Ein schneller Sieg
Botschafter und Attaches mit unserer Version der Vorgänge als erste bei den neutralen Medien sind, wenn alles losgeht, und zwar bevor ihre verdammten Korrespondenten das Gebiet erreichen und auf ihr ›Recht der unabhängigen Berichterstattung‹ pochen können. Ich werde Jessup nächste Woche ins Bild setzen, damit seine Leute im Informationsministerium zusammenstellen können, was Ihre Leute verlauten lassen sollen.«
Bergren nickte, und Harris wandte sich an Dumarest.
»Sie sagten, Sie wüßten noch nicht, ob Sie Amos ins Barnett-System begleiten wollten oder nicht, Elaine. Haben Sie sich jetzt entschieden?«
»Ja, habe ich.« Dumarest zupfte sich stirnrunzelnd an der Unterlippe. »Mein Gefühl sagt mir, ich sollte gehen, aber Amos braucht niemanden, der ihm die ganze Zeit über die Schulter sieht. Und wenn wir beide verschwinden, dann wird mit größerer Wahrscheinlichkeit irgend jemand stutzig werden und sich fragen, wo wir stecken. Dann braucht man nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen … Deswegen werde ich zu Hause bleiben.«
»Ganz mein Gedanke«, stimmte Harris zu. »Und ich kann Sie hier auch gut brauchen. Setzen Sie sich mit Jessup und Ron zusammen, damit unsere Verlautbarungen den richtigen Klang bekommen. Ich möchte, daß diese Sache auf Kabinettsebene bleibt, bis die wirklichen Operationen beginnen, und deshalb wird die Zeit knapp, die Verlautbarungen vorzubereiten. Je detailliertere die Vorgaben, die wir den Schreibern machen können, und je mehr gesiebte Daten wir parat haben, wenn wir ihnen die Sache übergeben, desto besser.«
»Selbstverständlich, Mr. President.«
»Dann war’s das also. Das heißt …« – er wandte sich erneut an Parnell –, »eine Sache habe ich da noch.«
»Was denn, Mr. President?« fragte Parnell erstaunt, und Harris lachte vor unangebrachter Belustigung.
»Dabei geht es gar nicht um Operationen, Amos – sondern um Rob Pierre.«
»Was ist denn mit Mr. Pierre?« erkundigte sich Parnell und konnte seine Abscheu nicht völlig aus seiner Stimme heraushalten. Harris lachte wieder, diesmal natürlicher.
»Der Kerl kann einem ganz schön auf die Nerven fallen, was? Unglücklicherweise besitzt er im Quorum zu viel Einfluß, als daß ich ihn ignorieren könnte – und leider weiß er das auch. Im Augenblick löchert er mich wegen mehrerer Briefe an seinen Sohn, die ihm vom Flottensicherheitsdienst unzugestellt zurückgegeben wurden.«
Parnell und Dumarest tauschten einen beredten Blick aus. Nur in den Augen des Flottenadmirals stand eine Spur unfreiwilligen Mitgefühls. Oft verschwanden Menschen, selbst prominente Menschen in der Volksrepublik, und Verwandte gerieten schon bei der Erwähnung des Wortes »Sicherheit« ins Schwitzen. Der Flottensicherheitsdienst genoß unter den zahlreichen Sicherheitsorganen der VRH noch den besten Ruf (und die Mentalhygienepolizei mit einigem Abstand den schlechtesten), doch auch der FSD war ein Sicherheitsdienst. Parnell verabscheute sowohl Rob Pierre als auch dessen Sohn Edward, aber dennoch war ihm die Liebe des älteren Pierre zu seinem Sproß wohlbekannt.
Doch wieviel Mitgefühl Parnell auch verspüren mochte, er war noch immer der Chef des Admiralstabs, und Pierre der Jüngere nach wie vor ein Offizier unter seinem Kommando und besaß offiziell nicht mehr Rechte als jeder andere.
»Ich bin darüber nicht informiert worden, Mr. President«, sagte er nach kurzem Zögern. »Admiral Pierres Geschwader ist in unsere gegenwärtigen Operationen eingebunden, und wir haben eine absolute Nachrichtensperre verhängt, um die Sicherheit des Unternehmens zu gewährleisten.«
»Sie können in diesem Fall also keine Ausnahme machen?« fragte Harris. Sein Tonfall deutete an, daß er nicht vorhabe, Parnell zu drängen, wenn er ihn abwiese, und so könnte der Admiral reinen Gewissens den Kopf schütteln.
»Das würde ich wirklich vorziehen, Sir. Zum einen, weil die Geheimhaltung der Operation wirklich sehr wichtig ist. Zum anderen aber auch, um offen zu sein, weil es wegen Admiral Pierre bereits einigen Groll gibt, dank der unverhohlenen Art, in der sein Vater seinen Einfluß nutzt, um die Karriere seines Sohnes voranzutreiben. Das ist sehr unglücklich, denn Admiral Pierre ist trotz einer gewissen Hitzköpfigkeit und Arroganz wirklich ein sehr kompetenter Offizier – auch wenn ich ihn persönlich ablehne. Aber wenn ich ausgerechnet in seinem Fall eine Ausnahme mache, dann wird sich unter den anderen Offizieren Protest erheben.«
Harris
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