Ein Sarg für zwei
Hand und legte meinen Kopf
gegen seine Schulter. »Sie war in Josh verliebt. Ich glaube, dass die Leute aus
Liebe zu allem Möglichen fähig sind.«
Der Schmerz
pochte immer noch in meiner Brust, aber er wurde zusehends erträglicher.
Irgendwann heute Nacht - vielmehr heute Morgen, denn ein Blick zur Uhr sagte
mir, dass es bereits drei Uhr morgens war - dürfte ich sogar in der Lage sein
aufzustehen. Das war jedenfalls mein nächstes Ziel.
»Ja, das ist
richtig«, murmelte er. »Ich will dich nicht verlieren, Sarah. Bitte, versprich
mir, dass du ab jetzt sehr vorsichtig bist.«
»Ich schwöre
es bei meinem durchlöcherten Herzen.« Ich lächelte ihn an, aber ich spürte, wie
mir die Tränen in die Augen stiegen.
»Gut.« Er
beugte sich vor, küsste mich, strich mit den Fingern über meine Wange, meinen
Kiefer entlang und vergrub sie dann in meinen bereits zerzausten Haaren. Der
Kuss wurde inniger, und mir entrang sich ein leises Stöhnen, als sich unsere
Zungen berührten.
Ich dachte
an meinen Traum, in dem ich gesehen hatte, wie Thierry erstochen und ermordet
worden war.
Es war nur
ein Traum. Nichts weiter. Dieser Rote Teufel war irgendein Vampir, der
Maskerade spielte und versuchte, Vampire zu retten, die sich in schwierige
Situationen manövriert hatten. Vampire wie mich. Da ich nichts dagegen
einzuwenden hatte, gerettet zu werden, wenn es die Situation erforderte, konnte
ich nur sagen: Weiter so! Der Rote Teufel an die Macht!
Thierry
beugte den Kopf und zog behutsam das Hemd von meiner Brust, bis er vorsichtig
einen Kuss auf den Verband über meiner bereits verheilenden Wunde drückte. Ich
biss mir auf die Unterlippe und fuhr mit den Fingern durch seine dunklen,
beinahe schwarzen Haare. Seine Lippen lösten einen süßen Tumult in mir aus, und
das Brennen in meinem Inneren wurde nicht mehr nur von meiner Brustwunde
ausgelöst.
Er blickte
lächelnd zu mir hoch. »Keine Angst. Ich weiß, dass du geschwächt und verletzt
bist. Ich verspreche dir, dich nicht weiter zu belästigen.«
Ich zog das
Hemd über meiner Brust noch ein Stück auf und erwiderte das Lächeln. »Ich mag
verletzt sein, aber ganz so schwach bin ich nun auch wieder nicht. Wenn du sehr
behutsam bist, wäre eine kleine ... Belästigung absolut in Ordnung.«
»Wirklich?«
Er hob den Kopf zu meinem Gesicht und küsste mich wieder, diesmal ein bisschen
fordernder.
In dem
Moment klingelte das Telefon auf Thierrys Schreibtisch. Er seufzte leise an
meinen Lippen, nahm sich Zeit, mein Hemd wieder zuzuknöpfen, und stand dann
auf, um den Hörer abzunehmen.
»Ja«, sagte
er, und ich sah, wie sich seine Miene verfinsterte. Sein Blick zuckte zu mir.
»Sie ist momentan leider nicht zu sprechen, Quinn. Was auch immer du ihr sagen
willst, kannst du genauso gut mir mitteilen. Ich gelobe, dass ich es ihr
umgehend ausrichten werde.«
Als er den
Namen nannte, machte mein Herz einen kleinen Satz. Quinn war ein guter Freund
von mir. Ein Vampirjäger, der in einen Vampir verwandelt worden war. Bis vor
drei Wochen hatte er außerdem meine Beziehung zu Thierry etwas verkompliziert;
Quinn war ein heißer Typ, zudem war er zu haben und vor allem, er war an mir
interessiert. Aber ich hatte mich entschieden. Ich mochte Quinn, sehr sogar,
aber ich liebte ihn nicht. Ich liebte Thierry. Quinn hatte meine Entscheidung
akzeptiert und war zu einer Reise durch die Vereinigten Staaten aufgebrochen.
In Begleitung eines Werwolfs.
Der Arme.
Ich war sicher, dass er irgendwann die Richtige finden würde. Irgendein nettes
Mädchen, das ihm keine Scherereien machte.
»Bist du
sicher?«, hörte ich Thierry fragen. »Ja. Ich werde es ihr ausrichten.« Es
folgte eine längere Pause. »Wie schon gesagt«, fuhr Thierry dann fort, »sie ist
nicht zu sprechen.«
Quinn sagte
offenbar noch etwas, dann legte Thierry den Hörer wieder auf die Gabel.
»Ich hätte
durchaus mit ihm sprechen können«, erklärte ich. »Meine Stimme ist ganz in
Ordnung.«
»Weiß ich.«
Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich.
Okay,
also gut . »Was wollte er mir sagen?«
»Offenbar
befindet sich Quinn gerade in Las Vegas.«
»In Vegas?«
wiederholte ich. »Findet dort nicht gerade diese Jäger-Konferenz statt?«
»Allerdings.«
»Ist er
verrückt geworden? Geht es ihm gut?«
Thierry
verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Er klang ganz
okay. Er wollte uns nur darüber informieren, dass Gideon Chase tot ist.«
Der Name
wirkte wie eine kalte Dusche auf mich.
»Gideon?
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