu
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