Ein Ring aus Asche
während sie sich neben uns setzte und jeder von uns eine Hand auf den Rücken legte. »E s tut mir leid. Normalerweise ist es nicht so. Aber Ouida, Luc und ich mussten versuchen, Daedalus zu stoppen.«
»A ber das habt ihr nicht«, unterbrach Daedalus mit keuchender, doch triumphierend klingender Stimme. Genau wie ich ihn zuvor schon wahrgenommen hatte. »E s hat geklappt.«
Unter Schwierigkeiten rappelte ich mich gerade weit genug auf, um festzustellen, dass sich die anderen in verschiedenen Stadien der Erholung befanden. Manon weinte, während Sophie sie umarmte und küsste. Axelle lehnte sich in ein paar Büsche und übergab sich. Luc und Richard erhoben sich, und beide sahen genauso wütend aus, wie Jules sich angehört hatte. Luc war bleich. Der Schweiß hatte seinen leuchtend grünen bouvre dunkel gefärbt. Wie den Rest von uns hatte das splitternde Glas auch Luc zerkratzt. Dünne Bänder aus Blut liefen ihm das Gesicht und die Arme hinunter.
»E ine kraftvolle Beschwörung.« Daedalus klang so selbstzufrieden, dass ich ihn am liebsten getreten hätte. »F ür Marcel und Claire. Keine Chance, dass sie sich ihrer Reise jetzt widersetzen können. Ich werde meine Treize haben.«
»D u verdammter Idiot!«, würgte Clio hervor und setzte sich auf. »W ie kannst du es wagen…«
Mit eisigem Blick wandte er sich ihr zu. »I ch wage viel, kleines Mädchen«, sagte er. »U nd du wirst mir dankbar sein, noch bevor das hier vorbei ist.«
»S teh auf.« Luc starrte auf Daedalus hinunter.
»A lso wirklich, Luc«, antwortete Daedalus. Ein wenig zittrig erhob er sich. Sobald er auf den Füßen stand, holte Luc aus und schlug so hart zu, dass Daedalus erneut umfiel.
Reglos blieb er auf dem Boden liegen und schnappte nach Luft wie ein Fisch.
»S teh auf«, sagte Luc erneut und spuckte Blut.
Ouida kam mit steifen Schritten zu uns herüber. »B itte nicht, Luc«, sagte sie und legte eine Hand auf seinen Arm. Für einen Moment schien er sie zu ignorieren, dann drehte er sich zu ihr um. Seine Brust hob und senkte sich, Ärger blitzte in seinen Augen. »I ch bitte dich«, sagte sie sanfter. »B itte.«
Nach einigen langen Momenten schluckte Luc und trat schließlich einen Schritt zurück. Noch immer starrte er auf Daedalus hinab.
Richard kam hinzu. Seine Oberlippe war zerschnitten, sein Talar an einigen blutgeränderten Stellen zerfetzt. Auch er blickte auf den am Boden liegenden Daedalus.
»V ersuch das noch einmal, alter Mann«, sagte er in ruhigem, tödlich klingendem Tonfall. »V ersuch noch einmal, mich gegen meinen Willen so zu benutzen, und ich werde einen Weg finden, dich umzubringen. Das verspreche ich dir.«
Daedalus wirkte völlig schockiert. »R iche…«, begann er, doch Richard hatte sich bereits abgewandt und lief nun in Richtung der Esstische.
Ich streckte mich wieder aus. In dem Moment, in dem mein Körper von Kopf bis Fuß auf der Erde lag, fühlte ich mich besser. Ich sah zu Petra auf.
»K önnen wir von hier fort?«
»J a«, antwortete sie fest. »S obald ihr beide in der Lage seid, zu gehen.«
Kapitel 32
Mit der Kraft eines Hurrikans
Wie hieß der Typ noch mal? Pak? Pakpao? Na, was auch immer. Claire strich sich das Haar aus dem Nacken und ließ sich seitwärts aufs Bett fallen.
Der Mann sagte irgendetwas zu ihr, doch das Einzige, was sie verstand, war schön.
Sie lächelte und tätschelte verlegen seinen Arm. »J a, ja.«
Im nächsten Moment wurden die filigran geschnitzten hölzernen Fensterläden mit der Kraft eines Hurrikans ins Innere des Zimmers gesprengt. Leere Flaschen fielen auf den Boden und zerbrachen. Die eine Glühbirne über ihnen zersprang und es regnete heiße, kleine Glassplitter auf Claire herab.
Daedalus! Dieser Bastard! Claire sprang wild fluchend aus dem Bett. Pak hatte es mit der Angst bekommen und plapperte auf Thai. Irgendetwas über einen Sturm. Sie beachtete ihn nicht, sondern stampfte wild durchs Zimmer. Glasscherben schnitten in ihre Füße, doch auch das ignorierte sie. Dieser verdammte Daedalus! Claire griff nach einem schweren Weihrauchgefäß aus Messing und feuerte es mit aller Kraft gegen die Wand. Es schlug eine Scharte in den Verputz und landete knirschend auf dem Boden. Sie würde ihn töten. Irgendwie würde sie es schaffen. Sie würde ihm sein schlagendes Herz herausschneiden, und zwar so was von! Ob das schon mal irgendjemand probiert hatte?
Endlich sank Claire zurück aufs Bett. Besorgt legte Pak ihr die Hand auf die Schulter. Sie schüttelte ihn
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