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Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)

Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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ihm mittlerweile Kate anstelle von Melba zur Hand ging.
    Er war so altmodisch, dass er die Bücher immer noch von Hand führte und alle Ausgaben und Einnahmen in einem großen Kassenbuch festhielt. Mithilfe von Büchern in verschiedenen Farben behielt er seit den Sechzigerjahren die Kontrolle über sein Inventar und seine Verkäufe. Er wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen, den Schritt ins 21. Jahrhundert zu tun, und besaß folglich auch keinen Computer. Das einzig moderne Bürohilfsmittel war eine Rechenmaschine.
    Wenn er so weitermachte, würde er sich mit all der Arbeit noch ins Grab bringen, und Kate fragte sich, ob er insgeheim genau das vorhatte. Sie war nach Gospel gekommen, um sich eine Verschnaufpause zu gönnen und ihrem gewohnten Leben eine Zeit lang den Rücken zu kehren. Ein Blick in das traurige Gesicht ihres Großvaters und auf seine noch traurigere Existenz hatte genügt, um zu wissen, dass sie ihn unmöglich allein lassen konnte, ehe er nicht sein Leben wieder genoss, statt nur die tägliche Routine abzuspulen.
    Inzwischen waren zwei Wochen seit ihrer Ankunft in Gospel vergangen, doch bereits nach zwei Tagen war ihr klar gewesen, dass sich seit ihrer Kinderzeit kaum etwas verändert hatte. Die Stadt hatte eine Eintönigkeit an sich, eine Vorhersehbarkeit, die Kate zu ihrer eigenen Überraschung sogar als angenehm empfand. Die Tatsache, dass man seine Nachbarn kannte, hatte etwas überaus Beruhigendes an sich. Und obwohl diese Nachbarn bis an die Zähne bewaffnet waren, lag etwas Tröstliches in der Gewissheit, dass sie wohl kaum durchdrehen und ein Blutbad anrichten würden.
    Zumindest nicht vor dem Frühling. Wie die Schwarzbären, die die Wildnis durchstreiften, lag die kleine Stadt während der Wintermonate in tiefem Schlaf. Sobald die normale Jagdsaison im Spätherbst endete, gab es nicht viel zu tun, bis der Schnee schmolz.
    Soweit Kate wusste, verband die Bewohner eine Hassliebe mit den Touristen. Sie hegten ein tiefes Misstrauen gegenüber jedem, der ohne das »Famous Potatoes«-Nummernschild auf der Stoßstange auftauchte, das ihn als Bewohner von Idaho qualifizierte. Ihre Aversion gegen Kalifornien war nicht zu leugnen, außerdem sahen sie auf jeden herab, der nicht in der Gegend geboren und aufgewachsen war.
    Nach all den Jahren gab es immer noch nur zwei Restaurants in Gospel, und die Spezialität im Crazy Corner Café war nach wie vor Hühnchen gebraten oder Hühnchen frittiert. Außerdem gab es zwei Lebensmittelläden, von denen M & S mit seiner Einzelkasse der kleinere war. Vor der Stadt befanden sich zwei Kirchen in ein und derselben Straße, eine überkonfessionelle und eine mormonische. Außerdem gab es fünf Bars und vier Geschäfte für Waffen und Anglerbedarf.
    Der einzige neue Laden in der Stadt war ein Sportgeschäft in einem Gebäude gegenüber dem M & S, in dem früher einmal die Apotheke untergebracht gewesen war. Das alte Blockhaus war renoviert worden, und über dem großen Buntglasfisch im Schaufenster prangte in großen Goldbuchstaben SUTTER SPORTS. Das Haus hatte ein grünes Zinkdach und Markisen, und an den mit Messingbeschlägen versehenen Glasflügeltüren hing ein Schild mit der Aufschrift »Bis April geschlossen«.
    Laut Stanley gab es bei Sutter keine Waffen zu kaufen. Niemand wusste, warum das so war. Schließlich war man hier in Gospel, der Hauptstadt der Waffennarren; einem Ort, wo die Teenager ihren Waffenschein noch vor dem Führerschein in Händen hielten; einem Ort, wo an sämtlichen Pick-ups Gewehrhalterungen angebracht waren und Aufkleber mit dem Spruch WENN SIE MEINE WAFFE WOLLEN, MÜSSEN SIE WARTEN, BIS ICH TOT BIN UND MEINE FINGER STARR SIND auf den Stoßstangen prangten. Hier schliefen die Menschen
mit der Waffe hinter dem Kopfteil ihres Bettes oder in der Wäscheschublade. Dennoch waren sie stolz darauf, dass seit der Jahrhundertwende, als sich zwei der Hansen-Brüder wegen einer Hure namens Frenchy eine Schießerei geliefert hatten, kein Bürger mehr durch eine Schusswaffe umgekommen war.
    Na schön, bis auf diesen einen Vorfall 1995, als der frühere Sheriff sich das Leben genommen hatte, aber natürlich zählte das nicht, denn Selbstmord war schließlich kein Verstoß gegen das Gesetz. Außerdem redete keiner hier gern über dieses spezielle Kapitel in der Geschichte der Stadt.
    Von innen sah der M & S Market im Großen und Ganzen noch genauso aus wie in Kates Kindertagen. Das Geweih des Zwölfenders, den ihr Großvater 1979 erlegt hatte,

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