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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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seine Ehefrau nicht mit unter das elterliche Dach hatte bringen wollen. Barney war vor über zwanzig Jahren dort eingezogen. Damals waren sowohl er als auch das Haus recht respektabel gewesen. Das Trinken war noch nicht zu einem Problem geworden, und er hatte seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Partituren verdient. Er hatte sich als Gentleman und Bohémien betrachtet (und war von anderen so gesehen worden), ein Mann von Talent und Bildung mit zwei akzeptablen Exzentrizitäten. Diese waren zugleich seine Schwächen: alter Whisky und junge Schauspielerinnen. Verständlich, wenngleich durchaus anrüchig.
    Bevor der Whisky wichtiger geworden war als der Sex, hatte er regelmäßig junge Frauen zu sich nach Hause gebracht. Keine war lange geblieben. Damals hatte das Haus noch einsamer gelegen als heute; die Neubaugebiete, die wie Pilze rings um Bamford aus dem Boden geschossen waren, hatten zu jener Zeit noch nicht existiert, und das Pub, eine ehemalige Raststelle der Wollkarawanen, hatte ganz allein an der Straße gestanden. Die Mädchen – einige von ihnen sehr hübsch, auch wenn Barney sich nicht an einen einzigen Namen erinnern konnte – hatten sich ein malerisches altes Landhaus vorgestellt. Doch das rote Gemäuer war weder malerisch noch antik. Es war nichts außer einsam und abgelegen, und nach ein paar Tagen hatten sie alle genug gehabt. Was Barney betraf, so machte der Whisky ihren Verlust mehr als wett.
    Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit, und ein Wagen raste an ihm vorbei. Barney musste zur Seite springen und wäre fast in den Graben gefallen. Er fluchte heftig. Eines Tages würde man ihn tot auf der Straße finden, über den Haufen gefahren! Es war stockdunkle Nacht, aber niemand fuhr deswegen vorsichtiger.
    Er ging wieder los, und als seine Entrüstung ein wenig abgeklungen war, kreisten seine Gedanken erneut um das Mädchen im Pub und die halb vergessenen Erinnerungen, die es geweckt hatte. Im Gegensatz zu dem Wirt hatte Barney sich keinen Augenblick über ihr wirkliches Alter hinwegtäuschen lassen. Sechzehn Jahre und keinen Tag mehr. Um die Wahrheit zu sagen, vielleicht war sie sogar erst fünfzehn oder noch jünger gewesen. Heutzutage machten sich doch alle Dauerwellen, färbten sich die Haare und malten ihre Gesichter an. Schon die Schulmädchen liefen in Kleidern herum, die man zu seiner Zeit höchstens in Soho zu sehen bekommen hätte.
    Wie kommt es nur, fragte sich Barney nicht wenig verwundert, dass Mädchen von zehn oder zwölf Jahren sich mit einem Schlag in Frauen verwandeln, einfach so, über Nacht? Damals, als er jung gewesen war, hatte es noch ein Zwischenstadium gegeben, wo sie staksig und ungeschickt und albern gewesen waren. Wo sie noch heimlich mit pinkfarbenem Lippenstift experimentiert hatten, den sie sich vor dem Nachhausegehen wieder abgewischt hatten, und wo sie tiefrot angelaufen waren, wenn ein Junge sie angesehen hatte. Heutzutage legten sie mit einem Schlag ihre kindliche Unschuld ab und zeigten eine erstaunliche Reife, und die Jungen, wenigstens soweit Barney es beurteilen konnte, flüchteten voller Entsetzen vor ihnen!
    Er setzte sich auf einen Zauntritt, um ein wenig auszuruhen, bis er wieder zu Atem gekommen war. Neben der ärgerlichen Atemnot verspürte er manchmal stechende Schmerzen in der Brust, die er auf zu viel Kohlensäure im Bier zurückführte. Es würde wirklich nicht mehr lange dauern, und er war nicht mehr imstande, den weiten Marsch zu unternehmen. Er weigerte sich, über die Konsequenzen nachzudenken. Es war kalt hier draußen, und sein Blut war vom Alkohol verdünnt. Barney zitterte und rieb sich die Hände. Und während er dies tat, hörte er in der Ferne einen quiekenden Schrei wie von einem Schwein. Er verzog das Gesicht.
    Auf der anderen Straßenseite, genau gegenüber der Stelle, wo er saß, befand sich eine Bresche in der Baumreihe, und er konnte auf das freie Land dahinter sehen. Die Sterne glitzerten wie Kristalltropfen in der frostigen Novembernacht, und ein voller Mond tauchte alles in helles silbernes Licht. Barney sah Hecken, Tore und Bäume, scharf umrissen wie ein Papierfries.
    All das gehörte zum Besitz von Park House. Ein Stück weiter rechts konnte er sogar das Haus selbst sehen, eine palladianische Miniatur mit einem Säulenvorbau, der im silbernen Licht aussah wie Reihen blasser Spargelstangen. Das gesamte Haus wirkte wie von einer anderen Welt, als sei es von magischer Hand entführt und hier in dieser ländlichen Umgebung

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