Ein Sarg für zwei
stehen und drehte sich noch einmal zu mir um. »Ich bin sicher,
dass es ihn nicht gibt.«
Okay. Schön,
dass wenigstens einer von uns sich da so sicher war.
3
Ich wette,
er sieht aus wie Brad Pitt«, sagte meine beste Freundin Amy zwei Tage nach
meinem Zusammenstoß mit dem Holzpflock. »Jemand mit Ausstrahlung und echtem
Sexappeal.«
Ich lag bei
ihr zu Hause in einem Haufen bunter Kissen auf ihrem riesigen Bett. Amy war
fünf Tage nach mir ebenfalls in einen Vampir verwandelt worden, aber wir waren
schon lange vorher beste Freundinnen gewesen. Ich hatte den Fehler gemacht, sie
einem Vampir namens Barry vorzustellen. Die beiden hatten sich so heftig
ineinander verliebt, dass sie sich gleich bei ihrer ersten Verabredung von ihm
hatte zeugen lassen und ihn zwei Wochen später überflüssigerweise geheiratet
hatte.
George saß
im Schneidersitz neben mir, während Amy ihren riesigen Kleiderschrank
durchwühlte und versuchte, in seinen überquellenden Tiefen das perfekte Kleid
für mich zu finden.
Ich hatte
selbst ebenfalls einen überquellenden Kleiderschrank besessen. Aber dank der
Vampirjäger und einer Ladung präzise deponierten Sprengstoffs in meiner Wohnung
war ich seit einigen Wochen obdachlos. Ich wohnte bis auf weiteres bei George
und versuchte langsam aber sicher meinen Kleiderschrank und meine Besitztümer
wieder aufzufüllen.
Es schmerzte
mich immer noch ein bisschen, dass meine ganzen weltlichen Besitztümer in Rauch
aufgegangen waren. Das einzig Gute daran war nur, dass ich mich nicht selbst
ebenfalls in Rauch und Atome verwandelt hatte.
Doch diese
Geschichte gehörte der Vergangenheit an. Das heiß diskutierte Thema zwischen
George, Amy und mir war zurzeit natürlich der Rote Teufel.
»Ich bin
sicher, dass er sehr sexy ist«, erklärte ich. »Aber vergiss bitte nicht, dass
er zwei Leute umgebracht hat.«
»Zwei böse Leute«, fügte George hinzu. »Ich hatte sowieso das ungute Gefühl, dass
Heather nichts Gutes im Schilde führt. Ich glaube, sie hat sich sogar an meinem
Trinkgeld vergriffen.« Er musterte Amys neueste Wahl, ein knappes grünes Kleid.
»Das ist perfekt für dich, Sarah.«
Ich hatte
ihn für heute zu meinem Fahrer sowie zu meinem Interimsleibwächter ernannt,
zumindest bis Thierry mich abholte. Nachdem ich mir von Amy geliehen hatte, was
ich brauchte, wollten wir direkt nach Abottsville zu dem Schultreffen fahren.
»Viel zu
tief ausgeschnitten«, stellte ich fest. »Ich habe eine noch nicht verheilte
Stichwunde, und ich würde gerne vermeiden, sie vor sämtlichen Einwohnern meiner
Heimatstadt zur Schau zu stellen.«
Amy runzelte
die Stirn und fuhr sich durch ihre kurzen knallpinken Haare. Ganz recht, pink.
Sie hatte erst kürzlich einen kleineren Nervenzusammenbruch erlitten, als sie
glaubte, dass ihr damaliger Verlobter sie betrügen würde, und hatte das an
ihren ehemals blonden Locken ausgelassen. »Ich fürchte, ich besitze nichts, was
nicht tief ausgeschnitten ist.«
»Das könnte
ein Problem werden.«
Ich schob
den Verband unter meinem T-Shirt zur Seite und betrachtete den Beweis, dass ich
sehr dicht daran gewesen war, flauschige Flügel und einen Heiligenschein
verpasst zu bekommen.
George
musterte meine Brust. »Ein bisschen Grundierung und Puder, und niemand wird
etwas merken.«
Die Wunde
sah zwar schon deutlich besser aus, war aber weit davon entfernt, komplett
verheilt zu sein. Sie war ein grober roter Fleck von der Größe eines
Schnapsglases und sah aus wie ein heftiger blauer Fleck. Alles in allem war ich
ziemlich überrascht, wie schnell ich mich erholte. Wie Thierry sagte, lag das
wahrscheinlich an dem Meistervampirblut, das ich getrunken hatte. Ich würde
zwar keine Supervampire zeugen können, aber wenn mein Körper so schön schnell
heilen konnte, genügte mir das völlig.
Ich sah nur
selten nach der Wunde. Obwohl ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen,
war ich immer noch erschüttert von dem, was passiert war. Mich mit meinen
Freunden zu treffen und Amys Kleiderschrank durchzustöbern, war eine gute
Methode, mich davon abzulenken, dass ich beinahe gestorben wäre.
Ich hatte
den Rest der Nacht nach dem Vorfall sowie letzte Nacht kaum geschlafen. Beide
Nächte hatte ich in Thierrys Stadthaus verbracht, obwohl ich offiziell nach wie
vor bei George wohnte. Thierry behandelte mich sehr behutsam und hatte mir
deshalb nicht mehr als ein paar allerdings denkwürdige Küsse gegeben, so dass
das nicht der Grund für mein Schlafdefizit war. Leider.
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