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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nicht retten, aber wenigstens hatte Sarnow Pauls Vorgesetzten befohlen, sich zu ergeben, sobald der Feind auf Energiewaffenreichweite herankam. Der Gedanke, Paul an ein Kriegsgefangenenlager zu verlieren – besonders ein havenitisches –, brach Honor schier das Herz, aber wenigstens wäre er am Leben. Das ist das Wichtigste , versicherte sie sich. Er bleibt am Leben.
    Sie räumte sich noch einen Moment stiller Qual ein, dann steckte sie alle Gedanken an Paul Tankersley in eine Schublade ihres Verstandes und verschloß sie so liebevoll und sanft, wie sie Nimitz’ Lebenserhaltungsmodul verschlossen hatte. Ihr Gesicht entspannte sich, und sie berührte eine andere Sprechtaste.
    »Flaggbrücke, Stabschef.«
    »Ernie, hier ist der Captain. Bitte informieren Sie den Admiral, daß ich auf der Brücke bin und seine Befehle erwarte.«
     
    Konteradmiral Genevieve Chin betrachtete ihr Display auf der Flaggbrücke von VFS New Boston und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Immer wieder ermahnte sie sich, nicht die Nerven zu verlieren. Zumindest nicht im landläufigen Sinne. Schon die Tatsache, daß sie trotz ihres relativen Mangels an Dienstalter ausgewählt war, den ersten echten Angriff gegen den Feind zu führen, war Grund genug, außerordentlich zufrieden mit sich zu sein. Von dem Paar Zerstörer abgesehen, die starrsinnig immer gerade außerhalb der Raketenreichweite kreuzten, gab es kein Zeichen für Manticoraner. Selbstverständlich versorgten die beiden frechen Blechbüchsen den feindlichen Kommandeur – wo immer er sich auch verstecken mochte – mit wertvollen Daten über ihren Verband. Doch das bereitete Chin nur wenig Sorge. Überlegene Eloka oder nicht, auf keinen Fall konnte er sich mit schwach gestellten Impellern auf Raketenreichweite anschleichen, ohne daß sie ihn vorher ortete. Und wenn er sich nicht ausgerechnet in optimaler Position befunden hatte, als die ersten lichtschnellen Berichte über die Ankunft der Invasionsstreitmacht hereinkamen, konnte er keine Zeit gehabt haben, sich überhaupt noch in Abfangposition zu begeben, ohne die Impeller auf volle Leistung zu schalten; alles andere wäre ein selbstmörderisches Manöver gewesen.
    Und trotz all dieser Überlegungen fühlte Chin unleugbare Anspannung. Sie befand sich nun fast am Punkt für die Schubumkehr, aber wo blieben die Mistkerle ? Sie hätten sich mittlerweile doch zeigen müssen … es sei denn, sie hätten beschlossen, das Hancock-System kampflos aufzugeben.
    Trafen die Informationen über die manticoranische Stärke zu, dann wäre das sicherlich der rationale Schritt, fand Chin. Doch dieses Verhalten stände in diametralem Gegensatz zu ihrer Einschätzung der manticoranischen Navy. Edward Saganami selbst hatte die Standards der RMN in seinem letzten Gefecht festgesetzt – er fiel bei der Verteidigung eines Konvois gegen eine fünffache Übermacht. Im Laufe der Jahrhunderte hatten seine Erben sich ihres Gründers als würdig erwiesen; solche Tradition errang man sich nicht in einer Augenblicksentscheidung. Chin konnte sich einfach keinen manticoranisehen Admiral vorstellen, der zuließ, daß diese Tradition kampflos gebrochen wurde.
    Nein, der Kerl war irgendwo dort draußen, und er hatte etwas vor. Chin konnte ihn nicht orten, aber sie brauchte ihn nicht zu sehen, um zu wissen, daß es so war.
     
    »Antriebsabschaltung in fünf Minuten«, meldete Oselli.
    »Danke, Charlotte.« Honor schaute auf den Bildschirm, auf dem sich Sarnows Gesicht zeigte, und wollte den Mund öffnen.
    »Schon gehört«, sagte er. Er sah weniger angespannt aus als zuvor, beinahe gelassen, als wäre auch der Admiral erleichtert, daß der Augenblick der Wahrheit nahte. Und , fügte sie mit mildem Spott in Gedanken hinzu, daß wir so weit gekommen sind, ohne geortet zu werden. Die havenitischen Dreadnoughts hatten vor achtundzwanzig Minuten die Schubumkehr eingeleitet und würden wohl kaum weiter abbremsen, wüßten sie von dem Feind, der ihnen auflauerte.
    »Jawohl, Sir. Haben Sie Befehle?«
    »Danke, im Augenblick keine.«
    »Jawohl, Sir.«
    Sie lehnte sich wieder zurück und stützte die Arme auf die Lehnen des Kommandosessels. Dann konzentrierte sie sich wieder auf den Plot. Sechseinviertel Stunden waren seit der Ankunft der Haveniten vergangen; im Display folgten scharlachrote Lichtkennungen den feindlichen Wallschiffen, die stetig ihre Fahrt abbremsten und dennoch mit mehr als 20.000 Kps auf die getarnte manticoranische Kampfgruppe

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