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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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schenkte mir ein leichtes Lächeln. Sie sah aufgewühlt oder jedenfalls angespannt aus, und ich vermutete, das Wiedersehen mit Luc brachte sie aus dem Konzept. Ich hingegen war seltsam ruhig und zuversichtlich. Endlich kannte ich mein Element und heute würde ich zum ersten Mal »g roße« Magie mit diesem Wissen praktizieren. Ich hoffte, ich würde spüren, wie die Magie in mir erwachte. Es war durchaus ein wenig furchterregend, aber Petra und Ouida waren ja da, daher fühlte ich mich beschützt.
    »F reunde«, begann Daedalus. »U nsere Reise hierher war unerwartet und härter, als wir es hätten erwarten können. Und doch, wie froh bin ich, dieses Récolte-Fest mit euch zu begehen, den Menschen, die ich am längsten kenne, mit denen ich aufgewachsen bin! Und wie froh bin ich nun, Thais und Clio in unserem Zirkel willkommen zu heißen!«
    Er nickte uns beiden zu und Ouida lächelte ermutigend. Während Daedalus mit seiner Ansprache fortfuhr, erinnerte ich mich daran, meinen Atem zu beruhigen und die letzte verbleibende Anspannung in mir zu lösen. Luc… ich musste ihn einfach loslassen. Ich rollte meine Schultern nach hinten und atmete aus, zählte bis vier, atmete wieder ein und zählte bis vier. Ich versuchte meinen Verstand von allem um mich herum zu befreien und ihn für die Schwingungen, die ich von den anderen empfing, zu öffnen.
    Langsam begannen wir uns im Uhrzeigersinn zu bewegen. In nur drei oder vier Minuten würde die Sonne untergehen. Es war Dämmerung und der Wald hinter mir lag in tiefer Schwärze.
    Ich schloss die Augen und lauschte, als Daedalus mit dem Sprechgesang begann. Ich hatte ihn noch nie zuvor gehört, doch Petra hatte mir erläutert, dass jeder Feiertag, genau wie im Christentum oder in jeder anderen Religion, seine eigenen Bräuche, Gesänge und sein eigenes Essen hatte. Ich mochte es, wie die Bonne Magie die Symbolik des Kreises, ohne Anfang und ohne Ende, unterstrich. Alles was wir heute Nacht taten, konnte nächstes Jahr zur Récolte genauso wieder gemacht werden. Jeder um mich herum hatte exakt dies zu beinahe jeder Récolte getan, die er in seinem Leben gefeiert hatte. Hiernach wäre Monvoile der nächste Feiertag, der zu Halloween anstand, und dann Soliver zur Wintersonnenwende. Die Sonne ging auf und unter, die Jahreszeiten kamen und gingen, es war ein Kreis, ein nie endender Rhythmus. So hatte ich noch nie über das Leben nachgedacht, doch es gefiel mir. Es gab meinem verwirrenden, unbeständigen Leben so etwas wie Struktur und Sinn.
    Schlagartig wurde mir klar, dass die Treize in sich selbst unnatürlich war, aus dem Kreislauf heraustrat. Diese Leute hier waren geboren worden, hätten leben und dann sterben sollen, ganz im Takt ihres natürlichen Rhythmus. Laut ihrem Glauben wären sie dann erneut geboren worden, und ihre Seelen hätten ein weiteres Leben vor sich gehabt, um zu versuchen, sich zu bessern und auf ihrem Pfad vorwärtszukommen. So hatte Petra es mir erklärt.
    Aber die Treize war nicht gestorben. Sie waren geboren worden und in einem immer gleichen, statischen Leben stecken geblieben. Wie seltsam. Hatte das irgendeine Auswirkung? Auf ihre Seelen zum Beispiel oder auf die Welt, die sie umgab? Ich wusste es nicht. Ich wusste noch nicht mal, ob ich all das überhaupt glaubte.
    Neben mir begann sich Jules’ schöne, tiefe Stimme mit dem Rest des Gesangs zu verweben. Die meisten sangen inzwischen. Und obwohl ich kein eigenes Lied hatte, schloss ich die Augen und dachte an Wasser, mein Element, und all das, wofür es meiner Ansicht nach stand. Dann öffnete ich den Mund, und was auch immer mir in den Sinn kam, wurde Klang.
    Zunächst sang ich ganz leise, da ich niemanden durcheinanderbringen wollte, wenn ich Fehler machte. Doch trotzdem hatte ich den Eindruck, dass tatsächlich ein Lied aus mir herauskam und nicht nur ein Haufen unzusammenhängender Laute. Es war, als stünde die Melodie schon in mir geschrieben, als würde ich sie nur freilassen. Es fühlte sich gut und natürlich an.
    Ich ließ es zu, dass meine Stimme luftleicht in den Gesang der anderen einstimmte, ihnen folgte, ohne lauter oder allein zu singen, sondern einfach nur, um sich mit ihnen zu vermischen. In diesem versunkenen Zustand schwebten langsame Bilder an meinem inneren Auge vorbei.
    Ich konzentrierte mich auf die Öffnung meiner Sinne. Nach und nach war ich in der Lage, die einzelnen Mitglieder und ihre Emotionen herauszufiltern. Ich hielt den Atem an. Es war unglaublich. Ich konnte

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