Ein schneller Sieg
Bescheid wußte und uns nicht informiert hat, dann vielleicht deswegen, weil er eine Notwendigkeit sah, seine Beziehung zu ihnen zu zementieren – selbst auf unsere Kosten.«
»Glauben Sie wirklich, es ist so schlimm, Sid?« fragte Bergren, und der Präsident zuckte mit den Schultern.
»Eigentlich nicht – nicht wirklich. Aber wir können damit leben, übermäßig pessimistisch zu sein. Wenn die BRU das Attentat tatsächlich gebilligt hat – und Pierre davon wußte, ohne es uns mitzuteilen –, dann bringen wir uns in gewaltige innenpolitische Schwierigkeiten, wenn wir ihre Unschuld voraussetzen.«
»Wollen Sie damit andeuten, Walters LHZ-Anträge fallenzulassen?« fragte George De La Sangliere. Der beleibte, weißhaarige De La Sangliere war der Nachfolger Walter Frankels als Wirtschaftsminister – diese »Ehre« hatte er trotz gewaltiger Anstrengungen nicht ablehnen können: Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hatte, wollte die Verantwortung für die desolate finanzielle Situation der Republik übernehmen, und nun wirkte De La Sangliere beim Stellen der Frage außerordentlich unglücklich.
»Weiß ich noch nicht, George«, seufzte Harris und zwickte sich in den Nasenrücken.
»Ich sage es nicht gerne, aber ich glaube einfach nicht, daß wir es durchziehen können«, fuhr De La Sangliere fort. »Nicht, ohne das Militärbudget um wenigstens zehn Prozent zu reduzieren.«
»Unmöglich«, keifte Dumarest sofort. »Mr. President, Sie wissen, das steht völlig außer Frage! Wir müssen unsere Flottenstärke unter allen Umständen aufrechterhalten – wenigstens so lange, bis wir mit der Manticoranischen Allianz ein für allemal aufgeräumt haben.«
De La Sangliere runzelte die Stirn, ohne die Kriegsministerin anzusehen, und hielt den Blick bittend auf den Präsidenten gerichtet; als er Harris’ Miene registrierte, verschwand jede Hoffnung aus seinen Augen.
»Wir hätten sie schon vor vier Jahren fertigmachen sollen«, grunzte Duncan Jessup. Der Informationsminister war ein stämmiger, stets ungepflegt aussehender Mann, der von sich das Image des alten Onkels aufrechterhielt, welcher zwar grummelig war, aber dennoch ein Herz aus Gold besaß. Das Informationsministerium war zwar das Sprachrohr der Regierung, ihr Haupt-Propagandaorgan, aber zwanzig Jahre zuvor war es Jessup gelungen, dem Gesundheitsministerium das Büro für Mentalhygiene zu entwinden. Jessup bediente sich der Mentalhygienepolizei mit einer kalten und rücksichtslosen Effizienz, die manchmal selbst Harris angst machte, und die Kontrolle über die MHP machte ihn nach dem Präsidenten zum mächtigsten Kabinettsmitglied.
»Damals waren wir noch nicht bereit«, protestierte Dumarest. »Wir waren zu sehr damit beschäftigt, unsere Neuerwerbungen zu verdauen, als daß …«
»Und außerdem hielten Sie sich für zu schlau«, unterbrach Jessup mit rüdem Schnauben. »Zuerst der Mist im Basilisk-System, dann die Katastrophe von Jelzins Stern und Endicott. Wir haben den Manticoranern gestattet, ihre ›Allianz‹ aufzubauen, während wir unsere militärische Stärke lediglich aufrechterhielten. Wollen Sie allen Ernstes behaupten, daß wir uns nun in einer stabileren Position befinden als damals?«
»Duncan, es reicht«, sagte Harris ungerührt. Jessup funkelte ihn einen Augenblick lang an, dann senkte er den Blick, und der Präsident fuhr ruhiger fort, als ihm zumute war:
»Das Kabinett hatte beide Operationen genehmigt, und ich möchte Sie alle daran erinnern, daß die meisten unserer anderen Unternehmungen erfolgreich waren, ganz gleich, wie spektakulär die beiden Fehler gewesen sind. Wir haben den Aufbau der Manticoranischen Allianz zwar nicht verhindern können, aber wir sind trotzdem in einer starken Position. Und gleichzeitig wissen wir alle, wie ich glaube, daß der Showdown mit Manticore nicht mehr fern ist.«
Köpfe nickten unglücklich, und Harris wandte sich an Admiral Amos Parnell, den Chef des Admiralstabes der Volksflotte von Haven, der neben Dumarest saß. »Wie stehen die Chancen wirklich, Amos?«
»Nicht so gut, wie ich’s gern hätte, Sir«, gab Parnell zu. »Alles deutet darauf hin, daß Manticores technische Überlegenheit wesentlich größer ist, als wir vor vier Jahren angenommen haben. Ich habe die Überlebenden der Endicott-Jelzin-Operation persönlich befragt. Niemand von den Leuten hat dort am letzten Gefecht teilgenommen, und wir besitzen auch keine gesicherten Daten, um unsere Analysen zu untermauern, doch es ist
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